Ein Gastbeitrag von Pfarrer Horst Porkolab Zu Boten des Lichts für Mitmenschen werden

Jüchen · In einem Gastbeitrag wendet sich der evangelische Pfarrer Horst Porkolab an die Leser des Top-Kuriers.

Pfarrer Horst Porkolab.

Foto: privat

Liebe Leserinnen und Leser,

in keiner anderen Jahreszeit ist Licht so begehrt wie gerade jetzt. Mit Lichtquellen aller Art versuchen Menschen gegen die Dunkelheit des nahenden Winters anzugehen. Man braucht einfach optische Orientierung beziehungsweise will der gefühlsmäßigen Bedrängnis durch Finsternis entschieden widerstehen. Außerdem gehört Licht unbedingt zu den Weihnachtsaccessoires. Daher sind diese aktuell wieder hoch im Kurs: Kerzen beziehungsweise Leuchtgirlanden in allen möglichen Aufmachungen. Hauptsache: Helligkeit spenden, das Unheimliche vertreiben.

Begehrt sind Lichter auch deshalb, weil sie zu gemütlicher Atmosphäre beitragen. Schon am Morgen werden in manchen Häusern Lichtquellen eingeschaltet, am Nachmittag kommt noch die Kette am Balkon zum Einsatz und abends dann das ganze prachtvolle Aufgebot, inklusive Weihnachtsmann mit Schlitten und Rentier. Auf diese Weise zeigt sich jahraus-jahrein: Wir wollen nicht im Dunkeln sitzen, sondern unserer Seele Lichtfenster gönnen. Das ist gut und schön. Etwas aber fehlt!

In diesen Tagen hat Licht auch in den Kirchen Konjunktur. Wir zünden die Kerzen am Adventskranz an, um an jenen Gott zu erinnern, der es mit den Menschen hält. Er kommt uns im Krippenkind nahe und lässt die Engel voraussagen, dass der Neugeborene das Licht der Welt sein wird. Ja, dass jeder, der ihm vertraut, nicht im Dunkeln bleiben wird. Wir zünden die Kerzen an und hoffen, dass dies mit uns etwas macht. Dass es uns zur Sache des Glaubens zurückführt. Dass es uns warten lehrt. Dass neue Zuversicht wächst trotz aller Krisen in der Welt. Kirchenlichter verbreiten sakrale Atmosphäre, sind zuträglich dem inneren Weg zum großen Fest. Etwas aber fehlt noch!

Lichter wollen mehr sein als optische Aufmunterung, als spirituelle Begleiter. Wir sollten sie als Herausforderung und Aufgabe verstehen! Als Anlass, selber zu einem Licht zu werden, das dahin geht, wo Hoffnung und Freude fehlen. Dahin sollten wir aufbrechen, wo Kummer wohnt und wo Sorgen umtreiben: Unerwartet riefen beide bei mir an und klagten ihre Not. Die Neunzigjährige, die sich wünscht, vom Pflegefalldasein endlich erlöst zu werden. Und die Fünfzigjährige, die alles verloren hat und auf einen Platz in einem Frauenhaus wartet. Die Verhältnisse sind eingefahren. Kann man etwas dagegen machen? Ja, regelmäßig anrufen, hinhören, mitfühlen, gegen Verzweiflung angehen. Und für die im Dunkeln beten.

Es sind unglaublich Viele, die auch in diesen Tagen nichts zu lachen und zu feiern haben. Aber wir können für sie zu Boten des Lichts werden, indem wir besuchen, telefonieren, einander ein Zeichen der Güte geben. So bleibt das Licht der Weihnacht nicht für sich, sondern wird als lebendige Kraft dahin getragen, wo es am hellsten zu leuchten vermag. Werden auch wir Lichtträger. Gott und Mensch freuen sich.

Für die anstehenden Feiertage wünsche ich gute Gemeinschaft mit nahestehenden Menschen, zugleich einen Blick für diejenigen, die das Licht der Weihnacht besonders brauchen.

Gesegnete Festtage und Gottes Geleit im Neuen Jahr!

Mit freundlichen Grüßen

Pfarrer Horst Porkolab