SPD-Ikone Rainer Thiel ist nicht nur Vorsitzender des Strukturwandel-Ausschusses des Rhein-Kreises, sondern er ist auch einer der sechs „Gesellschafter“ der „Zukunfts.Kraftwerk Frimmersdorf Strategie GmbH“. Und so weiß er genau, was für die einmalige 550 Meter lange, begehbare Maschinenhalle und für die Umgebung so alles geplant ist.
Dabei ist Thiel des Lobes voll für zwei Protagonisten: Kreisdirektor Dirk Brügge, dessen Fachwissen in vielen Fragen zum Einsatz gekommen sei. Und Bürgermeister Klaus Krützen, dessen Verhandlungsgeschick die jetzigen Planungen fürs Frimmersdorfer Kraftwerk erst möglich gemacht hätten. „Beide haben die Gunst der Stunde genutzt“, resümiert Thiel.
Ein Drittel der Maschinenhalle wird vom Land genutzt, um Kraftwerksgeschichte museal erlebbar zu machen. Im Rest wird unter anderem „IT-NRW“ („Der größte IT-Dienstleister, den das Land zu bieten hat.“) eine neue Heimat finden. Der muss seinen jetzigen Standort auf der anderen Rheinseite verlassen, weil er „höchste Sicherheit für sein Rechenzentrum“ braucht. Und das bedeutet zum Beispiel im Falle eines Erdbebens die Sicherheitskategorie 4. „Das ehemalige Kraftwerk ermöglicht das. Deshalb ist der Baukörper für den Investor wichtig“, betont Thiel im Gespräch mit der Redaktion.
Der Rückbau der Anlagen hat vor Kurzem (inklusive ministeriellem Auftritt) begonnen. 2028 sollen (außerhalb der Maschinenhalle) die bebaubaren Flächen eingeebnet sein. Und dann könnten sich dort weitere Hyper-Scaler ansiedeln. „Es gibt viele Anfragen“, weiß Thiel. KI könnte seiner Meinung nach einen regelrechten Boom auslösen. „Der lässt auch viele Ansiedlungen in Grevenbroich und in der Nachbarschaft entstehen“, ist er sich sicher: Am Ende könnten 3.000 und mehr Arbeitsplätze stehen.
Mehr noch: Computer-Chips-Fabriken („Super-Wafer“) in der Nähe würden das Bild vervollständigen.
Rainer Thiel fast euphorisch: „Das ist eine dolle Sache. Aus den Kraftwerken geht es in eine digitale Zukunft. Das macht den Strukturwandel sichtbar und vermittelt Hoffnung.“
Möglich wird dies unter anderem, weil in Frimmersdorf „die Steckdosen da sind“, wie es der SPD-Politiker salopp formuliert. Im Endausbau, ist er sicher, werde über ein Gigabyte Strom „24/7 gesichert“ gebraucht. Die notwendigen Hochspannungsleitungen und die Konverter (Meerbusch, Bedburg/Rommerskirchen und eventuell ein zusätzlicher im „Revier“) sind vorhanden.
Thiel fordert zusätzlich ein neues Gaskraftwerk zum Beispiel in Neurath. „Das ist notwendig, weil alles andere nicht klappt. Nur mit den erneuerbaren Energien ist die Versorgungssicherheit nicht zu machen. Wir können die Kohlekraftwerke nicht komplett abschalten, wenn nicht das Back-up vorhanden ist.“ Und er schließt an: „Das müsste jetzt angestoßen werden“. Bundes-Wirtschaftsministerin Reiche kenne glücklicherweise die Region und ihre Bedürfnisse.
Parallel baue das RWE Speicher-Technik, ... „für die Stabilisierung der Versorgung eine wesentliche Technik“, auch wenn aktuell noch der Puffer-Effekt nur äußerst kurzfristig eingesetzt werden könne.
„Wir können eine gute Zukunft für Frimmersdorf schaffen“, ist Rainer Thiel überzeugt. Und lächelnd schiebt er nach: „Wenn Stadt und Kreis konstruktiv zusammenwirken, ist es für alle von Nutzen“. Gerhard P. Müller