Zwei Trampeltiere für Marin Schumacher Der Traum von der eigenen Kamelfarm

Jüchen · Dass man Marvin Schumacher schon mal bei einem Spaziergang mit seinen Alpakas begegnet, sind die Jüchener fast gewohnt. Als er aber plötzlich mit zwei Trampeltieren zum Brötchenholen vor der Bäckerei stand, sorgte das doch für einiges an Aufsehen.

 Marvin Schumacher erfüllte sich den Traum einer Kamelfarm: „Jenges“ und „Faruk“ sind die neuen „Mitbewohner“.

Marvin Schumacher erfüllte sich den Traum einer Kamelfarm: „Jenges“ und „Faruk“ sind die neuen „Mitbewohner“.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

„Jenges“ und „Faruk“ heißen die beiden „Neu-Jüchener“, sind Halbbrüder und 18 Monate alt. Vor gut einem Monat haben sie ihre neue Heimat auf der Kamelfarm von Marvin Schumacher bezogen und leben sich seither gut ein. Wenn er auf die Weide geht, kommen die beiden auch kuscheln oder geben Küsschen. „Deswegen trage ich immer einen Hut und einen Overall gegen den Sabber“, lacht er.

Für den Kamelfreund aus Jüchen geht damit ein Traum in Erfüllung. Schon seit Jahren beschäftigt er sich mit Trampeltieren, ist im Verein „Altwelt Kamele“ aktiv, fährt durch die Welt zu befreundeten Züchtern und besucht andere Höfe. „Kamele waren einfach schon immer mein Ding, ich bin kein Pferdefreund“, erzählt Marvin Schumacher. Mit den kleinen Kamelen – den Alpakas – fing es vor einigen Jahren an. Dass es dann irgendwann noch eine Steigerung geben würde, war nur eine Frage der Zeit.

Bevor sein Traum von den eigenen Trampeltieren wahr werden konnte, galt es aber noch einiges zu vorzubereiten. Denn es gibt Vorschriften vom Veterinäramt für die Haltung zu beachten, beispielsweise was Stall und Weiden betrifft. Außerdem brauche man Nachweise im Umgang mit den Tieren. Und das sei auch gut so, betont Marvin Schumacher. Denn Kamele, egal welcher Art, seien keine Haustiere. Man dürfe nie vergessen: „Statistisch gesehen ist das Kamel das gefährlichste Wildtier. Es passieren jedes Jahr auch noch immer tödliche Unfälle.“

Zum Schutz stehen die Trampeltiere daher hinter einem dreifachen Zaun, der mit Strom gesichert ist. Die Vorsichtsmaßnahme hat aber auch noch einen anderen, ernsten, Hintergrund: Bereits bei den Alpakas erlebte Marvin Schumacher immer wieder, wie Spaziergänger die Tiere mit Brot fütterten. Das kann diese jedoch krank machen und sogar zum Tod führen. Seither ist die Weide so abgetrennt, dass kein direkter Kontakt zu den Tieren mehr möglich ist und auch ein Videoüberwachungssystem wurde installiert. So ist also dafür gesorgt, dass es den kleinen und großen Kamelen gut geht.

Ob das Alarmsystem funktioniert, hat Trampeltier „Jenges“ übrigens schon selbst getestet, wie Schumacher lachend erzählt: „Schon am zweiten Tag hatte er raus, wie man die Türen und Riegel aufmacht. Nachts wurde der Weidealarm ausgelöst und als ich dann raus bin, stand da kein Eindringling, sondern ,Jenges‘.“ Trampeltiere seien generell verdammt schlaue Tiere, erklärt der Jüchener. Sie hören auf die Körpersprache ihres Gegenübers, reagieren auf Gesten, aber auch Kommandos. „Die Ausbildung ist nicht einfach. Man braucht einen langen Atem und muss auch mit Verletzungen rechnen“, so Schumacher. Respekt gegenüber den Tieren sei immer wichtig, sie sind stark und wiegen ausgewachsen (mit um die vier Jahren) gut eine Tonne.

Ein bisschen wachsen werden die 18 Monate alten „Jenges“ und „Faruk“ also noch. Dafür futtern sie jeden Tag gut 25 Kilogramm: Frisches Gras, Heu, Stroh und eigens angefertigte Kamelpellets gibt es. Außerdem bekommen sie ein eigenes Mineralpulver. 

Aktuell seien „Jenges“ und „Faruk“ in einer Phase, in der sie ein bisschen stur sind. Generell schätze Marvin Schumacher sich aber sehr glücklich mit seinen beiden Jungs und den Fortschritten, die sie machen. Regelmäßig übt er mit ihnen das Laufen mit Geschirr und Leine – alles Maßanfertigungen – und das eben auch mal auf dem Weg zum Bäcker. Denn für die Zukunft plane er, auch Dinge wie Kamelreiten anzubieten.

Die Kamelfarm aus Jüchen hat sich übrigens schon bei den Kamel-Freunden rumgesprochen. Anfragen aus ganz Deutschland, um Tiere bei Marvin Schumacher in Pension zu geben, gebe es bereits. „Im Umkreis von 200 Kilometer bin ich wohl der Einzige mit einer Kamelfarm“, berichtet er, „es spielt sich viel in Bayern und im Osten ab.“ Platz für weitere Tiere sei auf jeden Fall. Marvin Schumachers Herde sei hingegen erstmal komplett. „Aber sag niemals nie“, sagt er schmunzelnd.

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