1. Jüchen

Überraschender Besuch aus Österreich​: „Salzlecker“ kommen nach Jüchen​

Überraschender Besuch aus Österreich : „Salzlecker“ kommen nach Jüchen

Alles begann vor vielen Jahren während der Ferienlager der katholischen Kirchengemeinde im Salzburger Pongau: Jens Jagdfeld, Sohn des diesjährigen Jüchener Schützenkönigs, fuhr als „Lagerkind“, dann viele Jahre als Betreuer mit ins Ferienlager und freundete sich mit dem gleichaltrigen Sohn der Wirtsleute, Rupert „Rupi“ Prommegger an.

Das Ferienlager ist seit einigen Jahren Geschichte – doch die Freundschaft zu „Rupi“ blieb und intensivierte sich immer mehr. „Und irgendwann erzählst du als Jüchener Jung natürlich vom Jahreshöhepunkt, dem großen Schützenfest…“ erinnert sich Jens Jagdfeld.

Das tat er anscheinend so überzeugend und begeisternd, dass seit einigen Jahren nicht nur Rupert Prommegger, oft auch seine besten Freunde, zum Schützenfest anreisten, die preußischen Uniformen des Jüchener Pionierzuges anlegten und aktiv im Jüchener Regiment mitmarschierten.

Im Gegenzug ist Jens Jagdfeld dann in die Pflege des weihnachtlichen Winterbrauchtums in Schwarzach/St.Veit eingestiegen: „Das Krampus-Brauchtum rund um den Nikolaustag ist eine tolle Sache. In dieser Gruppe bin ich seit einigen Jahren als Korbträger aktiv dabei.“

Die Verbindung zum niederrheinischen Schützenwesen blieb natürlich auch den Schwarzachern nicht verborgen: Im Ort gibt es seit genau 50 Jahren eine eigene Schützenkompanie. „Und da war schnell die Idee geboren: Wir kommen Euch mal zum Schützenfest in Jüchen besuchen…“ sagt Alexander Schörghofer, Obmann der „Historischen Salzleckerschützen Schwarzach“.

„Als dann feststand, dass meine Eltern Königspaar in Jüchen würden, wurde das Unternehmen schnell konkreter. Die Schwarzacher Schützen planen ihren Jahresausflug mal nicht nach Wien oder Hamburg – sondern nach Jüchen zum Schützenfest und überraschen nebenbei die Majestäten,“ gibt Jens Jagdfeld zu Protokoll.

Das war noch Anfang 2020 klar und schon fest geplant – doch dann schlug die Corona-Krise zu: Kein Schützenfest 2020, keines in 2021… „Egal – so machen wir eben einen tollen Ausflug zum 50-jährigen Bestehen unserer Schützenkompanie.“

Obmann Alexander Schörghofer und Hauptmann Matthias Lechner freuen sich schon seit Wochen auf die Tour, die sie mit den Jüchenern im Skiurlaub im Januar bis in die Einzelheiten geplant haben. „Einzig unser Königspaar, Hans Reiner und Helga Jagdfeld, durfte noch nichts wissen – denn das Ganze soll ja eine Überraschung werden,“ gibt sich Königs-Sohn Jens fast schon besorgt. „Denn da waren ja noch einige Hürden zu überwin-den…“

Für eine Pongauer Schützenkompanie ist es das Höchste, einem Ehrengast einen Salut auszubringen. Dazu bedienen sich die österreichischen Schützen historischer Gewehre. „Die Kunst besteht darin, dass beim Salut mit zwanzig Mann nur ein einziger Knall zu hören ist,“ erläutert Salzleckerschützen-Hauptmann und Kommandeur Matthias Lechner.

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Auf sein Kom-mando hin vollzieht die gesamte angetretene Mannschaft mit einer absolut atemberaubenden, total synchronen Präzision die Handgriffe bis zum Schuss. Für Jens Jagdfeld war von vorneherein klar: „Das müssen wir den Majestäten auf jeden Fall bieten!“

Doch vor das Vergnügen hatte die Bürokratie so ihre Hürden aufgebaut: „Das war gar nicht so einfach und erforderte ein eigenes Genehmigungsverfahren über Kreisverwaltung, die österreichische Bezirkshauptmannschaft, das Innenministerium und sogar den Verfassungsschutz.“ Doch gut eineinhalb Wochen vor dem Eintreffen der Österreicher traf die ersehnte Genehmigung für Waffen und Munition ein, sodass auch die österreichische Brauchtumspflege in Jüchen ihren Platz finden kann.

Neben der Teilnahme an den Hauptveranstaltungen und Festzügen der Jüchener Schützen am Samstag und Sonntag steht auch ein wenig Sightseeing auf dem Programm: Ein Besuch des Braunkohle-Tagebaus entführt die Pongauer in eine ganz fremde Welt mit höchst beeindruckenden Großgeräten.

„Im Mittelpunkt steht aber an diesem Wochenende ganz klar das Feiern und die Begegnung mit vielen Freunden,“ betont Jens Jagdfeld. Dass sich die Pongauer Schützen-Gäste dabei in die traditionellen, preußisch geprägten Jüchener Bräuche wie großem Zapfenstreich, historischen Festzügen und zackigen Paraden einreihen, ist dabei selbstverständlich.

Dabei werden sie zu einem attraktiven Blickfang in ihren historischen Gebirgsjäger-Uniformen. Farbtupfer werden die drei Marketenderinnen sein, die die Truppe mit ihren traditionellen Schnaps-Fässchen begleiten.

Österreichische Gäste sind im Übrigen nicht zum ersten Mal bei einem Jüchener Schützenfest dabei: 1986 kam eine Abordnung des 85. Salzburger Gebirgspionier-Bataillons mit 39 Gästen nach Jüchen. In ihrer Landestracht bereicherten sie seinerzeit schon die Festzüge. Hintergrund dieses Besuches war die Einquartierung der Salzburger im Jahre 1939 in Jüchen und die zahlreichen freundschaftlichen Verbindungen aus dieser schweren Kriegszeit.

(-ekG.)