Jutta Köchner führt den Kreis-Katholikenrat an Kirche, das sind die Christen, nicht der Apparat

Grevenbroich · "Wir müssen einen Weg zwischen Tradition und Moderne finden", so Jutta Köchner, "diesen Kompromiss werde ich aber wahrscheinlich nicht mehr miterleben. Ich bleibe Kirche aber treu, weil große Veränderungen nicht gehen und auch nicht sein müssen.

Jutta Köchner führt den Kreis-Katholikenrat an: Kirche, das sind die Christen, nicht der Apparat
Foto: privat

Wir müssen uns mehr mit dem Glauben beschäftigen. Das ist aber ein schwieriges Thema, weil viele Jahre nicht über den Glauben geredet wurde und es den Menschen schwerfällt, überhaupt über ihren persönlichen Glauben zu sprechen." In ihrer neuen Funktion als Vorsitzende des Katholikenrats im Rhein-Kreis will Jutta Köchner einen kleinen Anstoß geben, Kirche zu verändern.

Dabei hat das Thema "Kirche" Köchner schon seit ihrer Geburt begleitet. "Meine Familie hat ein sehr katholisches Leben geführt. Daher habe ich mich auch schon früh an ehrenamtlichen Tätigkeiten beteiligt. Das lag aber auch daran, dass wir einen Priester hatten, der gute Jugendarbeit geleistet hat", erzählt sie. Doch auch bei ihr hat es eine Phase gegeben, wo sie sich von der Kirche entfernt hat.

"Zwischen dem Studium, Berufsstart und Familie habe ich die Kirche nicht mehr regelmäßig besucht und mich auch weniger um das Ehrenamt gekümmert. Erst durch die Kommunion-Katechese bin ich wieder in einen engeren Kontakt mit der Kirche getreten." Dabei ist es bei ehrenamtlichem Engagement innerhalb der Kirche nicht geblieben. "Ich bin sehr neugierig und schaue auch gerne einmal über den Tellerrand hinaus."

Beispielsweise widmete sich Köchner 30 Jahre lang der DLRG. "Es gibt eine Generation in Grevenbroich und Hemmerden, die bei mir und meinem Ehemann schwimmen gelernt haben", lächelt sie.

Ursprünglich wollte Jutta Köchner den Vorsitz gar nicht annehmen. "Als ich im Herbst vergangenen Jahres gefragt wurde, ob ich Vorsitzende des Katholikenrats werden möchte, war mein ursprünglicher Gedanke, gleich ,nein‘ zu sagen. Ich habe mir überlegt, mit welchen Zielen ich mich einbringen könnte und wie diese auch verwirklicht werden können." Letzten Endes haben Gespräche mit Priestern und Ehrenämtlern sowie im gemeinsamen Team ihr geholfen. "Wir haben uns entschieden, dass gemeinsam zu machen. Ich arbeite gerne teamorientiert, weil ich überzeugt bin, als Einzelkämpferin kann ich nichts erreichen. Deshalb bin ich auch mit Überzeugung in die Wahl gegangen. Wenn ich mich dazu entscheiden, zu etwas ,ja‘ zu sagen, dann stehe ich auch voll dahinter."

Ideen habe Köchner dabei viele. "Eines der wichtigsten Themen in der Zukunft wird sicherlich sein, jedem Christ, der noch da ist, deutlich zu machen, dass er Kirche ist und nicht, dass Kirche die Institution ist", erzählt sie. Dass diese Kirche selbst gestalten können, müsse noch deutlich gemacht werden. "Wenn wir das nicht tun, dann wird die Kirche leer sein. Das Austreten ist dabei nicht das Ding." So sei Köchners Meinung nach der Glaube da, nur der Bezug zur Kirche würde fehlen, um überhaupt dorthin zu gehen.

"Nehmen wir als Beispiel die Firmung. Noch sind genug da, viele sind bereit sich firmen zu lassen. Wir müssen den Weg finden, diese auch zu halten." Das sei jedoch schwierig, da niemand die Antwort kennen würde. Es müssten viele neue Ideen her, Gottesdienste anders zu gestalten.

"Kirche als uralte Institution hat natürlich große Probleme sich zu verändern", so Jutta Köchner auf die Frage hin, ob die Kirche mit der Zeit mitgehen müsse, "aber sie tut es; zumindest in kleinen Schritten." Köchner sei es dabei vor allem wichtig, die Ehrenämter wertzuschätzen. "Auch hier müssen wir einen Weg finden, sie zu halten."

Ihr schwebe vor mehr Gesprächskreise zu veranstalten, an denen Bürger teilnehmen und ihre Meinung äußern können. "Kirche ist sehr ambivalent. Es gibt viele, die vielleicht auch am inneren Kirchenbild etwas ändern wollen, aber auch viele die das nicht teilen." So habe Köchner auch den Eindruck, Kirche zeige sich draußen als ein geschlossener Kreis. "Diesen gilt es aufzubrechen", findet sie und meint später: "Alles ist möglich in einer engagierten Kirche, die nicht nur wartend empfängt, sondern sich auch selbstständig auf den Weg macht."

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