Fettexplosion an Schloss Dyck: Übung zeigt Probleme in Funk-Kommunikation

Damm · „Können wir noch was warten, der Nebel muss sich noch verteilen“, lautet die Frage durch den Funk. Kurze Zeit später schrillt dann auch schon der Brandmelder. In einer Küche auf Schloss Dyck ist es zu einer Fettexplosion gekommen.

 Einsatzkräfte transportieren die „Verletzten“ ab. Dabei wurden die „Opfer“ im Vornherein realistisch mit Brandwunden geschminkt.

Einsatzkräfte transportieren die „Verletzten“ ab. Dabei wurden die „Opfer“ im Vornherein realistisch mit Brandwunden geschminkt.

Foto: Fotos: Alina Gries

Die Anzahl der Verletzten ist nicht bekannt. Um den Einsatzkräften der Feuerwehr den Weg zu zeigen, winkt der Hausmeister des Schlosses hektisch am Eingang. Die Herbstübung der Feuerwehr Jüchen kann somit losgehen. Speziell dabei ist in diesem Jahr eine neue Drohne, die die Einsatzkräfte auch künftig unterstützen soll.

Mit Blaulicht trifft das erste Löschfahrzeug der Gemeindefeuerwehr schon nach wenigen Minuten ein. „Hierbei handelt es sich um ein speziell auf Schloss Dyck zugeschnittenes Löschfahrzeug“, erklärt Feuerwehrleiter Heinz-Dieter Abels, „das gibt es nur einmal in Deutschland und wurde vor zwölf Jahren für 120.000 Euro angeschafft.“ Dabei sei das Fahrzeug auch mit einem speziellen Hochdrucklöscher ausgestattet. „Wir arbeiten hier mit viel Druck, um den Wasserschaden am Gebäude und gegebenenfalls auch an den Gemälden zu verringen“, weiß Abels weiter. Gelöscht muss heute allerdings kein wirklicher Brand. „Seitdem ich schon bei der Feuerwehr bin, gibt es die jährliche Herbstübung bei der an unterschiedlichen Konzepten geübt wird“, meint Abels.

In diesem Jahr sei es vor allem die Berücksichtigung des neuen Hotelbetriebes am Wasserschloss. Während eine Gruppe von Einsatzkräften den Plan des Schlosses überprüft, sind mehrere Hilferufe zu hören. Das Piepen wird immer lauter, der Nebel immer dichter, bis acht Verletzte aus der Küche des Hochschlosses sicher geborgen werden können. „Das Problem bei Schloss Dyck sind die langen Anmarschwege“, weiß Abels weiter, „die Luftlinie zwischen dem ersten Torbogen und dem Torbogen zum Hochschloss beträgt schon alleine 170 Meter.“ Zur Orientierung hängen an den Wänden des Gebäudes sogenannte Linienlaufkarten mit denen die Einsatzkräfte die Laufwege studieren können. Und trotzdem hat sich der Einsatz „im schnellen Bereich der Hilfeleistung“ gehalten, weiß Marc Zellerhoff, ärztliche Leiter des Malteser Hilfsdienstes, der mit seinem Team ebenfalls vor Ort Hilfe leistet.

„Die Hilfsfrist, bis zum Eintreffen zur Unfallstelle, beträgt zwischen acht und zwölf Minuten“, erklärt er weiter, „das Eintreffen zählt schon ab dem vorderen Tor.“ Denn nur das spezielle Löschfahrzeug schafft es hier die Torbögen zu passieren. Die Einsatzkräfte des Maltesers hingegen bleiben außerhalb der Gefahrenstelle.

„Natürlich wäre es sinnvoll, wenn wir schon am Hochschloss die Verletzten versorgen können. Wenn es aber im realistischen Fall weiter brennen würde, dann stünden wir der Feuerwehr bei den Löscharbeiten im Weg“, erläutert Zellerhoff das Vorgehen weiter, „das hat mit Einsatztaktik zu tun.“ Mit unterschiedlichen Bändern werden die Verletzten dabei gekennzeichnet „Bei einer so genannten ,Vor-Sichtung’ bekommen die Schwerletzten ein rotes Bändchen, sodass sie als Erstes untersucht werden müssen. Die Leichtverletzten erhalten ein weißes Bändchen.“ Die Bänder sind dabei aus dem Jagdbedarf, weil sie sich einfach zerreißen lassen.

„Eigentlich wird das Band zum Absperren im Wald benutzt“, weiß Zellerhoff. Über 100 Einsatzkräfte aller Löscheinheiten der Gemeinde Jüchen sowie 25 Einsatzkräfte des Malteser-Hilfsdienstes waren am Samstag wegen der Fettexplosion auf Schloss Dyck im Einsatz. „Mein Resümee ist, dass das Einsatzkonzept gegriffen hat“, zeigt sich Feuerwehrleiter Abels zufrieden, „wegen der Anzahl der Verletzten war die Situation am Anfang unübersichtlich. Das Feuer hatten wir aber nach 30 Minuten unter Kontrolle.“ Auffällig sei die Problematik mit der Funkkommunikation im Hochschloss gewesen. „Wegen der dicken Mauer müssen wir hier dringend technisch mit Repeatern nachlegen“, so Abels. Und auch eine Drohne, die bei der Herbstübung zum ersten Mal zum Einsatz gekommen ist, soll ab sofort in den Dienst einbezogen werden.

Bürgermeister Harald Zillikens zeigt sich beeindruckt: „Man sieht, dass mancher Einsatz hoch kompliziert ist und wie wichtig es ist, an solchen Objekten wie Schloss Dyck zu üben. Ich bin immer begeistert, wie viele junge Leute bei der Feuerwehr mitwirken. Allerdings bin ich der Meinung, es müsste viel öfter realistisch geübt werden.“

Vor zehn Jahren hat es am Schloss Dyck schon einmal einen Ernstfall gegeben. Damals ist ein Obstverkauf an der Kasse ausgebrannt.

Alina Gries

(Kurier-Verlag)
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