So lässt es sich leben: Im Ausland studieren und Champagner trinken Studentin Christina Heinen über die Vorzüge von Frankreich und Deutschland

Jüchen · Einmal ins Ausland gehen — das wird heutzutage von jedem Studenten erwartet. Sonst wird es schwierig mit der Konkurrenz. Doch viele scheuen die Selbstständigkeit in einem anderen Land mit einer anderen Sprache.

 Für Champagner ist Reims sehr bekannt. Aber auch Ausrüstungsgegenstände für die Raumfahrt werden hier hergestellt.

Für Champagner ist Reims sehr bekannt. Aber auch Ausrüstungsgegenstände für die Raumfahrt werden hier hergestellt.

Foto: Fotos: privat

Christina Heinen hat den Schritt gewagt und sich für ein Auslandssemester in Reims entschieden. Die 24-jährige BWL-Studentin ist dort für vier Monate, um neue internationale Leute und Kulturen kennen zu lernen und neue Lebenserfahrung in einem anderen Land zu sammeln. Redakteurin Alina Gries hat mit der BWL-Studentin über Champagner, die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland und die Mentalität der Franzosen gesprochen.

Warum haben Sie sich dazu entschieden ein Auslandssemester in Reims zu verbringen?

Ich war schon immer daran interessiert, temporär in Frankreich zu leben. Die Verbundenheit zu dem Land ist vor allem seit der Schule gegeben — unter anderem durch den Französisch-Leistungskurs, Austausch nach Lille oder Ausflüge nach Paris. Für Reims habe ich mich entschieden, weil es ein Ort in der Champagne ist, eine kleinere Stadt, in der man sich schnell und gut zurecht findet (ähnlich wie Aachen) und die "Business School" hat mir am meisten zugesagt.

Wie ist das Auslandssemester organisiert?

Organisiert wird mein Auslandssemester durch das universitäre Erasmus-Studienprogramm. Anders als in Deutschland dauern die Seminare in Frankreich drei Stunden, statt der üblichen 1,5 Stunden. Außerdem hat das Wintersemester bereits im September begonnen und endet im Dezember, während in Deutschland das Wintersemester von Oktober bis April geht. Ansonsten muss ich vor allem viele Klausuren, Gruppenarbeiten, Präsentationen und Paper-Abgaben in meinem Auslandssemester bewältigen.

Was sind Ihrer Meinung nach die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich?

Das ist tatsächlich eine ganze Menge (lacht). Deutschland hat beispielsweise mehr bürokratische Abläufe, einen großen Organisationsaufwand, mehr Struktur — Deutsche sind immer pünktlich und arbeitsmotiviert, während Franzosen sich diesbezüglich eher zurückhalten (lacht). Die sind eher entspannter in allen Lebenslagen, weniger organisiert und lieben ihre Sprache (viele können nicht einmal Englisch) und weichen ungerne davon ab. Im Bereich der Geschäftsstruktur in Frankreich ist mir aufgefallen, dass alles etwas teurer ist. Zudem ist die Kriminalität viel höher — vor allem als Frau muss man viel vorsichtiger sein als in Deutschland. Dementsprechend treten Polizei und Militär vor allem auch in Paris massiv auf. Bezüglich der Mentalität sind die Franzosen manchmal unfreundlicher, weniger hilfsbereit und sehr entspannt — Deutsche sind oft zu "ordentlich" und "prüde".

Was schätzen Sie an Frankreich?

Das Essen! Ich liebe Baguette und Pain-au-chocolat. Dann natürlich noch, in Bezug auf Reims, den Champager. Es gibt viele unterschiedliche Champagnerhäuser, in denen man "Tastings" machen kann. Zudem ist Paris meine Lieblingsstadt in Europa. Die Architektur in den Städten ist beeindruckend und die Sprache hat einen sehr schönen Klang und ist nicht so "hart" wie Deutsch. Und natürlich schätze ich das Tram-System. Das ist schnell, zuverlässig und immer pünktlich.

Was vermissen Sie von Ihrem Heimatort Jüchen?

Natürlich meine Familie, Freunde und meinen Freund, aber auch wieder mehr Verantwortungsbewusstsein an den Tag zu legen (lacht). Zumindest hoffe ich das — die entspannte Art der Franzosen schaut man sich ganz schnell ab.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie wieder in der Heimat sind?

Auf deutsches Vollkornbrot, guten Kaffee und Kosmetik-Ketten, wie "DM" oder "Rossmann", günstiges Wasser mit Kohlensäure und günstigeres Ausgehen.

Was sind Ihre Pläne nach dem Auslandssemester?

Weihnachten feiern mit der Familie und einige alte und neue Freunde besuchen. Von Februar bis Mai trete ich dann noch ein Praktikum in Mönchengladbach an und werde anschließend wieder weiter für meinen Master in Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt "Marketing, Innovation, Entrepreneurships" in Aachen studieren.

Würden Sie nach Frankreich zurückkehren wollen?

Ja jederzeit! Ich habe tolle neue Erfahrungen gesammelt und sehr nette neue Leute kennen gelernt.

Was würden Sie den Skeptikern mit auf den Weg geben?

Ich würde jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, ein Auslandssemester zu machen. Man sollte diese tolle Zeit nutzen, um über sich hinauszuwachsen und seinen Erfahrungshorizont zu erweitern.

Vielen Dank für das Interview. Trinken Sie einen Champagner auf den Top-Kurier und genießen Sie noch die restliche Zeit in Reims.

(Kurier-Verlag)
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