Abi in der Tasche und dann? Vier Abiturienten sprechen über das, was nach der Schule kommt

Jüchen · Das Abi in der Tasche. Und dann? Studium? Ausbildung oder lieber die berufliche Zukunft noch etwas von sich wegschieben und die Zeit nach dem "Cut" mit einer Reise oder anderen Erfahrungen erleben? Mit dem Abimotto "Abicii — Wake me up!

Vier Abiturienten sprechen über das, was nach der Schule kommt
Foto: privat

When it's all over" hat der Jahrgang 2017 nun Abschied vom Gymnasium Jüchen genommen. Der Top-Kurier hat mit vier Abiturienten über ihre Pläne gesprochen.

Charlotte und Franziska Sänger (18): "Was wir an Jüchen vermissen werden? Natürlich unsere Freunde, die hier bleiben und unsere Familie. Aber auch unseren Hund!" — Nur noch wenige Tage, dann heißt es für die Zwillinge, Charlotte und Franziska Sänger: "Goodbye Germany — Hello New Jersey" — denn das wird für die beiden Abiturientinnen in den nächsten zwölf Monaten ihr neues Zuhause werden. Den 13. Monat nutzen sie zum Reisen — eine Belohnung der amerikanischen Botschaft. Doch so lange werden die deutschen Süßigkeiten, die sie unbedingt im Reisegepäck verstauen wollen, wohl nicht halten. Als Au Pair passen sie auf zwei Jungs auf: Während Charlotte Sänger sich in Berkeley Heights (New Jersey) mit siebenjährigen Zwillingen rumschlagen muss, passt Franziska Sänger nur 20 Minuten weit entfernt, in Basking Ridge, auf sieben und neun Jahre alte Jungen auf. Die Nähe? Zufall! Vielleicht auch eine Belohnung der amerikanischen Botschaft. "Wir haben uns für das gleiche Programm und Land entschieden, da wir beide gerne mit Kindern arbeiten und Amerika schon immer toll fanden", fiebern die beiden ihren letzten Tagen in Deutschland schon entgegen. Denn neben Babysitting und Haushalt steht das Reisen ganz oben auf ihrer Liste — nicht nur am Wochenende.

Vier Abiturienten sprechen über das, was nach der Schule kommt
Foto: privat

"Da wir an der Ostküste leben, wollen wir in unserem Reisemonat eine Tour durch Kalifornien und Hawaii machen", berichten die Sängers, "das können wir jetzt schon kaum abwarten." Aber auch auf den American Lifestyle und die Familien sind sie schon neugierig. "Wir erhoffen uns durch das Au Pair-Jahr zum einen mehr Selbstständigkeit zu gewinnen und zum anderen unser Englisch zu verbessern", so die beiden, "außerdem hoffen wir, Krisen leichter bewältigen zu können und im Umgang mit Kindern mehr Erfahrungen zu sammeln." Doch neben Vorfreude und Aufregung auf den Ortswechsel schwingt auch etwas Ängstlichkeit mit. "Natürlich haben wir auch Respekt davor, alleine in einem so großen Land und in einer fremden Familie zu leben", meinen sie, "was uns große Sorgen bereiten würde, ist, wenn wir mit unseren Gastfamilien nicht klar kommen würden. Oder die Kinder sehr frech und unerzogen sind und überhaupt nicht auf uns hören." Auch die Angst vor Heimweh steht im Raum — schließlich waren sie erst für zwei Wochen mal für ein Praktikum in Frankreich. Und wenn die 13 Monate um sind? Ein Studium — das steht für beide fest.

Jana Löhrwald (18): Kühe und Schafe gegen Koalabären und Kängurus und mittendrin? Jana Löhrwald. Noch drei Tage dann geht es für die 18-Jährige von Bedburdyck auf direktem Wege nach Sydney. Der einzige Plan? "Work and Travel" und eine Dreifachsteckdose mit australischem und deutschen Anschluss — das war es. "Am meisten vermissen werde ich meine Familie, Freunde, meine Tiere und Brot", lacht sie, "egal wo ich bisher gewesen bin, nirgendwo gab es leckeres Brot."

