„Talk auf dem Roten Sofa“ Für Integration und Wertschätzung: Serin Alma bot spannende Einblicke

Jüchen · Wie ist die Situation der Menschen mit Migrationshintergrund in Jüchen? Wie deutsch ist man nach einem halben Jahrhundert Leben in diesem Land? Was machen Diskussionen wie die um das Thema „Remigration“ mit zugewanderten Menschen? Diesen und vielen anderen Fragen stellte sich jetzt Serin Alma beim „Talk auf dem Roten Sofa“ der SPD Jüchen.

  Serin Alma mit dem SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Norbert John vor dem „Roten Sofa“.

Serin Alma mit dem SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Norbert John vor dem „Roten Sofa“.

Foto: Birgit John/SPD Jüchen

Die Vorsitzende des Türkisch-Deutschen Freundeskreises Jüchen und vielfältig engagierte Hochneukircherin bot den Gästen im „Roten Salon“ eine Menge interessanter und auch amüsanter Einblicke in die migrantischen Communities Jüchens und in ihre eigenen Erfahrungen nach fast 50 Jahren in unserer Stadt: ein sehr gehaltvoller Austausch über alle Grenzen hinweg, für den Serin Alma ausgiebig Beifall der Talk-Gäste erhielt.

Respekt und Wertschätzung anderer Menschen sowie Interesse und Toleranz für die Mitmenschen: Diese Wegmarken haben Serin Alma über die Jahrzehnte begleitet, privat wie beruflich. Schließlich hat sie immer den Rat von Mutter und Großmutter beherzigt: „Deine Finger sind nicht gleich. Bedenke, dass die Menschen nicht alle so wie du sind.“

Damit war der Ton gesetzt beim „Talk auf dem Roten Sofa“ mit Serin Alma. Denn der Gast legt besonders viel Wert auf Zwischenmenschliches, auf Zugewandtheit, Verständnis und Offenheit. Diese Eigenschaften führten auch vor mehr als 20 Jahren zur Gründung des Türkisch-Deutschen Freundeskreises (TDF), wobei die Anschläge des 11. Septembers den Auslöser bildeten: „Als meine Schwester und ich von einigen Mitbürgern wie Terroristen behandelt wurden, war uns klar: Wir mussten was tun.“

Mit dem Kulturfrühstück und anderen Veranstaltungen, aber vor allem mit vielen Gesprächen und Kontakten hat der mittlerweile rund 80 Mitglieder starke TDF einiges für Menschen mit Migrationshintergrund bewegt. Für Serin Alma ist es mit diesem Ehrenamt nicht getan: „In meinem Wohnzimmer ist oft der Integrationsrat zu Hause“, deutet sie lachend an, dass sich viele Betroffene mit ihren Fragen und Problemen direkt an sie wenden. Nicht zuletzt deshalb träumt Serin Alma von einem festen Treffpunkt für den TDF, denn: „Es geht nicht nur um Integration, sondern auch um Verständigung und Erfahrungsaustausch.“

Die Fragen des SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Norbert John drehten sich darüber hinaus unter anderem um den beruflichen Hintergrund von Serin Alma, die im Krankenhaus Heinsberg auf der Palliativstation arbeitet, berufspolitisch im Verband Medizinischer Fachberufe wirkt und freiberuflich als Referentin und Beraterin tätig ist. Glücklich ist sie dabei im Beruflichen wie im Privaten über unzählige wertvolle Begegnungen: „Egal, wo ich war, mich haben immer gute Menschen begleitet.“

Das war bereits in ihrer Anfangszeit in Hochneukirch so, wohin es die Familie verschlagen hatte – nachdem die Mutter zuvor allein nach Deutschland gekommen war, um Arbeit zu finden. Für Serin Alma und ihre Familie war vor 50 Jahren vieles zunächst fremd – ob winterliche Kälte, blonde Haare, Rosenkohl oder Silvesterböller. Und am ersten Osterfest kam die Polizei, weil die Familie draußen Wäsche aufgehangen hatte, erinnert sie sich schmunzelnd an weit zurückliegende Anekdoten.

Und wie deutsch ist Serin Alma nach einem halben Jahrhundert in der neuen Heimat? „Ich lege Wert auf Pünktlichkeit und bin vielen Migranten zu direkt. Außerdem feiern wir natürlich auch Weihnachten“, erklärt sie. Daneben schätzt Serin Alma weiterhin „türkische“ Werte, wie Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, Umarmungen und Herzlichkeit. „Nach 50 Jahren ist natürlich Deutschland meine Heimat, die Türkei ist mein Geburtsland. Mein Herz ist hier, meine Seele in der Türkei“, fasst sie zusammen.

Aber auch Sorgen bekundete der Talk-Gast: „Nicht zuletzt die Diskussion um die sogenannte Remigration macht mir wirklich Angst – wenn ich bedenke, dass ich zu jenen gehöre, die man aus dem Land jagen will. Dahinter steckt ein schleichender Prozess, den man im Auge behalten muss.“

Von Moderator Norbert John nach ihren Wünschen für die Zukunft befragt, äußerte Serin Alma abschließend, „dass sich die Menschen wertfrei und mit Respekt begegnen – und sich gegenseitig helfen. Das muss in Schulen und Kindergärten anfangen.“ Damit schlug sie zugleich den Bogen zum nächsten Gast, den die Jüchener SPD beim „Talk auf dem Roten Sofa“ begrüßen wird: Am Dienstag, 23. April, 19 Uhr erscheint Reiner Kivelitz im „Roten Salon“, ehemaliger Leiter der Grundschule Hochneukirch.

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