Gindorfer Profi auf dem Motocross-Bike Meister-Ehrung: Endlich wieder sportlicher Glanz in der Schloss-Stadt

Gindorf · Motocross-Fahrer Stefan Ekerold wechselte im vorigen Jahr ins Profilager. In diesem September holte der Top-Pilot des MSC Grevenbroich den Deutschen Meistertitel in der Klasse Open. Für seinen Sport gibt er alles, und er hat noch lange nicht genug.

 Zu Beginn der vorwöchigen Ratssitzung stand ein besonderer Punkt auf der Tagesordnung: Stefan Ekerold, Meister der Deutschen Motocross-Meisterschaft der Klasse Open, trug sich in das „Goldene Buch“ der Stadt ein. Der 27-Jährige gewann im September das in Sachsen ausgetragene Finale der Klasse Open für den MSC Grevenbroich und sicherte sich damit seinen ersten Deutschen Meistertitel. „Stefan Ekerold hat mit seinen Leistungen und seinem deutlichen Sieg in der Deutschen Motocross-Meisterschaft beeindruckt und unsere Stadt auf höchstem sportlichen Niveau repräsentiert“, so Bürgermeister Klaus Krützen in der Ratssitzung.

Zu Beginn der vorwöchigen Ratssitzung stand ein besonderer Punkt auf der Tagesordnung: Stefan Ekerold, Meister der Deutschen Motocross-Meisterschaft der Klasse Open, trug sich in das „Goldene Buch“ der Stadt ein. Der 27-Jährige gewann im September das in Sachsen ausgetragene Finale der Klasse Open für den MSC Grevenbroich und sicherte sich damit seinen ersten Deutschen Meistertitel. „Stefan Ekerold hat mit seinen Leistungen und seinem deutlichen Sieg in der Deutschen Motocross-Meisterschaft beeindruckt und unsere Stadt auf höchstem sportlichen Niveau repräsentiert“, so Bürgermeister Klaus Krützen in der Ratssitzung.

Foto: SGV.

Ein Druck auf den Anlasser an der rechten Seite des Lenkers. Die Maschine, eine 450er 4-Takt Husqvarna im Wert von rund 20.000 Euro, erwacht mit dumpfem Grollen zum Leben und Stefan Ekerold hört das schönste Geräusch, das er sich vorstellen kann. „Das ist so, als würde die Frau deiner Träume nach dir rufen“, erzählt der 27-Jährige mit den tiefblauen Augen und dem kräftigen Händedruck.

Er muss selbst über den Vergleich lachen. Die Leidenschaft für den Motor-Sport, die sich darin widerspiegelt, wurde ihm in die Wiege gelegt. Aus heutiger Sicht scheint es fast so, als sei sein Weg vorgezeichnet gewesen, er selbst redet von Bestimmung und sein Vater spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Jon Ekerold, gebürtiger Südafrikaner, fuhr ebenfalls Motorradrennen, allerdings auf Asphalt; 1980 gewann er gegen den deutschen Ausnahmefahrer Toni Mang in einem Herzschlagfinale auf dem Nürburgring den Weltmeister-Titel in der 350er-Klasse.  Es war ein Showdown wie man ihn selten sah.

Die Begeisterung für Geschwindigkeit und Benzingeruch übertrug der Vater auf seine sechs Söhne. Und so kam es, dass Stefan Ekerold, der jüngste Spross, mit fünf Jahren zum ersten Mal allein auf einem Motorrad saß, eine kleine Maschine, speziell für Kinder. Er weiß nicht mehr, wie sich das anfühlte, aber es muss ihm gefallen haben, denn wenige Wochen danach fuhr er sein erstes Rennen.

„Ich gehe den Weg meines Vaters weiter“, sagt er. Erste Erfolge stellten sich in seinen Jugendjahren ein: 2010 dritter Platz bei der Junioren-WM in Frankreich und ein Jahr später 125er-Junior-Cup-Meister, um nur zwei Beispiele zu nennen. Der diesjährige Gewinn der Deutschen Meisterschaft ist sein bislang größter Coup.

