Wirtschaftsfachmann Donat Brandt: „Toilettenpapier hamstern ist eine Ersatzbefriedigung“

„Die Dummen gefährden die Klugen.“ Dauerhafte Probleme des stationären Handels. Die zugesagte Unterstützung durch die „KfW“ sei eine Mogelpackung, die durch die Corona-Krise verursachten Veränderungen für unsere Wirtschaft seien noch gar nicht absehbar, auf jeden Fall aber tief greifend. Fachmann Donat Brandt schaut mit Sorge auf die Wirtschaftslandschaft. Aber er sagt für die „Zeit nach Corona“ auch ein „kleines Wirtschaftswunder“ voraus.

 Donat Brandt hat einen stets informierten, aber auch kritischen Blick auf die bundesdeutsche Wirtschaft.

Donat Brandt hat einen stets informierten, aber auch kritischen Blick auf die bundesdeutsche Wirtschaft.

Grevenbroich. Der Erft-Kurier sprach mit Donat Brandt – der Macher des „Plus-X-Awards“ und anderer Handelsauszeichnungen hält seit Jahrzehnten engen Kontakt zu den Entscheidungsträgern in der bundesdeutschen, aber auch in der globalen Wirtschaft – in der ersten „Corona-Woche“ darüber, was der Shutdown für Handel und Wandel bedeuten wird.

Zum ersten Mal, so Brandt, stehe der gesamte stationäre Handel – egal, ob kleiner Einzelkämpfer vor Ort, Media-Markt oder auch der Gucci-Outlet-Store an der Kö – auf der gleichen Seite: Sie alle seien lahm gelegt und müssten zuschauen, wie der Online-Handel (weiter) boomt.

Auf der anderen Seite würden sich auch die Kunden eingeschränkt sehen, weil Arbeitsplätze in Gefahr geraten würden. „Kurzarbeitergeld hilft da nichts. Das ist ja viel zu wenig; das reicht ja mal gerade für die Miete“, überlegt Donat Brandt nachdenklich.

Den Unternehmen aber würde der „größte Rettungsschirm aller Zeiten“ versprochen, der allerdings mehr eine „Mogelpackung“ sei. Vor allem bei den Krediten gelte ja „nicht geschenkt, nur geliehen“. Und: „Nach der Krise müssten die Unternehmen dann quasi deutlich mehr verkaufen, um die Zinsen zahlen zu können.“ Etwas, das Brandt als unrealistisch bewertet.

Hinzukomme, dass die örtlichen Banken immer noch für zehn Prozent der Kredite geradestehen müssten. Die bräuchten aber einen Business-Plan, um ihr Geld zu verleihen. „Die Unternehmer können die Umsätze aber gar nicht planen. Die können der Bank nur ein großes Fragezeichen vorlegen. Und die Bank kann damit keine Haftung übernehmen. Die Banken sind das entscheidende Nadelöhr“, macht Brandt engagiert deutlich.

„Die Corona-Krise wird eine komplett veränderte Wirtschaftswelt hinterlassen. Und Millionen Deutsche befinden sich in Existenzangst. Die Bundesregierung müsste alles tun, damit die Leute Geld in den Fingern haben“, argumentiert der „Plus-X-Award“-Macher weiter. Pro-Kopf-Zahlungen a la Österreich oder USA könnten seiner Meinung helfen, die bundesdeutsche Wirtschaft nicht ganz zum Erliegen kommen zu lassen. Denn: „Die Menschen brauchen Geld, brauchen Jobs.“

Apropos Jobs: Nicht nur der Handel wird seiner Meinung nach dauerhaft durch die „Corona-Krise“ verändert. Gleiches gelte auch für die Arbeitslandschaft. „HomeOffice wird dauerhaft zunehmen, weil es in der Krise so gut geklappt hat. Die Arbeitgeber werden sich fragen, warum sie große und teure Büroräume vorhalten sollen, wenn die Arbeit auch von zu Hause gemacht werden kann“, überlegt Brandt. Die Folgen für den Immobilienmarkt seien dann natürlich heftig.

Auf der anderen Seite seien die Bürger jetzt zum „Cocooning“, zum Rückzug in die eigenen vier Wände gezwungen. „Und das ausgerechnet in der hellen Zeit, wo die Sonne scheint und eigentlich an die frische Luft lockt. Das weckt Frust. Toilettenpapier hamstern ist da Ersatzbefriedung“, kommentiert Brandt und spielt damit auf das teilweise besinnungslose Leerkaufen der Supermärkte an.

Jeder einzelne habe das Gefühl auf viel/auf fast alles verzichten zu müssen. „Nach der Krise werden die Leute sich alles zurückholen, werden sie sich selbst belohnen wollen“, prophezeit Donat Brandt. Er erwartet dann einen regelrechten Kauf- und Reiserausch, was wiederum zu einem kleinen „Wirtschaftswunder“ führen könnte. So wie man es nach harten Zeiten immer wieder erlebt habe...Gerhard Müller

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