Fachkräftemangel im Handwerk: Was Betriebe in Grevenbroich, Jüchen und Umgebung jetzt fordern

Der Fachkräftemangel im Handwerk zählt schon seit geraumer Zeit zu den größten wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland und trifft auch die Region rund um Grevenbroich, Jüchen, Rommerskirchen und Bedburg. Bereits über die letzten Jahre beklagte mehr als die Hälfte der Betriebe, dass fehlende qualifizierte Mitarbeiter das Wachstum hemmen.

Dies belegen auch aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit: Im Juli 2025 betrug die Vakanzzeit im Rhein-Kreis Neuss, also die Zeit, bis eine freie Stelle wieder vom Unternehmen abgemeldet wird, durchschnittlich 162 Tage. Das bedeutet, dass Stellen länger offen bleiben, weil schlichtweg passende Bewerber fehlen.

Die Ursachen des Fachkräftemangels in der Region

Die Ursachen sind in einem komplexen Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren zu sehen. Einer der größten ist der demografische Wandel, da viele erfahrene Fachkräfte in den kommenden Jahren in Rente gehen. Deutschlandweit prognostizieren Arbeitsmarktanalysen für die kommenden Jahrzehnte eine wachsende Lücke zwischen dem Bedarf und dem Angebot an Fachkräften, und das vor allem im Hinblick auf sinkende Geburtenzahlen.

Außerdem kämpfen handwerkliche Betriebe schon seit Jahren mit einem Imageproblem. Junge Menschen entscheiden sich zunehmend für eine akademische Laufbahn oder eine „coolere“ Branche, statt eine duale Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Auch wenn Ausbildungsplätze prinzipiell vorhanden sind, bleiben sie doch häufig unbesetzt. Das ist vor allem im Elektro- und Metallsegment, aber auch in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik der Fall. Die Konkurrenz zu anderen Ausbildungswegen ist besonders für kleine und mittlere Handwerksbetriebe spürbar; diese haben oft nicht die Ressourcen, um zeitintensive Maßnahmen zur Nachwuchsbindung umzusetzen.

Handwerkliche Tätigkeiten gehen meist mit einer hohen körperlichen Belastung, teilweise ungünstigen Arbeitszeiten sowie vermeintlich geringeren Aufstiegschancen einher. All das sind Aspekte, die bei der Berufswahl von jungen Menschen ins Gewicht fallen. Zwar bieten manche Handwerksbetriebe inzwischen attraktive Leistungen wie ein Gesundheitsmanagement oder flexible Arbeitszeitmodelle an, doch auch das reicht nicht überall aus, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden.

Ein weiterer Punkt ist der Strukturwandel in Verbindung mit der ständig wachsenden Modernisierung. Die Energiewende, die Digitalisierung sowie neue Bautechniken erhöhen den Bedarf an Fachkräften mit spezialisierten Kenntnissen ganz erheblich. Typische Beispiele sind die E-Mobilität, die moderne Haustechnik und natürlich Photovoltaik.

Die Folgen für die Region

In den lokalen Betrieben hatte und hat der Fachkräftemangel oft unschöne Konsequenzen. Aufträge können nicht wie geplant abgearbeitet werden, Wartezeiten für Kunden verlängern sich, Preise steigen und große Projekte wie Bau- oder Sanierungsvorhaben verzögern sich. Dazu kommen höhere Kosten für Subunternehmer. Das alles sind Effekte, die Verbraucher und Unternehmen natürlich gleichermaßen zu spüren bekommen. Ob Austausch einer Heizungsanlage oder Neubau, für alle Beteiligten ist das mehr als nur ärgerlich. Energie- und Gebäudesanierungsprojekte, die zum Erreichen der Klimaziele und für den persönlichen Wohnkomfort wichtig sind, müssen häufig weit in die Zukunft verschoben werden.

Ebenso bedenklich: Für Inhaber und Mitarbeiter bedeutet der Mangel fast immer eine permanente Überlastung. Außerdem müssen Aufträge priorisiert und spontane Kundenwünsche verschoben werden, das heißt, trotz einer hohen Nachfrage lässt sich die Auslastung nicht steigern. Viele Betriebsleiter übernehmen zusätzlich zu ihrer eigentlichen Projektarbeit administrative Aufgaben, was zu weiterem Stress und auch zu einer erhöhten Fluktuation beiträgt.

