Gottesdienste unter Pandemiebedingungen „Das Abendmahl wird nicht online gefeiert“

Jüchen · Die Bundesregierung hat zunächst eine Empfehlung heraus gegeben, keine Gottesdienste an Ostern zu feiern. Diese wurde zwar zurück gezogen (Stand Donnerstag), aber sorgte dennoch für Diskussionsstoff in den Kirchen. Was hätten die Jüchener Kirchen-Chefs daraus gemacht? Ulrich Clancett von der katholischen Kirche und sein evangelischer Kollege Horst Porkolab sind sich einig: Gottesdienste müssen unter Pandemiebedingungen vor Ort gefeiert werden können. Denn die Botschaft ist klar: „Gottesdienste sind lebensnotwendig und systemrelevant.“

 Horst Porkolab (Foto) und Ulrich Clancett sind sich einig, dass Gottesdienste vor Ort gefeiert werden müssen.

Horst Porkolab (Foto) und Ulrich Clancett sind sich einig, dass Gottesdienste vor Ort gefeiert werden müssen.

Foto: H. Dieker

„Für die Bemühungen, die Pandemie in den Griff zu bekommen, verdienen regierende Politiker durchaus Respekt. Deren neuliche Bitte an die Religionsgemeinschaften, ihre Gottesdienste generell online abzuhalten, hat allerdings Befremden erzeugt“, fasst der evangelische Pfarrer Horst Porkolab zusammen. Ulrich Clancett pflichtet ihm bei: „Wir hätten alles wie geplant angeboten. Es ärgert mich, dass wir die Verantwortung zugeschoben bekommen sollten. Sollte etwas schief gehen, wären wir die Blöden – war ja nur eine Empfehlung. Ich fände es viel sinnvoller, wenn wir uns mal darauf konzentrieren, dass zum Beispiel die ,Luca-App’ vorangetrieben wird, damit die Leute nicht immer noch die Zettel ausfüllen müssen und alles rückverfolgbar ist.“

Das sieht auch Porkolab so: „Konzepte zu Abstand und Hygiene haben sich im Raum der Kirchen bisher bewährt. Auch bei uns vor Ort. Es besteht doch keine Gottesdienstpflicht. Wer aber kommen möchte, soll dieses Grundrecht wahrnehmen können. Zum Gottesdienst gehört neben Gehörtem auch konkretes Tun: Die Feier des Sakramentes. Abendmahl geht virtuell überhaupt nicht. Und auf Dauer wird es theologisch bedenklich, wenn sich die Gemeinde nicht mehr real trifft, sondern zunehmend zur Zombiegemeinschaft mutiert.“

 Pfarrer Ulrich Clancett

Pfarrer Ulrich Clancett

Foto: Ulrich Clancett/NN

Auch Clancett ist der Ärger anzumerken: „Die Leute sind ja nicht blöd, sie gehen sehr sorgsam mit der Pandemie um und wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie zu uns in die Kirche kommen. Und es wird ja auch niemand gezwungen, den Gottesdienst zu besuchen. Ich denke auch nicht, dass wir bis auf den letzten Platz ausgebucht sein werden. Aber unser Angebot ist substantiell, kein schmückendes Beiwerk.“ Deshalb stand es für Clancett nicht zur Debatte, die Ostergottesdienste nur online zu streamen: „Es gibt ganz viele Möglichkeiten dazu. Wer möchte, findet ganz tolle Angebote. Aber es muss eben auch die Möglichkeit geben, in die Kirche zu kommen.“

Alle aktuellen Angaben zu den Gottesdiensten der evangelischen Kirche sind zu finden unter www.ev-kirche-juechen.de . Die katholische Kirche hat einen Überblick unter www.gdg-juechen.de.

Clancett gibt noch einen Punkt, der zum Nachdenken anregt: „Albert Camus hat geschrieben ,Die einzige Art, die Pest zu bekämpfen, ist die Ehrlichkeit’. Und die würde ich mir für die Pandemie-Bekämpfung wünschen, denn wenn man sich mal ehrlich hinterfragt: Die ist aktuell leider auf vielen Seiten nicht gegeben. Hinterfragen Sie das mal! Dabei müssen wir das jetzt zusammen schaffen!“

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