Alltags-Engel: Opa Detlef will nicht nur Enkelin Lina helfen!

Hochneukirch · Eine Familie mit einer Herzensangelegenheit: Lina und allen anderen Kindern zwischen zehn und 36 Monaten, die nicht laufen oder krabbeln können, zu helfen — mit Mini-Rollstühlen. 14 Kinder stehen bereits auf der Warteliste.

 Mutter Nicole Götsch (links) mit ihren Eltern Elke und Detlef Jackels zu Besuch in der Redaktion.

Mutter Nicole Götsch (links) mit ihren Eltern Elke und Detlef Jackels zu Besuch in der Redaktion.

Foto: Fotos: Alina Gries

Um ihnen bis Weihnachten noch das größte Geschenk bereiten zu können, sich selbstständig fortzubewegen, muss die Familie allerdings noch einige Geldspenden sammeln. Ein Aufwand der sich lohnt, wenn man sich die lachende Lina ansieht, die durch die Redaktion jagt.

"Unsere Enkelin Lina ist so glücklich, da wollten wir andere Kinder auch glücklich machen", erzählt Detlef Jackels und strahlt, "es ist eine Herzenssache, weil wir selbst betroffen sind. Wir möchten aber auch auf das Manko in der Versorgung hinweisen."

Lina ist gerade einmal ein Jahr alt und kam mit "Spina bifida", einer Fehlbildung der Wirbelsäule, und "Hydrocephalus", einem Wasserkopf, zur Welt.

"Sie kann nicht selbstständig krabbeln oder gehen und muss ständig von jemanden hin- und hergetragen werden", weiß Jackels.

Denn eine Versorgung mit einem Rollstuhl fängt in Deutschland erst im Alter von zwei Jahren an. "Meine Ehefrau hatte auf ,Youtube' ein Video eines Vaters entdeckt, dessen Kind auch an ,Spina bifida' erkrankt ist und auf einem solchen Rolli getobt ist. Unsere Tochter meinte dann nur, dass sie so einen auch für Lina haben will."

Über mehrere Ecken ist Detlef Jackels dann auf eine Familie in den USA gestoßen. "Die haben vor acht Monaten angefangen solche Rollis zu bauen und haben über 21.000 Dollar Geldspenden bekommen", berichtet er, "sie wurden überrannt und haben bis nach Asien diese Rollis bringen können. Die Anfragen aus Europa können sie aber leider nicht bearbeiten, weil die Fracht aus den USA zu teuer ist."

Und da kommt die Familie aus Hochneukirch ins Spiel: "Die Idee einen Verein zu gründen, hatten wir schon länger. Vor ein paar Wochen saßen wir dann bei Kaffee und Kuchen zusammen und haben ,Linas Rollis Vorverein' gegründet", berichtet er.

Dabei sind die Rollis aus so genannten ,Bumbos' zusammengebaut. Kindersitze aus Schaumstoff auf einem Brett mit Rädern eines Kinderwagens befestigt — in zwei unterschiedlichen Größen. Damit können ab sofort Kinder mit Handicap europaweit versorgt werden.

14 Kinder stehen bereits auf der Warteliste. 110 Euro kostet ein Rolli in "Lichtgrau". Der Familie fehlt es allerdings an Geld, um alle Rollis finanzieren zu können und ist auf Spenden angewiesen.

"Wir möchten den ,Spina bifida'"-Kindern, aber auch Querschnittsgelähmten oder sonstigen mit einem solchen Handicap in der Altersgruppe helfen und die Mini-Rollstühle kostenlos zur Verfügung stellen", so Jackels.

Daher können Spenden auf das Konto "Lina's Rolli eV" unter der IBAN-Nummer DE 35 3055 0000 0093 5428 19 überwiesen werden, Für eine Spendenquittung können sich die Spender über die Mail-Adresse linasrollis@freenet.de melden. Ehe ein solcher Rolli einem Kind zugeschickt wird, müssen die Eltern eine ärztliche Bescheinigung mitschicken. "Damit wollen wir vermeiden, dass der Rolli als Spielzeug missbraucht wird", erklärt er das Prozedere und meint später noch, "wir versuchen jedem zu helfen, müssen aber auch irgendwo einen Schnitt machen. Das heißt, wenn sich jemand fortbewegen kann, sei es auch nur zeitweise, dann ist das ein ,k.o.-Kriterium'."

Dann werde der Hüft- und Oberschenkelumfang ausgemessen und das Gewicht und die Größe geprüft.

"Wichtig ist auch, ob das Kind den Kopf selber halten kann oder nicht", sagt er. Erst dann könne der richtige Mini-Rollstuhl zugewiesen werden. "Und wenn das Kind aus dem Rolli rausgewachsen ist, gibt es drei Möglichkeiten für das weitere Vorgehen", beschreibt Jackels weiter, "entweder der Rolli wird an ein Kind aus der Warteliste gegeben. Wenn es da niemanden gibt, nehmen wir ihn erstmal zurück oder geben ihn an umliegende Institutionen wie beispielsweise einem Krankenhaus."

"Lina räumt jetzt Spielkisten aus und kann sich viel mehr bewegen", freut sich Mutter Nicole Götsch.

(Kurier-Verlag)
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