Hasenpest erreicht den Rhein-Kreis Sechs Tiere verendet

Grevenbroich · Die bundes- und landesweit aufgetretene Tularämie oder Hasenpest ist jetzt auch im Rhein-Kreis nachgewiesen worden. „In den vergangenen Wochen sind sechs Hasen daran verendet, vorwiegend auf dem Gebiet der Städte Meerbusch und Korschenbroich“, meldet das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt.

Bei der Tularämie oder Hasenpest handelt sich um eine Infektion vor allem der Feldhasen. Das meldet das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Rhein-Kreises.

Foto: RKN./MikeLane45

Bei der Tularämie handelt es sich um eine meldepflichtige, bakterielle Erkrankung. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was ist die Tularämie oder Hasenpest?

Es handelt sich um eine Infektion vor allem der Feldhasen mit dem Bakterium Francisella tularensis. Der Erreger ist in der Natur mehr oder weniger stark verbreitet. In Deutschland kommt nur die für den Menschen weniger stark pathogene Unterart Francisella (F.) tularensis ssp. holarctica vor. Der Erreger kann unabhängig von Wirtstieren in der Umwelt überdauern. Tiere oder Lebensräume mit Wasser kommen als Reservoir in Frage, aber auch feuchte Böden.

Das Wirtsspektrum der Bakterien ist sehr groß. Es reicht von Säugetieren über Vögel bis hin zu Amphibien und Insekten. Ist eine Nager-Population betroffen, so können infizierte Mäuse den Erreger in ihrem Umfeld verbreiten. Über mit Kot oder Urin infiziertes Wasser nehmen andere Tiere den Erreger auf.

Feldhasen sind gegenüber einer Infektion mit F. tularensis am empfänglichsten. Sie sterben in der Regel innerhalb von ein bis vier Tagen an einer septischen Allgemeininfektion mit einer Milzschwellung und einer Leberentzündung. Betroffene Tiere magern ab, zeigen struppiges Fell, schwankenden Gang und werden apathisch. Aufgrund von Entkräftung können sie ihre natürliche Scheu verlieren.

Ist der Mensch von der Tularämie betroffen?
Die Tularämie ist eine Zoonose. Das bedeutet, dass sie auch auf den Menschen übertragbar ist und teils schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen kann.

Menschen können sich bei direktem Kontakt mit erregerhaltigem Material infizieren. Beim Bearbeiten erlegter Feldhasen dringen etwa Bakterien bei kleinen Verletzungen in die Haut ein. Aufgrund der niedrigen Infektionsdosis reicht auch das Einatmen erregerhaltigen Staubes beim Umgang mit den Tierkörpern aus, um eine Erkrankung auszulösen. Nur wenige Keime sind für eine Infektion notwendig.

Ein Kontakt zu Feldhasen ist für eine Infektion aber nicht unbedingt nötig. Man kann sich auch mit erregerhaltigen Lebensmitteln oder mit kontaminiertem Oberflächenwasser anstecken. Außerdem ist eine Übertragung durch blutsaugende Insekten beziehungsweise Zecken möglich.

Die Tularämie beim Menschen bricht entweder an der Eintrittspforte (Lymphknotenschwellung am Arm) aus oder zeigt sich nach drei bis zehn Tagen durch eine fieberhafte Allgemeininfektion. Bei einer rechtzeitigen Diagnose heilt die Erkrankung unter Antibiotika in der Regel problemlos aus.

Wie viele Menschen waren zuletzt betroffen?
Trotz des Vorkommens des Erregers in der deutschen Feldhasen-Population ist die Tularämie bei Menschen eine seltene Infektionskrankheit. Allerdings nimmt die Anzahl an Tularämie-Fällen auch beim Menschen zu. Wurden im Jahr 2013 insgesamt 22 Tularämie-Fälle beim Menschen in Deutschland gemeldet, so ist die Zahl im Jahr 2023 auf 100 angestiegen.

Im Rhein-Kreis gab es in den Jahren 2017 und 2020 jeweils einen Fall von Tularämie beim Menschen. Vor allem Jäger, Landwirte, Metzger oder Tierärzte sind von der Erkrankung betroffen.

Vermutlich wird die Zahl der an Tularämie erkrankten Hasen in den nächsten Jahren europaweit weiter ansteigen. Während die Tularämie vor knapp zehn Jahren lediglich in rund fünf Prozent der eingesandten Feldhasen nachgewiesen wurde, machten die Tularämie-Fälle im Jagdjahr 2018/19 insgesamt 23,8 Prozent der Krankheitsnachweise aus.

Traten die Ausbrüche vor einigen Jahren noch vor allem im Winter vermehrt auf, so finden sich in Nordrhein-Westfalen mittlerweile über das ganze Jahr Tularämie-Erkrankungen bei Feldhasen.

Wie kann man sich vor der Erkrankung schützen?
Es hilft, Abstand zu halten. Werden verendete oder verhaltensauffällige Feldhasen aufgefunden, so sind der zuständige Jäger oder das Veterinäramt zu verständigen. Somit ist gewährleistet, dass das Tier sachgerecht durch das Tragen von Mundschutz und Einmalhandschuhen geborgen werden kann.

Auch Hundebesitzer sollten aufpassen und in den Gebieten, in denen Tularämie-Fälle aufgetreten sind, ihre Tiere an der Leine halten. Bei allgemeinen Krankheitsanzeichen des Hundes wie Müdigkeit, Fressunlust, Abgeschlagenheit oder Fieber sollte eine Tierarztpraxis aufgesucht werden.

Diese sollte auf den (vermeintlichen) Kontakt mit verendeten Feldhasen hinwiesen werden. Alle handelsüblichen, gegen Bakterien wirksamen Desinfektionsmittel sind anwendbar.

Infizierte Feldhasen, die noch keine Krankheitszeichen aufweisen, sind das größte Infektionsrisiko. Jäger sollten in gefährdeten Gebieten beim Versorgen der Feldhasen Einmalhandschuhe und eine Atemmaske tragen.

Der Erreger ist sehr widerstandsfähig gegen Kälte und Feuchtigkeit. Deshalb ist er auch in tiefgekühltem Wildbret noch nach vier Wochen ansteckungsfähig. Bei der Verwertung von gesunden Hasen ist das Fleisch vor dem Verzehr gut durch zu erhitzen (mindestens zehn Minuten bei über 60 Grad).

Prinzipiell ist auch ein effizienter Zeckenschutz anzuraten. Sollte man sich wider aller Vorsichtsmaßnahmen dennoch infizieren, so ist die Infektion gut mit Antibiotika behandelbar.

Wo findet man aktuelle Informationen?
Zahlen und Fakten zum Auftreten der Tularämie bei Feldhasen und anderem Wild in Nordrhein-Westfalen finden sich im jeweiligen Fallwildbericht der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung in Bonn.

Die neuesten Versionen stehen auf der Internetseite des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz: https://www.lanuv.nrw.de. Informationen hält auch das
Friedrich-Löffler-Institut bereit: https://www.fli.de. Über die Entwicklung der Infektion beim Menschen informiert das Robert-Koch-Institut: https://www.rki.de.

(-ekG.)