Nachhaltige Energieversorgung auf 55.000 Quadratmetern „SmartQuart“ ist Meilenstein

Kaster · In Bedburg ist die Energiewende hautnah erlebbar: Wo früher in unmittelbarer Nähe Braunkohle abgebaut wurde, ist auf einer Fläche von 55.000 Quadratmetern ein nachhaltiges und energieeffizientes Quartier mit 110 Wohneinheiten entstanden.

 Von links: Dr. Stefan Küppers (Technikvorstand Westenergie), Sascha Solbach (Bürgermeister) und Frank Rock (Landrat des Rhein-Erft-Kreises).  Foto: Klaus Görgen

Von links: Dr. Stefan Küppers (Technikvorstand Westenergie), Sascha Solbach (Bürgermeister) und Frank Rock (Landrat des Rhein-Erft-Kreises). Foto: Klaus Görgen

Foto: Klaus Görgen

Nun hat der Ausbau einen wichtigen Meilenstein erreicht: Die Energieversorgung des Quartiers wird vollständig in Betrieb genommen. Ob Strom, Wärme oder Kühlung: Grüne Energie wird lokal erzeugt, gespeichert und verbraucht. Zur Vorstellung dieses innovativen Quartierskonzepts kamen jetzt Sascha Solbach, Bürgermeister der Stadt Bedburg, und Stefan Küppers, Technikvorstand der „Westenergie“.

„Mit dem Projekt ,SmartQuart‘ zeigen wir hier in Bedburg, wie die Energiewende auf lokaler Ebene gelingen kann. Wir erzeugen grüne Energie in einem unserer kommunalen Windparks und versorgen damit intelligent die Bewohner des Quartiers. Dafür braucht es nicht nur starke Partner, sondern auch Menschen, die diesen Weg der nachhaltigen Energieversorgung mit uns gemeinsam verfolgen. Das sind am Ende die Bewohner, die unser ‚Reallabor der Energiewende‘ zu einem Vorbild für viele weitere Projekte in diesem Bereich machen“, erklärte Sascha Solbach, Bürgermeister der Stadt Bedburg.

Die E.ON-Tochter „Westenergie“ verantwortet die operative Umsetzung der Maßnahmen in Bedburg. Stefan Küppers sagte: „Die Energiewende ist eine Jahrhundertaufgabe. Doch gibt es dabei nicht den einen Lösungsansatz. Jede Kommune, jedes Quartier ist individuell. Dieser Individualität und Komplexität wird SmartQuart gerecht – mit unterschiedlichen Technologien, angepasst an die Gegebenheiten vor Ort. In Bedburg werden bestehende Technologien innovativ verbunden und intelligent koordiniert, sodass ein Autarkiegrad von bis zu 90 Prozent erreicht wurde.“

„Mit SmartQuart liefern wir konkrete Lösungen für alle Sektoren des Energiesystems und zeigen, wie die Energiewende im Quartier gelingen kann. Damit nimmt Bedburg eine Vorreiterrolle ein und wird zu einem echten Vorbild für andere Kommunen und Quartiere. Die Energiewende ist besonders dann erfolgreich, wenn unterschiedliche Akteure auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Genau das war in Bedburg von Beginn an der Fall“, sagt Sahra Vennemann, Projektleiterin bei E.ON.

Die Ressourcenschutzsiedlung zeigt auf Quartiersebene, wie die Energiewende gelingen kann. So liefern eine quartierseigene PV-Anlage und eine Windkraftanlage mit Direktanbindung grünen Strom, den die Bewohner in ihren Gebäuden dank Batteriespeicher auch abends oder bei Flaute nutzen können.

Zusätzlich besitzt das Quartier eine Anbindung an das öffentliche Stromverteilnetz. Für grüne Wärme sorgt die kombinierte Erzeugung von Energie aus Abwasser-Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen, einem Wärme-Pufferspeicher mit einer Kapazität von 10.000 Litern und einer etwa 400 Quadratmeter Fläche mit Erdwärmekollektoren.

Hinzu kommt ein Niedrigtemperaturnetz mit gleitenden Temperaturen, das unnötige Energieverluste vermeidet und den Bewohner im Sommer zusätzlich eine Kühlung ihrer Häuser bietet. Alle Komponenten werden intelligent aus der quartierseigenen Energiezentrale gesteuert. In ihr läuft die gesamte Energie- und Kommunikationsinfrastruktur zusammen und macht die effiziente und nahezu komplett klimaneutrale Energieversorgung erst möglich.

Ein Bild aus der Ressourcenschutzsiedlung  Kaster aus der Bauzeit. Foto: SBed.

Ein Bild aus der Ressourcenschutzsiedlung Kaster aus der Bauzeit. Foto: SBed.

Foto: SBed.

Gebaut wurde nach dem Faktor-X-Prinzip, das unter anderem die Nutzung von Materialien wie Holz, Naturdämmschichten und Recycling-Baustoffen vorsieht. Damit werden in allen Phasen — also vor, während und nach dem Bau — möglichst viele Treibhausgase vermieden und Ressourcen sowie Energie eingespart. Im Vergleich zur konventionellen Bauweise haben die Häuser im Quartier nur die Hälfte an grauer Energie und nicht-nachwachsenden Rohstoffen verbraucht. Die Siedlung ist eines von bisher nur drei Quartieren in Deutschland, in denen die Faktor-X-Bauweise realisiert wurde.

Die Ressourcenschutzsiedlung ist Teil des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Reallabors SmartQuart. Das Projekt entwickelt, unter der Konsortialführung von E.ON, seit dem Startschuss im Jahr 2020 Lösungen für die klimaneutrale Energieversorgung in insgesamt drei Quartieren und prüft diese auf ihre Wirtschaftlichkeit: das elektrische Quartier Bedburg, das urbane, digitale Quartier Essen und das Wasserstoffquartier Kaisersesch.

Sie stehen für drei typische Quartiere – von niedrig verdichteten oder gemischt strukturellem ländlichen Raum in Kaisersesch und Bedburg bis hin zu sehr hoch verdichteten städtischen Räumen wie in Essen. Durch diese Abbildung von für Deutschland typischen Arealen sind die Konzepte in Zukunft auch auf andere Quartiere übertragbar.

(-ekG.)
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