So reagieren die Betriebe

Trotz der Herausforderungen zeigen viele lokale Betriebe im Rhein-Kreis Neuss innovative Ansätze, um dem Fachkräftemangel effizient zu begegnen. Dabei setzen sie auf mehrere Strategien.

Ausbildung und Nachwuchsbindung. Viele Betriebe setzen verstärkt auf das Thema Ausbildung. Zum Beispiel mit angepassten Lehrplänen, Partnerschaften mit lokalen Schulen oder Praktikums- und Schnuppertagen. All das soll junge Menschen für eine Karriere im Handwerk begeistern. Kooperationen mit Initiativen wie den regionalen Ausbildungsplattformen sorgen dafür, dass Ausbildungsplätze gleichzeitig sichtbarer werden.

Arbeitsorganisation und Digitalisierung. Optimierte Arbeitsprozesse, digitale Terminplanungen, mobile Arbeitsplätze und flexiblere Einsatzpläne helfen, Ressourcen effizienter zu nutzen und die Arbeitszeit attraktiver zu gestalten. Außerdem kann die Digitalisierung dabei helfen, administrative Aufgaben zu reduzieren, um auf diese Weise mehr Zeit für die fachliche Arbeit zu schaffen.

Unterstützung von außen. Projektbezogene Experten und Subunternehmer sowie die gezielte Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern können dabei helfen, Kapazitätslücken zumindest temporär zu überbrücken. Einige Unternehmen organisieren vorübergehende Unterkünfte für externe Fachkräfte, um saisonale Engpässe abzufedern. Die Fachkräfte kommen dann aus den verschiedensten Regionen in Deutschland und auch aus dem Ausland. Interessante Lösungen sind dann beispielsweise Ferienwohnungen oder Airbnb-Unterkünfte, Kooperationen mit lokalen Vermietern, temporäre Wohncontainer oder mobile Teamunterkünfte sowie Monteurzimmer und andere Monteurunterkünfte in Jüchen, Grevenbroich und weiteren Orten im Rhein-Kreis Neuss.

Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Viele Betriebe investieren schon jetzt in Zusatzleistungen, Weiterbildungen, Gesundheitsprogramme und moderne Arbeitsumgebungen. Auch Konzepte wie zum Beispiel eine Vertrauensarbeitszeit oder Fortbildungspartnerschaften werden zunehmend genutzt.

Strategische Partnerschaften. Es kommt immer häufiger vor, dass sich lokale Handwerksbetriebe zu Netzwerken zusammenschließen oder mit Kommunen, Kammern und Ausbildungsinstitutionen zusammenarbeiten, um ihre Ressourcen zu bündeln, gemeinsame Initiativen zu starten oder gezielte Bildungsmaßnahmen anzustoßen.

Ein Blick in die Zukunft

Wenn der demografische Wandel in den nächsten Jahren weiter voranschreitet und die technologischen Anforderungen steigen, ist ein weiterer Anstieg des Fachkräftebedarfs zu erwarten. Ohne zusätzliche Maßnahmen könnten die Engpässe in handwerklichen Berufen dann noch gravierender werden. Aber regionale Initiativen sowie bundesweite Ausbildungsprogramme zeigen bereits erste Erfolge, die langfristig sogar zu einer Entspannung führen könnten. Wenn Gegenmaßnahmen wie zum Beispiel Ausbildungsoffensiven, Imagekampagnen für das Handwerk oder auch moderne Arbeitsbedingungen wirklich greifen, lässt sich die Attraktivität handwerklicher Berufe auch in der Region nachhaltig stärken. Wichtig ist, dass diese Ansätze zeitnah und nicht zu zögerlich umgesetzt werden. Denn auch wenn der Fachkräftemangel im Handwerk im Rhein-Kreis Neuss schon zur spürbaren Realität geworden ist, gibt es durchaus praxisnahe Antworten und Lösungsstrategien, die Hoffnung wecken.

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