1. Grevenbroich

Für Grevenbroicher Händler bedeutet Corona weiterhin Existenzkampf.

„Uns bleibt nichts mehr“ : Händler kämpfen um Erhalt ihrer Geschäfte

Der erste Advent ist vorbei und die Suche nach den Weihnachtsgeschenken für Familie und Freunde hat begonnen. Normalerweise würden sich jetzt die Menschen in der City tummeln und den Shopping-Tag mit einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt ausklingen lassen. Doch die Realität sieht anders aus.

Leere Straßen und leere Geschäfte prägen auch in der sonst so trubeligen Vorweihnachtszeit das Stadtbild. Aufgrund der Coronapandemie wird immer mehr online geshoppt statt in den Geschäften direkt vor Ort. Und durch die Schließung der Gastronomie und beispielsweise die Absage des Weihnachtsmarktes bleibt das sonst so gemütliche Bummeln in der City aus. Dass das Gesamterlebnis zum Einkaufen gehört, wisse auch Bürgermeister Klaus Krützen, so Pressesprecher der Stadt Stephan Renner: „Die Mischung lockt die Menschen in die Stadt.“ Doch solange der Lockdown light gilt, ist die nicht gegeben.Viele Geschäftsinhaber fragen sich daher: Wie soll es weitergehen? Ein Ende der Corona-Krise ist noch lange nicht in Sicht, die Folgen sind nicht abzusehen.

Lene Dunt kennt die Sorgen nicht nur als Vorsitzende des Werberinges, sondern auch als Geschäftsinhaberin — und in dieser Funktion musste sie jetzt die Reißleine ziehen: „Ich befinde mich im Räumungsverkauf. Ich werde mein Geschäft schließen müssen. Die Entscheidung tat sehr weh, aber bevor mich das alles in den Ruin treibt, wird das Geschäft geschlossen, sobald alles verkauft ist.“

Die Ungewissheit sei einfach zu groß, wann Besserung in Sicht sei. Stattdessen würden immer nur Steine in den Weg gelegt: „Der komplette Lockdown, das Ausfallen der Stadtfeste, des Weihnachtsmarktes... Uns bleibt nichts mehr. Die Stadt ist leer.“ Manchmal stünde Dunt den ganzen Tag in ihrem Geschäft, um 8 Euro einzunehmen.

Seit neun Jahren war die Unternehmerin am Standort: „Wenn ich mich von meinen Stammkunden verabschiede, habe ich Tränen in den Augen.“ Denn — und da muss man sich nichts vormachen — Geschäfte wie das von Lene Dunt sind immer die große Stärke von Grevenbroich gewesen: inhabergeführt, persönlich und mit viel Herz. Was bleibt nach der Krise? „Geht es so weiter, stirbt unsere Innenstadt“, sagt Dunt traurig.

Doch es liegt nicht nur in der Hand der City-Besucher, etwas zu tun, sondern auch an der Stadt. So freut sich Andrea Istas, Geschäftsführerin des Stadtmarketings, über die neuen Ratsausschüsse: „Besonders natürlich der Ausschuss ,Innenstadtentwicklung und Stadtmarketing’ an dem wir als Stadtmarketing Verein direkt teilhaben werden. Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung und zeigt, dass das Stadtmarketing auf der politischen Ebene angekommen ist!“ Auch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung und der Stadtentwicklungsgesellschaft soll ausgeweitet werden.

 Andrea Istas, Geschäftsführerin des Stadtmarketings, hofft, dass die Innenstadt wieder interessanter für Bescher wird.
Andrea Istas, Geschäftsführerin des Stadtmarketings, hofft, dass die Innenstadt wieder interessanter für Bescher wird. Foto: Stadtmarketingverein
  • „The Sunset Rollers“ spielen Rock‘n‘Roll und
    Der neue „Erlebnismarkt“: : Regionalität, Nachhaltigkeit und viel Genuss in der City
  • Smart-City-Manager Christian Henicke.
    Smart-City-Manager für Grevenbroich : Stadt der Zukunft?
  • Sonntäglicher Umzug des BSV Grevenbroich : Angetreten: Großer Festumzug der Grevenbroicher Schützen