"Als ich klein war, haben meine Eltern eine Doku über Australien gesehen. Seitdem stand für mich fest: da möchte ich unbedingt hin", erinnert sich die Abiturientin, "die Natur und die Tierwelt hatten mich fasziniert. Außerdem sind die Gegebenheiten vor Ort ideal für Backpacker. Die Landschaft wirkt im Fernsehen und auf Fotos überwältigend, da erwarte ich natürlich einige ,Wow-Momente." Ansonsten ist die Bedburdyckerin ganz zuversichtlich über ihr vorübergehendes Zuhause. Nur der Linksverkehr und Quallen bereiten ihr Magenschmerzen. "Und sonst bleibt natürlich die Sorge, ob ich Jobs finden werde", meint sie. Denn im Feld arbeiten kann sie sich noch nicht so wirklich vorstellen: "Ich will aber auf eigenen Beinen stehen, unterschiedliche Jobs ausprobieren und dabei über mich selbst hinauswachsen." Und natürlich die englische Sprache verbessern. Schließlich sei der Plan nach dem Jahr "Work and Travel" und geplanten Abstechern nach Neuseeland und Papua-Neuguinea sich als Flugbegleiterin bei Lufthansa zu bewerben. Doch Jana Löhrwald erfüllt sich nicht nur mit der Reise "down under" einen Traum. "Ich freue mich total aufs Fallschirmspringen! Ebenfalls ein großer Traum von mir, den ich mir dort erfüllen möchte", sagt sie.

Moritz Wilsch (18): Kugelschreiber und Schulhefte tauscht Moritz Wilsch ab Oktober gegen die Uniform der Bundeswehr, denn dann wird er für drei Monate eine Grundausbildung in Feldkirchen bei Bayern absolvieren ehe es für den 18-Jährigen ab Januar nach Siegburg zum Musikkorps der Bundeswehr geht. Der Schlicher hat sich nach dem Abitur für einen freiwilligen Wehrdienst beim Militärmusikdienst der Bundeswehr entschieden.

Schlagzeug seit zwölf Jahren, Klavier seit sieben Jahren und Xylofon, Marimbafon, Lyra, Glockenspiel, Pauken und Percussion als Stabspiele zum Schlagzeug — für Moritz Wilsch steht Musik ganz klar im Vordergrund, sonst wäre er nicht zum Bund gegangen. "Seit 2011 spiele ich im Stadtorchester Korschenbroich und in der Musikkapelle Kleinenbroich aktiv mit. Egal ob Set, Stabspiele, Percussion oder seit zwei Jahren auch Pauke", berichtet der Abiturient, "wenige Zeit später sind dann weitere Orchester, Kapellen und die Big Band des Gymnasiums dazugekommen. Der Militärmusikdienst gibt mit die Möglichkeit mein Hobby ein Stück weit zum Beruf zu machen und das auf einer hoch professionellen Ebene." Denn das Musikkorps der Bundeswehr sei eines der besten Orchester in Deutschland. Obwohl Wilschs Vater verpflichtend bei der Bundeswehr war, habe ihn etwas ganz anderes zu dieser Entscheidung getrieben: "Ich möchte eigentlich gerne Musik auf Lehramt studieren. Für einen Studienplatz muss man im Fach Musik allerdings einen Eignungstest absolvieren.Für das Wintersemester hätte ich diesen Test im Mai absolvieren müssen, was jedoch gleichzeitig noch in meiner Abiturphase lag. Ich hab also beschlossen mit dem Studium noch etwas zu warten."

Durch einen "facebook"-Beitrag des Musikkorps sei er dann aufmerksam geworden. "Durch Kontakte aus den Kapellen und Orchestern lernt man immer wieder neue Menschen kennen, die selber Berufsmusiker oder gerade in der Ausbildung dafür sind. Beispielsweise ist Dirigent Tobias Wunderle, der das Neujahrskonzert der Musikkapelle Kleinenbroich vor fünf Jahren dirigiert hat, heute der stellvertretende Leiter des Stabmusikkorps in Berlin." Zudem beeindrucke ihn die Akkuratesse, hochwertige Musik und Kameradschaft innerhalb des Militärs. "Ich bin ein großer Fan vom Schützenfest, wo sicherlich einige militärische Elemente bereits vorhanden sind. Wenn man in mehreren Kapellen spielt kann man ebenfalls nicht verschweigen, dass man ein Fan der Marschmusik ist", grinst er. Bei der Grundausbildung im Oktober wird er dann eine Schießausbildung und Elemente aus dem Sanitätsdienst durchgehen ehe er versetzt wird. Und das Wichtigste, was er die Zeit über dabei haben wird? "Das Kissen von Borussia Mönchengladbach", lacht Wilsch augenzwinkernd. Jüchen wird er jedoch nicht zu 100 Prozent verlassen. "Ich darf an den Wochenenden nach Hause kommen", meint er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort