1. Grevenbroich

Unsere Spitzensportler in Zeiten der Krise: „Wir brauchen ein Ziel vor Augen, dann schaffen wir´s“

Unsere Spitzensportler in Zeiten der Krise : „Wir brauchen ein Ziel vor Augen, dann schaffen wir´s“

Die Olympischen Spiele sind abgesagt, die Bundesliga-Saison ist unterbrochen, Lauf-Wettbewerbe finden nicht mehr statt. Was bedeutet das für unsere Sportler? Der Erft-Kurier sprach mit Triathlet Robin Pesch aus Jüchen, Fechter Benedikt Wagner aus Rommerskirchen und Fußballerin Turid Knaak aus Grevenbroich, was die Corona-Krise für ihr Training und die Wettbewerbe bedeutet.

Grevenbroich. Turid Knaak ist Mannschaftssportlerin: Die 29-Jährige aus Hemmerden spielt Fußball beim Bundesligisten SGS Essen und gehört zum Kader der Frauennationalmannschaft. „Für mich ist es ganz komisch, dass ich meine Mädels gerade nicht sehen kann, um zu trainieren. Alle Anlagen sind gesperrt. Wir müssen uns zwar fit halten, aber das darf jede nur alleine für sich.“

Ein komisches Gefühl für die junge Frau, die normalerweise jeden Tag mit den Mannschaftskameradinnen trainiert oder bei einem Spiel antritt. „Aber wir haben einen Laufplan vom Verein bekommen, bei dem wir die Intensität eines Spiels simulieren. Und als Leistungssportler kennen wir natürlich auch viele andere Tricks und Übungen, wie wir uns von zuhause oder draußen auf einsamen Feldwegen fit halten können. Wir kennen das ja aus der Sommerpause auch. Jetzt ist nur einfach das Gefühl so komisch, weil wir uns plötzlich rausgerissen fühlen aus dem Alltag.“

Knaak, die an der Uni Köln als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet, kann auch dort nicht den normalen Arbeitsalltag erleben: „Wir haben keinen Publikumsverkehr mehr, Seminare und Prüfungen sind verschoben. Wir sitzen im HomeOffice und ich kümmere mich in Ruhe um meine Doktorarbeit. Man macht halt das Beste aus der Situation.“
Hart getroffen hat es den Hochneukircher Robin Pesch. Er hat zahlreiche Erfolge bei Laufwettbewerben erzielt, startete bei „Ironman“-Wettkämpfen und hat sein eigenes Unternehmen gegründet, das sich auf Lauf-Events und Coaching spezialisiert. „Von einem auf den anderen Tag sind alle Aufträge weg, die Lauf-Events stehen alle auf der Kippe. Das ist für mich persönlich Existenz bedrohend. Drei Jahre habe ich für all diese Aufträge und Events gekämpft und jetzt wird alles verboten“, erklärt der Sportler.

Er hatte für dieses Jahr viel vor: der „Schloss Dyck-Lauf“, der Stadtlauf Jüchen, der Sommerlauf in Hochneukirch und der Nikolauslauf sollten zu den Events gehören, die Pesch organisiert. Jetzt liegt erst einmal alles auf Eis.

Fit halten muss sich der junge Mann dennoch: „Tatsächlich könnte ich mir die Frage stellen, warum ich überhaupt noch trainieren soll – aber diese Frage stelle ich mir nicht. Ich mache den Sport, weil ich ihn liebe und nicht, weil ich irgendwas beweisen möchte.“

Und so dreht er weiterhin seine Runden; als Motivation hat Pesch laute Musik und die Hoffnung, dass im Sommer alles wieder langsam „normal“ wird: „Natürlich ist es schön, seine Leistung mit anderen Menschen zu messen und auf den Tag X beim Wettbewerb in Bestform zu sein.

Aber am Ende geht es doch um den Spaß am Sport. Und genau das rate ich auch allen Lesern: Mach genau das was dir Spaß macht. Halte dich nicht fit, weil du musst. Sucht euch eine Sportart aus, die euch wirklich Spaß macht. Dann bleibt ihr dabei und entwickelt euch weiter. Wenn es wirklich dazu kommt dass wir nicht mehr raus dürfen, empfehle ich Hilfsmittel wie eine Trainingsrolle fürs Rad oder Fitnessprogramm bei YouTube. So schafft ihr es, auch in der Corona-Zeit auch sportlich am Ball zu bleiben.“

  • Karneval MP
    Karnevalstart mit Marc Pesch : „Die Menschen warten darauf, tanzen zu können“
  • Auch der „Menschenkicker“ gehörte zum „Trixit“-Sportprogramm.
    Gesunde Schule: : „Lernen“ kann überall und vielfältig stattfinden
  • Bürgermeister Klaus Krützen nimmt die drei
    Des Bürgermeisters Forderungen an Berlin und Düsseldorf : Krützen: „Die Proteste der Bürger werden deutlicher!“

Benedikt Wagner aus Rommerskirchen befindet sich aktuell eh nicht im normalen Trainings-Modus. Der Fechter verletzte sich bei einem Wettbewerb für die Olympia-Qualifikation und zog sich einen Patellasehnenriss zu: „Der Wettbewerb war dank Corona sowieso schon verschoben: Er sollte erst in Padua stattfinden, das ging aufgrund des Virus nicht mehr. Deshalb sollte er zunächst nach Tauberbischofsheim verlegt werden, landete am Ende aber in Luxemburg. Dort waren auch nur die Sportler zugelassen. Wir sind ohne Publikum angetreten. Eine ganz skurrile Situation. Und dann ist auch noch die Verletzung passiert.“ Es folgte eine Operation; aktuell befindet sich der 29-Jährige in der Reha, die drei Monate laufen soll: „Es wäre also eh knapp geworden mit der Teilnahme bei den Olympischen Spielen. Sportlich gesehen habe ich jetzt noch die Chance, an ihnen teilzunehmen, weil sie verschoben wurden. Und die Konkurrenz darf jetzt auch nicht bei Wettkämpfen antreten, ich werde also nicht mit großem Nachteil wieder einsteigen.“

Dennoch wäre es dem Fechter natürlich lieber gewesen, wenn das Virus nicht existieren würde. Bei der Reha wurden auch alle Maßnahmen zur Vorsicht umgesetzt: „Am Olympia-Stützpunkt dürfen die Reha-Trainer nur noch alleine mit dem Sportler arbeiten. Normalerweise würde das anders laufen.“

Ansonsten lässt sich Wagner die Laune nicht verderben: Er gibt weiterhin sportlich das Beste und hofft, bei der verschobenen Olympiade dann an den Start gehen zu dürfen.

Denn eins vermitteln alle unsere Sportler: Wir brauchen das Ziel vor Augen, um durch diese schwierige Situation zu kommen.

Julia Schäfer

Zu den Fotos: Robin Pesch, Turid Knaak und Benedikt Hoffmann (von links).