Birgit Burdag (SPD) will im Mai 2022 in den Landtag einziehen „Die Schüler gehen in eine absolut planlose Zukunft“

Grevenbroich · Noch wurde in Berlin Olaf Scholz nicht zum Bundeskanzler gewählt, da richten sich in Düsseldorf schon die Blicke auf die Landtagswahl im kommenden Jahr. Amtsinhaberin Heike Troles von der CDU wird sich im Wahlkampf mit neuen Gesichtern auseinandersetzen müssen: Birgit Burdag will für die SPD den Rückenwind der vergangenen Wahlen aufnehmen. Und Michael Schnabel („Die Partei“) will Spaß haben...

 Birgit Burdag, die heimische SPD-Kandidatin bei der Landtagswahl im kommenden Mai, stammt aus Emsdetten, der Jute- und Makramee-Stadt im Münsterland. Ihr Vater war Kaufmann; sie war aber schon früh entschlossen, Lehrerin zu werden. Nicht zuletzt deshalb, weil sie einige ihrer Lehrer damals gar nicht so toll fand.

Birgit Burdag, die heimische SPD-Kandidatin bei der Landtagswahl im kommenden Mai, stammt aus Emsdetten, der Jute- und Makramee-Stadt im Münsterland. Ihr Vater war Kaufmann; sie war aber schon früh entschlossen, Lehrerin zu werden. Nicht zuletzt deshalb, weil sie einige ihrer Lehrer damals gar nicht so toll fand.

Foto: KV/Gerhard P. Müller

Dabei ist Birgit Burdag, die didaktische Leiterin an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in der Südstadt, eigentlich begeisterte Pädagogin: Alle Themen, egal ob Corona oder Strukturwandel, sieht sie aus dem Blickpunkt „meiner Schüler und Schülerinnen“, auf die zu verweisen sie nicht müde wird. Wenn sie nun in den Landtag wolle, heiße das ja nicht, dass die jetzige Arbeit ihr keinen Spaß mehr mache. „Ich halte es aber für notwendig, im Landtag meine Erfahrungen, meine Erkenntnisse einzubringen, die ich vielfältig gesammelt habe“, betont sie im Interview mit der Redaktion des Erft-Kurier.

„Bildung wird ein zentrales Thema im Wahlkampf werden“, ist sich Daniel Rinkert, SPD-Kreis-Chef, sicher. Und da ist Birgit Burdag schon in Motion: „Home-Schooling – bei dem Wort bekommen einige schon Pickel“, ereifert sie sich. Immerhin hätten die Kinder und Jugendlichen ein Viertel des Schuljahres verpasst, was speziell sozial benachteiligte Familien treffe. Sie erzählt von einer Schülerin, die keine andere Möglichkeit gehabt habe, als ihre Hausaufgaben mit Handy und WhatsApp einzureichen.

„Home-Office, Home-Schooling – das war für viele echt die Hölle“, weiß die Pädagogin zu berichten. Und sie postuliert: „Wir können nicht so weitermachen!“

Lächelnd schiebt sie nach, dass die Pandemie ein Gutes gehabt hätte: „Die Eltern haben festgestellt, so überflüssig sind Lehrer gar nicht.“

 Die neu gegründete Grevenbroicher „Die Partei“ möchte erstmals im Mai an der Landtagswahl mit einem Direktkandidaten antreten. Bereits im Oktober wurde einstimmig Michael Schnabel aus Gustorf gewählt. Er ist Mitorganisator der Bewegung „Grevenbroicher Bürger gegen die Schließung des Krankenhaus Grevenbroich“. Der Fachkrankenpfleger und Notfallsanitäter freut sich auf den Wahlkampf: „Das wird eine große Sause und wir freuen uns wie Bolle. Wenn nicht Michael, wer soll es sonst machen?“

Die neu gegründete Grevenbroicher „Die Partei“ möchte erstmals im Mai an der Landtagswahl mit einem Direktkandidaten antreten. Bereits im Oktober wurde einstimmig Michael Schnabel aus Gustorf gewählt. Er ist Mitorganisator der Bewegung „Grevenbroicher Bürger gegen die Schließung des Krankenhaus Grevenbroich“. Der Fachkrankenpfleger und Notfallsanitäter freut sich auf den Wahlkampf: „Das wird eine große Sause und wir freuen uns wie Bolle. Wenn nicht Michael, wer soll es sonst machen?“

Foto: privat

Leidtragende seien aber auf jeden Fall die Kinder, die „sozial verwahrlost“ seien. Die Politik habe zu spät erkannt, dass Kinder soziale Wesen, auf Kontakte angewiesen seien. „Die Kinder haben miteinander zu sprechen. Kinder agieren untereinander ja ganz anders“, schildert sie die Problemlage.

Und dann lobt sie die Gesamtschüler in der Südstadt: „Ich bin immer für Maskenpflicht gewesen. Unsere Schüler waren da schlauer als die Politiker und haben die Masken aufgelassen. Sie fühlten sich damit einfach sicherer.“

Einen kritischen Blick hat sie auf die Bildungslandschaft: Dort gebe es zu wenig Zuwendung für bildungsferne Schichten. Und: „Wir haben 30 Kinder in der Klasse und sollen alle individuell fördern. Das ist ein Unding.“

Zudem stehe sie hinter der Inklusion. Die Idee sei gut, aber dafür müsse sich noch viel ändern. Zum Beispiel fehlten auf Dauer tausende Lehrer. „Die Kinder fördern? Das schaffen wir ja gar nicht. Wir sind doch immer im (personellen) Unterhang“, moniert sie. „Dass sich hier die Bedingungen bessern, dafür will ich mich einsetzen. Bildung gibt es nicht zum Nulltarif.“

So will sie unter anderem speziell in den MINT-Fächern Leute von außen in die Schule holen: Chemiker, die Lehrer-Lücken füllen, zum Beispiel.

Auch in Sachen Strukturwandel sei sie in der Schule mit den Sorgen der Schüler konfrontiert: „Meine Schüler sind gerne in Grevenbroich, wollen in Grevenbroich bleiben.“ Sie würden sich aber fragen, ob sie nach der Schule gesicherte Arbeitsplätze finden würden. „Die Schüler gehen in eine planlose Zukunft. Wir müssen ihnen Chancen aufzeigen“, fordert sie. Und fügt an: „Ich habe nicht schnelle Lösungen in der Tasche, aber ich habe Forderungen.“

Und die Entscheidungen müssten „schneller, gemeinsam und zukunftsträchtig getroffen werden“. Immerhin komme der einschneidende Schritt nicht 2030 oder 38, sondern im kommenden Jahr, wenn die alten Neurather Blöcke stillgelegt werden.

(Gerhard P. Müller)
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