Er siegte mit komfortablem Punkte-Vorsprung und weiß sich dafür auch seinem Verein und seinem Umfeld gegenüber zu Dank verpflichtet: „Motocross ist im Grunde ein Teamsport, auch wenn ich allein auf der Maschine sitze. Dazu gehören meine Trainer, mein Mechaniker und mein Verein.“

Der MSC Grevenbroich, erzählt Stefan Ekerold, zähle eben zu den Top-Adressen im Motocross-Sport, die Trainingsmöglichkeiten seien optimal. Deshalb ist er auch Anfang 2020 ganz in die Nähe nach Willich gezogen.

Auf die Welt kam er im bayerischen Hof. Als er ein Jahr alt war, zogen die Ekerolds ins Saarland, wo er aufwuchs. 

Die Wochenenden verbrachte die Familie im Wohnwagen an Rennstrecken, das Leben als Fahrer ähnelt ein bisschen dem eines Zirkusartisten.  Viel unterwegs, viel Nervenkitzel, viel Trubel und Applaus. Stefan Ekerold: „Ich sehe mich auch als Entertainer.“

Das Risiko fährt freilich immer mit und manchmal geht etwas dramatisch schief. Im Jahr 2013 trainiert Stefan Ekerold im saarländischen Nassweiler, er fährt mit hoher Geschwindigkeit auf einen Hügel zu und hebt ab. Im Flug sieht er den Radlader mitten auf der Strecke, aber da ist es schon zu spät. Er springt frontal in das schwere Fahrzeug. „Keine Ahnung, wie ich das überlebt habe“, erzählt er.

Es war knapp. Innere Verletzungen, Knochenbrüche, künstliches Koma. Die Milz musste herausoperiert werden, eine lange Narbe am Bauch erinnert ihn daran. „Sieben Wochen später saß ich gegen jeden Ratschlag wieder auf dem Motorrad“, erzählt er und lächelt dabei.

Man vergesse den Schmerz mit der Zeit, lerne auch aus solchen Ereignissen und wachse daran. Es sei menschliches Versagen gewesen und habe mit dem Sport an sich nichts zu tun gehabt: „Der Radlader hätte dort nicht stehen dürfen.“ Stefan Ekerold investiert viel in seinen Sport, trainiert sechs Mal die Woche, verschleißt in einem Jahr fünf Maschinen. Mit dem Schritt ins Lager der Profis setzt er alles auf eine Karte, „einen Plan B habe ich nicht“, sagt er. Wenn man etwas wirklich wolle, dann müsse man „All In“ gehen. „Ich wäre bereit unter einer Brücke zu schlafen, um meinen Sport weiter ausüben zu können.“ Davon ist er glücklicherweise weit entfernt, denn im Moment fährt er auf der Überholspur. Dank seines jüngsten Erfolgs wurde ihm jetzt eine ganz besondere Ehre zuteil: Er durfte sich ins „Goldene Buch“ der Stadt eintragen. Für das kommende Jahr hat er sich konkrete Ziele gesteckt. Das ADAC-MX-Masters steht ganz oben auf seiner Prioritätenliste. Er will gewinnen, nachdem er in diesem Jahr schon den fünften Platz belegen konnte. Und wer weiß, irgendwann geht vielleicht auch sein größter Traum in Erfüllung: Weltmeister werden wie sein Vater, nur eben nicht auf der Straße, sondern im Motocross. „Das wäre natürlich die ultimative Bestätigung“, sagt er. Aber es gehe nicht ausschließlich um Titel, sondern vor allem um den Weg dorthin. „Ich genieße alles, was ich tue, ganz bewusst, weil ich weiß, dass meine Karriere irgendwann ein Ende haben wird.“ Nur wenn er sich auf ein Rennen vorbereiten könne, fühle er sich komplett, wenn er auf seiner Maschine sitze, frei und zufrieden. Mit einer kleinen Einschränkung allerdings.

Privat im Straßenverkehr fährt er nicht mit dem Motorrad. „Ich habe gar keinen Führerschein“, räumt er ein. Und davon mal abgesehen, sei ihm das auch einfach zu gefährlich.

(Dirk Herrmann​)
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