Am Sonntag öffnet eine besondere Ausstellung / Im März folgen spezielle Führungen Liselotte Katz – „Bei allem Leid hat sie einen Neuanfang gewagt“

Grevenbroich · „Natürlich haben unsere Schüler Ängste und Sorgen, wenn sie die Themen im Fernsehen sehen. Wir müssen diese Ängste und Sorgen aufnehmen, denn wir sind Vertrauenspersonen, nicht nur Lehrkräfte. Wir müssen unsere Schüler auffangen und begleiten.“ Gerhard Bodewein, Leiter des Pascal-Gymnasiums, hat einem klaren Anspruch an sich und an seine Kollegen. Und das umso mehr, weil das „Pascal“ eine „UNESCO-Schule“ ist.

Schulleiter Gerhard Bodwein mit einigen der Schüler, die jeweils einen Part bei den Stadtführungen übernehmen: Mats Petry, Marc Goertz, Luca Weitz und Gabriel Frost.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Niederschlag findet dieser Anspruch zum Beispiel in einer ganz besonderen Ausstellung, die morgen um 12 Uhr feierlich im Museum in der „Villa Erckens“ eröffnet wird. Dort wurden in der oberen Etage den Schülern zwei Räume zur Verfügung gestellt.

In dem einen werden Kunst-Installationen zu sehen sein, die zum traditionellen „Menorah-Abend“ entstanden sind, an dem der Opfer der Schoah gedacht wird. Durch den Hamas-Überfall aus Israel wurde diese Thematik wieder besonders aktuell.

Liselotte Katz.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Im zweiten Raum geht es dann um das Schicksal der Liselotte Katz. Sie war eine Grevenbroicher Jüdin, deren Familie in Konzentrationslager verschleppt und dort hingerichtet wurde. Sie selbst und ihr Bruder Walter konnten 1937 ausreisen. Sie ging nach Palästina, ihr Bruder nach Südafrika. Aus den Jahren 1933 bis 1939 gibt es ein Tagebuch. „Ihm vertraut sie an, was sie bewegt, zum Beispiel für welche Jungen und Filmstars sie schwärmt“, steht auf einer Schautafel zu lesen.

Und hier findet sich auch der Grund, warum sich die Schul-AG „Deutsch-Jüdische Vergangenheit“ speziell für Liselotte Katz interessiert hat: „Sie war im Jugendalter bei der Machtergreifung Hitlers, im gleichen Alter wie unsere Schüler“, zeigt Pädagogin Carmen Behrens auf. Und Schülerin Elif Dürek ergänzt durchaus bewundernd: „Bei allem Leid hat sie einen Neuanfang gewagt.“

Sie stehen für die Schul-AG „Deutsch-Jüdische Vergangenheit“ des Pascal-Gymnasiums: Florian Langen, Elif Dürek, Pädagogin Carmen Behrens und Felix Weitz.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Entstanden sei so eine „Ausstellung, die nicht nur Schülern ein Bewusstsein für die Geschichte ihrer Heimatstadt vermittelt“, freut sich Schulleiter Bodewein. Er erinnert an die Wanderausstellung „We, the six Million“, die zu Beginn des Schuljahres im Pascal-Gymnasium zu sehen war und die die Initialzündung dafür war, ein Grevenbroicher Schicksal zu konkretisieren und dort beizusteuern.

„Wir sind als Schule ganz besonders stolz, dass die zu Lieselotte Katz entstandenen Roll-ups nicht nur jetzt in der ,Villa Erckens’ zu sehen sind, sondern künftig als integraler Bestandteil die Wanderausstellung ,We, the six Million’ ergänzen werden“, freut sich Bodewein.

Ihm ist es zudem wichtig, dass für dieses Projekt die Schüler mit vielen außerschulischen Einrichtungen (zum Beispiel Stadtarchiv und Geschichtsverein) zusammenarbeiten konnten.

Die Ausstellung ist ab morgen bis zum 25. Mai im Museum in der „Villa Krüppel“ zu sehen.

Ergänzend werden von Schülern der Q1 spezielle Führungen durch die Stadt angeboten: Vom Synagogenplatz geht es vorbei an den einzelnen „Stolpersteinen“ zum jüdischen Friedhof und von dort aus am ehemaligen Wohnhaus der Familie Katz vorbei zum Schützenplatz, an dem sich damals die Kommandozentrale der lokalen Nazis befand. Die Führung endet dann natürlich am Museum.

Dabei sind für den 16. März um 10 Uhr Erwachsene und für den 21. März um 16 Uhr Jugendliche eingeladen. Die Trennung erfolgt, um für die Verständlichkeit differenzieren zu können: Die älteren hätten mehr Vorwissen, während für die jüngeren das ein oder andere erklärt werden müsse. Die Führungen sind übrigens kostenlos.

„Einer der wichtigsten Pfeiler der UNESCO-Schulen ist die Demokratie-Erziehung“, unterstreicht Gerhard Bodewein. Und das funktioniere am besten am Beispiel „der Geschichte der eigenen Stadt“.

(Gerhard P. Müller)