MIT-Forderungen gegen Arbeitskräftemangel „Wer nicht arbeiten will, muss fühlen“

Grevenbroich · Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) im Rhein-Kreis fordert mehr Anstrengungen von der Bundesregierung, um den gravierenden Fach- und Arbeitskräftemangel abzumildern.

Stefan Arcularius, Vorsitzender der MIT im Rhein-Kreis, sieht im Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel einen der größten Dämpfer für Wohlstand und Wachstum in Deutschland: „Aus dem Fachkräftemangel ist längst ein Arbeitskräftemangel geworden. Alle Ressourcen müssen genutzt werden – im In- und Ausland. Ohne Denkverbote.“

Es müsse mehr für die Duale Ausbildung geworben werden. Arcularius: „Es muss in Schulen verpflichtend sein, neben KAoA (kein Abschluss ohne Anschluss) eine Praxiswoche in Handwerks- und Industriebetrieben durchzuführen, um die Schüler für diesen Teil der Berufswelt zu begeistern. Deutschland braucht nicht nur Master sondern auch Meister.“

Außerdem setzt sich die MIT Rhein-Kreis für mehr gesteuerte Zuwanderung aus dem Ausland ein. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz seien 2020 zwar die richtigen Weichen gestellt worden. Aber gerade bei Arbeitskräften gäbe es noch viel Potenzial.

Nicht zuletzt scheitere die Zuwanderung an der Umsetzung. Bürokratiehürden wie die Anerkennung der Gleichwertigkeit von Abschlüssen, lange Wartezeiten bei den Behörden und mangelnde Digitalisierung würden es häufig verhindern, dass Unternehmen Arbeitskräfte schnell und effektiv einbinden und binden könnten. Arcularius sieht die Regierung in der Pflicht: „Die Ampel muss hier behördliche Verfahren beschleunigen, Gleichwertigkeits-Vorschriften praktikabler gestalten, den Spracherwerb im Ausland und vor allem noch stärker im Inland unterstützen. Die praxistaugliche Handhabung vor Ort muss noch effizienter und effektiver werden.“

Auch müsse der Staat aktiver bei der Arbeitskräftegewinnung werden, so Arcularius: „Der Staat muss über die Botschaften und die vom ihm mitfinanzierten Goethe-Institute und Auslandsschulen verstärkt junge Menschen mit Deutschkenntnissen für eine Ausbildung in Deutschland interessieren.“

Außerdem müssten die Hartz-IV-Sanktionen wieder in Kraft gesetzt werden. „Wer nicht arbeiten will, obwohl er es kann, muss fühlen“, sagt Arcularius.

Weitere Forderung der MIT Rhein-Kreis: Die Regierung muss Bürokratie abbauen, statt dauernd die Betriebe mit zusätzlichen Auflagen zu belasten. Arcularius: „Wenn bei jedem Mittelständler ein bis zwei Mitarbeiter nur mit Statistikpflichten, Dokumentationszetteln oder Lieferkettennachweisen beschäftigt sind, bindet das Ressourcen, die man besser in Produktion oder Kundendienst stecken könnte. Da kann die Politik sehr schnell sehr konkret helfen, wenn sie die Vorschriften streicht.“

(-ekG.)
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