Was Männer und Frauen in Wirklichkeit unterscheidet

Bedburdyck · „Männer werden muffeliger. Die sind im Alter nicht mehr so mitteilungsbedürftig“, lachen die drei Damen fröhlich, die sich zum Interview mit dem Erft-Kurier zusammengefunden haben. Und versuchen damit auch zu ergründen, warum es ein ihrem Angebot an die Damenwelt ähnliches für die Herren der Schöpfung nicht gibt ...

 Der Vorstand des hundertjährigen Vereins in diesem Sommer bei einem Ausflug zum Rhein.

Der Vorstand des hundertjährigen Vereins in diesem Sommer bei einem Ausflug zum Rhein.

Foto: Foto: Archiv

Annegret Thomas (Vorsitzende), Kläre Koschwitz (ihre Stellvertreterin) und Dorothea Titzer (Pressewartin) repräsentieren dabei mit dem „Frauen- und Mütter-Verein St. Martinus Bebdurdyck“ einen Zusammenschluss, der in diesen Tagen auf sein hundertjähriges Bestehen zurückblicken kann. Morgen wird übrigens gefeiert: Um 10 Uhr beginnt das Hochamt – gemeinsam mit „musikalischen Freunden“ gestaltet. Danach wird im Jugendheim gefeiert. Und zu so einem Geburtstag ist dann natürlich auch der Bürgermeister eingeladen.

Männer ... Beim hundertsten Geburtstag „sind auch Männer zugelassen. Ausnahmsweise“, griemelt die Vorsitzende. Und ihr Mann kommentiert jovial-fröhlich aus dem Hausflur heraus: „Aber auch nur zum Arbeiten.“

Damals, als „frau“ sich mitten im Ersten Weltkrieg zusammenfand und den Frauen- und Mütter-Verein gründete, war wahrscheinlich wirklich „Not am Mann“. Immerhin traten damals 90 Prozent der ansässigen Weiblichkeit dem Verein bei.

Die Damen sind mit ihren heutigen Mitgliederzahlen dennoch sehr zufrieden: 220 Frauen aus dem gesamten Sprengel (bis Rath, Aldenhoven und Damm) werden betreut. Und das, obwohl es die „Katholische Frauengemeinschaft“ in der Gemeinde auch gibt.

Der Beitrag kostet fünf (!) Euro im Jahr. Dorothea Titzer: „Wir sind ganz billig und machen viel.“ So gibt es jeden Monat ein gemeinschaftliches Frühstück, bei dem stets um die 50 Damen umsorgt werden müssen. Und das sei gerade für die Älteren immer wieder ein echter Höhepunkt. Und worüber redet „frau“ dann so?

Männer ... Kläre Koschwitz beseufzt die unwissende Frage des Journalisten. Na das, was so im Ort geschehen ist. Wer was warum oder auch warum nicht gemacht hat. Leben, Alltag, Menschliches. „Damit sich die Frauen mindestens einmal im Monat treffen und dabei plaudern können“, formuliert sie genauer.

Die Herren der Schöpfung wären entweder an einem „Dorf-Klatsch“ nicht interessiert. Oder hätten heutzutage keine Gelegenheit mehr. „Männer-Vereine gibt es nur wenige. Die Theke gibt es nicht mehr. Männer sind im Alter isolierter“, überlegt auch Annegret Thomas.

Auch das Kneipensterben (in Bedburdyck gibt es keine einzige mehr, betonen die Frauen) trage dazu bei. „Und die jungen Männer gehen sonntags nicht zum Frühschoppen. Die gehen dann mit ihren Kinder und Babys spazieren“, haben die Damen beobachtet. Und das sei ja auch sinnvoller, wenn beide Geld verdienen müssten und Familie nur am Wochenende stattfinden könne.

Der jubilierende Verein bietet seinen Mitgliedern aber nicht nur die monatlichen Frühstücksrunden an. Auch Ausflüge (meist von Dorothea Titzer vorbereitet) stehen auf dem Programm. Demnächst geht es mit zwei Bussen (!) zum Adventsmarkt nach Ahrweiler. Und zum Shoppen. Denn das mögen die „St. Martinus“-Frauen auch.

Natürlich ist das für den Vorstand alles Arbeit. Aber: „Es ist einfach immer schön. Wir machen es gerne, weil es gerade den alten Damen wirklich Spaß macht“, fasst die Vorsitzende zusammen. Und die Herren der Schöpfung werden dann weder vermisst noch thematisiert.

Männer ... „dat lohnt sich doch bald nicht mehr ...“, lacht Kläre Koschwitz herzhaft. Nur ein Funkeln in den Augen deutet Widerspruch an.

-gpm.

(Kurier-Verlag)
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