Demo für Demokratie, Vielfalt und Toleranz in Jüchen „Unsere Vielfalt ist unsere Stärke“

Jüchen · „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“ „Wir stehen heute hier, um gemeinsam ein starkes Zeichen zu setzen. Ein Zeichen gegen Faschismus und nationalsozialistisches Gedankengut.“ Dies und mehr schallte am Sonntag über den Markt in Jüchen. Denn das Hochneukircher Jugendcafé „Bamm“ hatte mit Partnern aus Vereinen, Institutionen und Politik zur Demo für Demokratie, Vielfalt und Toleranz aufgerufen.

An der Spitze der Demo: Das Jugendcafé Bamm, das die Veranstaltung initiiert hat.

An der Spitze der Demo: Das Jugendcafé Bamm, das die Veranstaltung initiiert hat.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Ein Datum mit „mahnendem Symbolcharakter“ hatten die Organisatoren gewählt: Am 3. März 1933 wurde das Konzentrationslager „Dora“ in Thüringen errichtet und am 3. März 1941 das Ghetto Krakau. Am 3. März 2021 wurde die AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft. „Diese Daten erinnern daran, dass die Bedrohung durch rechte Ideologien nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart besteht. Es ist also wichtig, dass wir uns heute gemeinsam positionieren“, betonten die Organisatoren.

Und das taten die Jüchener: Jung und Alt kamen zusammen, um vom Schulzentrum an der Stadionstraße gemeinsam zum Markt zu ziehen, wo die Demo in einer Kundgebung endete. Gut 1.500 Teilnehmer waren vor Ort, schätzt die Polizei. „Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass wir die 1.000 erreichen können“, strahlt Niklas, einer der Ehrenamtlichen vom „Bamm“, als er den Blick über die Menge schweifen lässt. Ein emotionaler Tag sei es, wie er verrät, und dem kann auch Nathalie, ebenfalls vom „Bamm“, nur zustimmen: „Wir sind alle sehr gerührt, einige Tränen sind schon geflossen.“ Sie selbst war am Marktplatz im Einsatz, als sich die Demo auf den Weg machte und es sei „Wahnsinn“ gewesen, zu sehen, wie sich der Platz füllte: „Das war sehr beeindruckend. Vor allem, weil wir vom ,Bamm’ das auf die Beine gestellt haben.“

Demo für Demokratie, Vielfalt und Toleranz in Jüchen​
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Demo für Demokratie, Vielfalt und Toleranz in Jüchen

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Bis kurz vorher haben alle noch gemeinsam angepackt, die Bühne aufgebaut, Ordner eingewiesen und natürlich auch an einer Rede geschrieben. „Uns war es eine Herzensangelegenheit, selber etwas zu sagen und die Bühne zu nutzen. Mit einem Team von sechs bis acht Leuten haben wir an der Rede geschrieben, um die richtigen Worte zu finden“, erzählt Niklas.

Das scheint den jungen Menschen gelungen zu sein, gab es doch immer wieder Zwischenapplaus und Zustimmung der Anwesenden auf dem Markt. „Wir wollen diesen wichtigen Schritt mit und für Jüchen gehen. Die offene Jugendarbeit setzt sich täglich für Werte wie Toleranz, Vielfalt und Respekt ein. Aber heute geht es um mehr. Es geht darum, zu zeigen, dass es unverzichtbar ist, aktiv und laut zu werden und sich zu engagieren“, sagten sie. Und weiter: „In einer Gesellschaft, die von Unterschieden geprägt ist, erkennen wir die Schönheit darin, dass jede Person einzigartig ist. Unsere Vielfalt ist unsere Stärke und es liegt in unserer Verantwortung, eine solche Welt zu ermöglichen, in der jede Person in Frieden und Sicherheit leben kann.“

Reden von Kämmerin Annette Gratz, Konrad Thelen, Fraktionsvorsitzender der FDP Jüchen, Daniel Rinkert MdB (SPD) und Ansgar Heveling MdB (CDU) folgten. Sie sind sich einig: „Jüchen ist bunt“ werde gelebt und es sei ein wunderbares Zeichen, dass so viele Menschen auf die Straße gehen, um ein klares Zeichen gegen Hass und Hetze zu setzen. Und nicht zuletzt zogen sie ihren Hut vor den Jugendlichen, die die ganze Veranstaltung initiiert hatten.

Die Demo war aber nur der Anfang. Denn aus der Initiative vom „Bamm“ ist das Bündnis „Jüchen stellt sich quer“ entstanden – mit mittlerweile 24 Partnern. „Damit wollen wir natürlich auch weiter arbeiten. Für uns ist mit der Demo das Thema nicht beendet“, betont Niklas, „wir wollen schauen, was wir in unseren eigenen Reihen ändern können, damit der Alltagsrassismus verschwindet und dieser sich nicht in rechtsextremes Gedankengut auswächst.“

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