Die Lage in der Innenstadt wird  auch im Rat am kommenden Donnerstag wieder ein Thema sein. Dann soll über die „Verlängerung der Maßnahmen zur Unterstützung und Sicherung des Grevenbroicher Einzelhandels, der örtlichen Gastronomie und des Veranstaltungssektors aufgrund von Einschränkungen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“ beschlossen werden. Demnach soll die Reduzierung der Parkgebühren weiterhin Kunden in die Innenstadt locken und die Ausweitung der Verkaufszeiten montags bis samstags unterstützt werden. Eine große Hilfe für die Zukunft der Innenstadt ist wohl das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen“. Über 380.000 Euro werden der Stadt zur Verfügung gestellt, um beispielsweise Ladenlokale anzumieten und diese dann vergünstigt an Handels- oder Dienstleistungsbetriebe unterzuvermieten.

So könnten auch Türen für Branchen geöffnet werden, die bisher gezögert hätten, sich in der Innenstadt anzusiedeln. Mit der Wirtschaftsförderung als Vermittler zwischen Geschäftstreibenden und Vermietern und der Stadtentwicklungsgesellschaft, die sich im Ankauf von Gebäuden engagiert, um beispielsweise eine Zwischennutzung zu gewährleisten, habe das auch jetzt schon funktioniert, so Renner: „Es gibt immer eine gewisse Fluktuation in der Innenstadt. Wir sehen aber auch, dass es gelingt, Ladenlokale neu zuzuführen.“ Als Beispiel nennt er den Unverpackt-Laden, der auf die Kölner Straße ziehen soll.

Um langfristig Perspektiven zu schaffen, plant die Verwaltung mit externer Unterstützung obendrein mit der Förderung eine Kampagne unter dem Motto „Schaufenster der Zukunft“ zu entwickeln. Diese soll neue Nutzungsmöglichkeiten für die freien Gewerbeflächen und dem ansässigen Einzelhandel neue Impulse und Ansätze zum Ausbau ihrer Geschäftsmodelle liefern.

Diese Maßnahmen werden aber wohl erst auf langfristige Sicht etwas an der Situtation ändern können. Um den Einzelhandel jetzt schon so gut es geht zu unterstützen, haben Stadtmarketing und Werbering mehrere Aktionen geplant und durchgeführt, um dem Einzelhandel in dieser schweren Zeit unter die Arme zu greifen.

„Leider können wir nicht so agieren, wie wir gerne möchten, da die Pandemie uns immer wieder Grenzen setzt. Dennoch versuchen wir, mit kleinen Dingen den Besuch der Innenstadt interessanter zu machen“, so Istas, „dank Norbert Lupp und dem Werbering stehen rund 150 Tannenbäume im Bereich der Fußgängerzone, die von Anwohnern und Geschäftsinhabern weihnachtlich geschmückt wurden. Freitags und samstags erklingt weihnachtliche Musik und die Einzelhändler haben sich besonders viel Mühe bei der Dekoration ihrer Geschäfte gemacht!“

Außerdem veranstaltet der Werbering eine große Weihnachtstombola – jeder Einkauf wird mit einem Los belohnt und es winken tolle Preise. „Momentan läuft die große Bonusaktion „25% oben drauf“ für den Grevenbroicher Stadtgutschein, bei der jeder Gutschein, egal ob online oder offline gekauft – mit 25 Prozent des Kaufwertes aufgestockt wird. Der Verkauf ist prima angelaufen und geht weiter, solange der Vorrat reicht. Wir hoffen, dass viele der Gutscheine noch im Weihnachtsgeschäft eingelöst werden und damit direkt die teilnehmenden Unternehmen unterstützen“, zeigt sich Istas optimistisch, „ansonsten planen wir hoffnungsvoll das kommende Jahr. Mit dem beliebten Feierabendmarkt und den City-Flohmärkten.“

Auch das Jubiläum der Landesgartenschau soll am 28. April unter dem Motto „25 plus 1“ stattfinden. In diesem Zusammenhang plant der Stadtmarketing Verein am 15. und 16. Mai die ersten Grevenbroicher Gartentage. Dass dann wieder Besucherströme – unter Corona-konformen Bedingungen – in die Stadt kommen, bleibt zu hoffen.