Müller: „Transparente vor Gebäude der Bezirksregierung“ Ein Fünftel aller Windräder des Landes in unsere Region?

Grevenbroich · "Das kann keine Regionalplanung sein", bringt Ralf Müller, Bürgermeister Krützens rechte Hand im Rathaus, den Unmut auf den Punkt. Es geht um den neuen Regionalplan und die dort vorgesehenen "Vorrangflächen" für Windkraftanlagen.

 In der Skizze geben die roten Punkte die Stellen wieder, die im Entwurf des Regionalplanes für Windräder vorgesehen werden.

In der Skizze geben die roten Punkte die Stellen wieder, die im Entwurf des Regionalplanes für Windräder vorgesehen werden.

Foto: gpm

Hier hatte schon Landtags-Abgeordneter Rainer Thiel in der Samstags-Ausgabe des Erft-Kurier vorgerechnet, dass nach den aktuellen Plänen der Bezirksregierung fünf Prozent der Stadtfläche "verspargelt" werden sollen. Im Rathaus rechnet man noch anders: 13,5 Prozent der Windkraftanlagen, die für das Land Nordrhein-Westfalen geplant werden, sollen nach Grevenbroich kommen. Nimmt man die für Rommerskirchen und Jüchen vorgesehenen hinzu, kommt man leicht auf 20 Prozent.

 Zwei, die Klartext in Sachen Windkraft reden: Büroleiter Ralf Müller und Stadtplanerin Dorothea Rendel.

Zwei, die Klartext in Sachen Windkraft reden: Büroleiter Ralf Müller und Stadtplanerin Dorothea Rendel.

Foto: Fotos: gpm.

In der nebenstehenden Skizze geben die roten Punkte die Stellen wieder, die im Entwurf des Regionalplanes für Windräder vorgesehen werden.

Für Ralf Müller ist es nicht nachvollziehbar, was die Bezirksregierung in ihren Entwurf geschrieben hat: Im rechtsrheinischen Gebiet findet sich überhaupt keine Ausweisungen für Windkraft, der Niederrhein um Kleve wird "großzügig bedient". Der Bereich um Krefeld und Willich wird wieder weitgehend verschont, der Süden des Rhein-Kreises soll dagegen fünf Prozent seiner Flächen für Windkraft ausweisen. "Da fragt man sich doch, wo das vernünftige Augenmaß geblieben ist", so Ralf Müller wörtlich. Dabei mache es sich die Bezirksregierung einfach. Bei den einzelnen, von ihr ausgeguckten Flächen stehen oft "schutzgutbezogene" Aspekt gegen die Planung: Mal sind es wertvolle Äckerböden. Mal ist es ein Bodendenkmal aus römischer Zeit. Mal sind es Uhu und Eule, die vertrieben werden könnten.

Doch all das wird auf Seite geschoben mit dem Argument, dass der Ausbau der Windenergie vorrangiges Ziel sei.

"Die Detailfragen sollen die unteren Ebenen klären", heißt es in dem Papier.

Damit wird das Ganze rechtlich nicht unproblematisch: "Die Gebiete müssen gesichert werden. Wir müssen sie in den Flächennutzungsplan reinnehmen", beschreibt Stadtplanerin Dorothea Rendel, die Konsequenzen, wenn der Regionalplan in der jetzigen Form beschlossen würde.

Die Stadt hätte also den "Schwarzen Peter" der Abwägung "Eule vs. Windkraft". Ralf Müller: "Die Ausweisung im Regionalplan erfolgt jedoch so Detail untermauert — wenn ein Investor kommt, dann kann er sich durchklagen." Deshalb forderte die Stadt eine Stellungnahme der Bezirksregierung zu dieser Rechtsfrage ein. "Da haben wir leider keine Antwort drauf bekommen", moniert Rendel.

"Wir sind keine Gegner der Windkraft und wir werden unseren Anteil tragen. Durch Erweiterung der bestehenden Flächen. Dann kommen wir auch auf zwei Prozent unserer Stadtfläche. Die anderen Städte haben ein oder null Prozent", betont Ralf Müller engagiert.

Denn genau das soll nach Vorschlag der Verwaltung die Stellungnahme der Stadt zum Regionalplan enthalten: die "Arrondierung" der bestehenden Windkraftanlagen. "Ausschließlich da, wo das Landschaftsbild eh durch Windkraftanlagen beeinträchtigt ist", bringt es Müller auf den Punkt.

Dabei ist diese Stellungnahme nur eine der drei möglichen Wege, diese "massive Verspargelung" unserer Region noch zu verhindern. Natürlich soll auch über die politische Schiene für ein Umdenken geworben werden. Immerhin sitzen Landrat Petrauschke und MdL Thiel im Regionalrat, der seinen "Plan" letztendlich beschließen soll. So soll es in der Zwischenzeit ein Gespräch zwischen diesen beiden und Bürgermeister Klaus Krützen geben.

Und auch auf Verwaltungsebene glühen die Drähte: "Der Kreis ist informiert. Dass wir ein Problem mit dem Plan haben, wissen die Kollegen", macht Rendel deutlich. Ralf Müller schiebt entschlossen nach: "Der dritte Weg wären rechtliche Schritte."

Rendel: "Auch die Bürger dürfen sich zum Regionalplan äußern." Müller: "Per Internet. Schriftlich. Oder auch mit Transparenten vor dem schönen Gebäude der Bezirksregierung."

Dabei betonen beide, dass dieser Vorrang der Windenergie der Stadt Grevenbroich große Probleme mache. "Das hindert uns in der weiteren Entwicklung", ist sich Rendel sicher. Und Müller erwartet Einschränkungen auch für den Strukturwandel: "Da frage ich mich, wo wir dann noch die dringend notwendigen neuen Arbeitsplätze unterbringen sollen."

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)
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