Tim Heidemann, Bürgermeister-Kandidat der CDU, stellte die genannten drei „Väter“ von „Solid Plant“ in der Vorwoche IHK-Geschäftsführer Jürgen Steinmetz vor. Sie würden mit ihrem Unternehmen gerne von Monheim nach Grevenbroich umsiedeln. Und sie haben den „Final Pitch“ des „Accelerat Power“ des Rhein-Kreises erreicht.
Darum geht es: Bei Gummi-Dichtungen, bei Autoreifen, bei Kalksandsteinen, aber auch bei anderen Baumaterialien müssen neben dem Grundmaterial Füllstoffe eingebracht werden. In den meisten Fällen wird Ruß genutzt, der „für teuer Geld“ in China gekauft und nach Europa transportiert wird.
Was ökologisch gesehen natürlich nicht sehr sinnvoll ist: Für jedes Kilo Ruß, so rechneten die Unternehmensgründer vor, fallen drei Kilo CO² an. Ihre Alternative dagegen kommt je Tonne auf -0,175 Kilogramm CO². Das heißt. CO² wird im Gesamtprozess abgebaut und nicht ausgeworfen.
Das gelingt, weil „Solid Plant“ mit den Stielen der bis zu drei, vier Meter hohen Hanf-Pflanze arbeiten. Auch ein Abfallprodukt aus der Hanfseil-Produktion.
Diese Stiele werden in einem von den Grevenbroicher Start-Uppern entwickelten Verfahren bis in den Mikrometer-Bereich fein gemahlen. Und mit diesem Pulver lässt sich in Gummidichtungen oder Autoreifen momentan 50 Prozent der Rußbeigabe ersetzen. Auf Dauer soll eine komplette Substitution erreicht werden.
Das Patentverfahren läuft; erste Produktionspakete konnten die Fachleute (zum Beispiel auch mit Dichtungen für den Pipeline-Bau) überzeugen. Zudem ist ihr „Hanf-Pulver“ schon bei internationalen Chemikalien-Händlern gelistet. Die Hanfstiele bezieht „Solid Plant“ bei einem niederländischen Großhändler; kommt das Geschäft so richtig ins Rollen, brauchen Cigale & Co aber noch mehr Kontakte zur Landwirtschaft.
Wichtig zu wissen: Hanfpflanzen helfen dem Boden, sich in einer regelmäßigen Fruchtfolge zu erholen.
Die Sache mit den Kalksandsteinen läuft übrigens in Zusammenarbeit mit der Kölner Uni. Dort wurde bereits eine Stabilität erreicht, die laut den DIN-Vorgaben für ein Drei-Etagen-Haus erforderlich sind.
In Grevenbroich, vielleicht in Frimmersdorf (Gespräche mit RWE laufen), möchten die drei ihre Unternehmenszentrale ansiedeln, in der weitergeforscht und auch verwaltet werden soll. Die Produktion des Hanf-Mehls soll weltweit im Franchise-Verfahren erfolgen.
Jürgen Steinmetz zollte den „Solid Plant“-Machern „Respekt und Anerkennung“. Er forderte die Stadtverwaltung Grevenbroich auf, „die Wirtschaftsförderung in den Mittelpunkt der Politik zu rücken, Gründer mit offenen Armen zu empfangen“. Und er machte deutlich, dass bei Steuern und Abgaben in dieser Region Unternehmer stärker belastet seien.
Zugleich sagte er zu, den noch neuen Unternehmern Anknüpfungspunkte zur Verfügung zu stellen.
Der „Final Pitch“ findet übrigens am 15. Juli um 17.30 Uhr im Innovation Center des Rhein-Kreis auf dem „Areal Böhler“ (Gebäude 20), Böhlerstraße 1, in Meerbusch statt.