Grillclub „Ring of Fire“ im Ahrtal aktiv „Es fühlt sich falsch an, nicht zu helfen“

Jüchen · Normalerweise treten sie bei Meisterschaften in ganz Deutschland an: die Mitglieder des Grillclubs „Ring of Fire“. Doch seit Wochen helfen sie mit ihrem Können den Menschen im Ahrtal, die nach der Flut alles wieder aufbauen. Dort trafen sie durch Zufall auf einen weiteren Jüchener: Michael Schmitter. Seitdem sind alle gemeinsam ehrenamtlich in der Krisen-Region unterwegs.

 Gemeinsam stark für Menschen in Not: Die Griller aus Jüchen fahren regelmäßig in ihrer Freizeit in die Hochwassergebiete, um Essen zuzubereiten.

Gemeinsam stark für Menschen in Not: Die Griller aus Jüchen fahren regelmäßig in ihrer Freizeit in die Hochwassergebiete, um Essen zuzubereiten.

Foto: privat

Das Leid der Menschen vor Ort, lässt die Helfer aus Jüchen nicht los. „Wir können da jetzt nicht einfach aufhören und nicht mehr hinfahren. Die Schicksale gehen uns nah. Auf der Rückfahrt ist es auch immer ganz ruhig. Da ist jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Die Bilder im Fernsehen sehen schon immer schlimm aus, aber das hat nichts damit zu tun, wie es wirklich ist. Die Verwüstung ist unfassbar. Es wird Jahre dauern, bis alles wieder halbwegs in Ordnung ist“, berichten Tim Huber und Christian Schmitter.

Also fahren sie weiter in die Region. Und das mit vollem Gepäck. Von den Meisterschaften verfügt der Club über ausreichend Equipment: Grills, Arbeitsmöglichkeiten, Pavillons, eine Hygienestation... Alles wird mit nach Dernau transportiert. Dort wird dann gegrillt und gebrutzelt, denn die Helfer verrichten schwere körperliche Arbeit und können vor Ort nicht mal eben selbst etwas zu Essen bereiten. Dafür sind dann die Jüchner da: 3.000 bis 4.000 Würstchen, bis zu 300 Kilo Fleisch, ebenso viel Gemüse werden an einem Wochenende verarbeitet. „Wir versuchen uns da auch schon mal was einfallen zu lassen. Es gibt dann zum Beispiel ein Hähnchencurry aber auch mal ein Gericht für Vegetarier“, verrät Tim Huber.

Unterstützung erfahren die Männer von Michael Schmitters Mutter Christa und ihren Freundinnen. Gemeinsam schnibbeln die Jüchenerinnen fleißig Unmengen an Gemüse: „Vitamine sind in der Region einfach wichtig. Die Menschen freuen sich so sehr, wenn sie einfach mal in ein Stück Obst beißen können. Oder wenn wir ihnen eine frische Gemüsepfanne zubereiten können.“ Dinge, die eigentlich selbstverständlich sind, doch im Ahrtal ist kaum noch etwas wie vor der schrecklichen Flut.

 Viel los am Stand der Jüchener Griller. Die Hilfe wird gerne angenommen.

Viel los am Stand der Jüchener Griller. Die Hilfe wird gerne angenommen.

Foto: privat

Denn die Verzweiflung in der Hochwasserregion ist groß. Die Jüchener lernen verschiedene Schicksale kennen. Da ist zum Beispiel der Winzer, der sich jedes Mal freut, wenn er die Gruppe sieht: „Ihr sorgt für Hoffnung. Ich habe mich so auf Euch gefreut. Ihr bringt Musik und gute Laune mit und ich bekomme eine warme Mahlzeit. Das hilft, denn hier ist es einfach immer dunkel, es gibt ja nicht mal Straßenbeleuchtung.“

Dann war da noch die Frau um die 70, deren Nachbarn vermisst sind. Also kümmerte sie sich um den Garten – in der Hoffnung, dass sie bald wieder auftauchen. Doch wohin mit dem ganzen Gemüse aus dem Garten? „Ich möchte es euch spenden. Aber ich kann es nicht bringen. Die Flut hat mein Auto zerstört.“

Oder der alte Mann, der nur zögernd auf die Grillstation zukommt und vorsichtig anfragt, ob er auch eine warme Mahlzeit haben dürfe. Seine Frau sei vor zehn Jahren verstorben, seitdem habe er Essen über einen Tiefkühldienst bestellt. Doch der schaffe es nicht mehr in die Region und seitdem ernähre sich der Mann nur noch von Brot. Bei den Schicksalen werden auch die Augen der härtesten Männer feucht – und natürlich wurde das Gemüse abgeholt, der Winzer darf sich freuen, dass die Jüchener wieder kommen und der alte Mann erhielt seine warme Mahlzeit.

„Das alles lässt uns so schnell nicht mehr los. Es würde sich falsch anfühlen, nicht mehr zu helfen. Wir machen gar nichts Großes. Wir sind nur ein kleines Rädchen in einem großen Zahnrad, aber wir helfen dabei, dass das Rad läuft – und dafür sorgen wir auch in Zukunft“, versprechen Huber und Schmitter im Namen ihres Teams.

Wer die Jüchener Griller unterstützen möchte, kann dies am besten mit einer kleinen Spende tun. Alle Informationen und die Möglichkeit, Kontakt mit den Jüchener Helfern aufzunehmen, gibt es unter www.ringoffirebbq.de oder auf der gleichnamigen Facebook-Seite.

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