Liz Siemons und Alisa Maier, die Stufensprecher der Q1, übernahmen die Moderation der Veranstaltung. Sie seien es auch gewesen, die den Anstoß zu der von der Schülervertretung geplanten Podiumsdiskussion gaben, erzählt SV-Lehrerin Chiara Peruzzini: „Vor gut fünf Monaten haben wir eine Umfrage gemacht und die Schüler gefragt, was sie verbessern wollen und was sie sich von der Politik wünschen. Das haben wir dann in Kategorien eingeteilt und zusammen mit der SV Fragen erstellt.“ Alle Jahrgangsstufen waren an der Themenfindung beteiligt und so reichten die Fragen von der Weiterentwicklung der Schullandschaft über die Ansiedlung von Gewerbe bis hin zu Freizeitangeboten für Jugendliche.
In den Austausch mit den Schülern gingen Norbert John (SPD), Bürgermeisterkandidat Philip Sieben, Justin Krönauer (CDU), Bürgermeister Harald Zillikens (CDU), Andrea Zahn-Müller (FWG), Thomas Dederichs (Bündnis 90/Die Grünen), Marcel Mostert (FDP) und Konrad Thelen (FDP). Bevor es jedoch in die Diskussion ging, wartete auf die beiden Bürgermeisterkandidaten eine ganz besondere Aufgabe: Sie sollten sich gegenseitig malerisch vorstellen.
Harald Zillikens stellte seinen Mitbewerber, dank der Zahl Sieben im Kopf zu erkennen, als Angler dar und die Parteien der Stadt als Fische. „An der Angel hat Philipp Sieben die SPD, die ihn zum Kandidaten gemacht hat. Die anderen Parteien schwimmen ganz schnell weg“, erklärt Zillikens. Schwimmen war denn auch Thema bei Philipp Siebens Zeichnung des amtierenden Bürgermeisters: „Er hat eine Badehose an, weil er gerne schwimmt.“ Unverkennbar natürlich Zillikens „Markenzeichen“: der Schnurrbart. Doch auch ein wenig Kritik machte Sieben durch die Zeichnung deutlich: „Ein paar Geldscheine verschwinden in die Luft, weil wir uns ganz dringend über die Finanzen der Stadt unterhalten müssen.“
Wie passend, dass das erste Themenfeld der Podiumsdiskussion Investitionen in der Stadt aufgriff. Dabei warfen die Schüler zum Beispiel die Frage auf, warum es keine Busverbindung zum Bahnhof Jüchen gebe. „Es ist vorgesehen, dass die Busse dort hinfahren, aber erst, nachdem beide Bahnhöfe, Jüchen und Hochneukirch, zu S-Bahnhöfen umgebaut wurden“, erklärte Harald Zillikens. Die Planungen laufen, doch da die Deutsche Bahn für den Ausbau zuständig sei, sei es schwierig, etwas zum genauen Zeitplan zu sagen. Jedoch solle der Ausbau spätestens zur IGA 2037 fertig sein.
„2037 ist zu spät. Wir brauchen schnellere Lösungen, die auch die kleineren Dörfer besser anbinden“, betonte darauf Philipp Sieben. Er habe in anderen Regionen gute Erfahrungen mit Bürgerbussen (kleinere Busse, die oft von Ehrenamtlern gefahren werden) gemacht und würde sich diese auch für Jüchen wünschen. Dass es dafür bereits ein Konzept gab, daran erinnerte Justin Krönauer: „Wir haben das Thema Bürgerbus immer vorangetrieben. Es hatte sich auch ein Verein für den Betrieb gefunden, doch am Ende war das nicht finanziell tragbar.“
Ein Thema, das die jungen Jüchener besonders interessierte und mehrfach aufgegriffen wurde: die Stadt attraktiver für Jugendliche zu machen. Konrad Thelen erinnerte an Orte wie die Skateranlage und die „für unsere Stadt riesige Sportlandschaft“, deren Angebot noch mehr genutzt werden könnte. Sein Parteikollege Marcel Mostert brachte es schließlich auf den Punkt: „Allzuviel kann die Stadt nicht tun. Es gibt aber den Stadtjugendring, einen Zusammenschluss der Jugendeinrichtungen in Jüchen. Die sind eigentlich sehr flexibel und machen das, worauf ihr Bock habt. Ihr müsst euch da nur blicken lassen und einbringen.“ Auch Andrea Zahn-Müller betonte, dass Mitarbeit von den Jugendlichen gefordert sei, wenn ihnen Angebote fehlen. Übrigens: Pläne für einen Pumptrack hat der Bürgermeister schon in der Schublade liegen. Doch für eine Umsetzung fehle schlichtweg das Geld.
Im Austausch mit den Schülern gab Justin Krönauer zu bedenken, dass es in den vergangenen Jahren bereits Vorstöße wie beispielsweise die Errichtung eines Grillplatzes gegeben habe. Dieser sei aber Vandalismus zum Opfer gefallen. Dieses respektlose Verhalten einzelner Menschen sei es leider auch, das die Umsetzung mancher Dinge verhindere, weiß Harald Zillikens. Als Beispiele nannte er den Einsatz neuer Scheiben an den Bushaltestellen (diese wurden bereits mehrfach zerstört und ersetzt), den Bau von öffentlich zugänglichen Sportgeräten oder die Schaffung von Sitzmöglichkeiten außerhalb des Schulzentrums, nach denen die Schüler ebenfalls fragten. „Wir freuen uns über Vorschläge für die Sitzmöglichkeiten. Wir bräuchten aber auch Paten, die sich darum kümmern, damit es nicht wieder zu Vandalismus kommt. Dafür ist das alles zu schade“, so Zillikens.
Richtige und wichtige Themen sprachen die Schüler an, da waren sich die Politiker wohl einig. Genauso wurde aber immer wieder von einzelnen Teilnehmern festgestellt, dass es den Jugendlichen bisher anscheinend an den richtigen Ansprechpartnern gemangelt hat. Daher appellierten sie, sich mit Ideen und Vorschlägen an die Ratsvertreter und die Verwaltung zu wenden, „dann rennt ihr oft offene Türen ein“, ist sich Norbert John sicher: „Wir müssen wissen, was und wo etwas gewünscht ist, dann können wir darüber beraten.“
Ein wichtiger Anlaufpunkt, um Ideen, Wünsche, Kritik und Anliegen zu äußern, wird ab dem kommenden Jahr dann auch die geplante Jugendkonferenz sein, die mit dem Jugendamt des Rhein-Kreises Neuss durchgeführt wird. Sich dort einzubringen, legten die Politiker den Jugendlichen deutlich ans Herz. Bleibt zu hoffen, dass sie dem Rat folgen und ihre Stimme wie bei der Podiumsdiskussion nutzen.