Rund 70 Mitglieder verzeichnet der Stamm heute, der zum Bezirk Mönchengladbach gehört und als Mitglied der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg im Diözesanverband Aachen aktiv ist. Der Stamm bietet mit einem eigenen Zeltplatz, einer Feuerstelle sowie einem Gruppenraum vielfältige Möglichkeiten für die 60 Kinder und Jugendlichen, die sich auf die vier Altersstufen Wölflinge, Jungpfadfinder, Pfadfinder und Rover verteilen. Begleitet von insgesamt zehn Leitern nehmen die einzelnen Stufen an Gruppenstunden, Zeltlagern oder angebotenen Bezirks- beziehungsweise Verbandsaktionen teil.
Der Stamm hat es sich zur Aufgabe gemacht, unabhängig von Religion, Nationalität, Herkunft und sozialem Status, jedem Menschen offen und hilfsbereit gegenüber zu stehen. Den Kindern und Jugendlichen werden während der gemeinsamen Aktivitäten Werte wie Verantwortung und Selbstständigkeit sowie Achtung gegenüber allen Menschen und der Natur vermittelt. Viele Jüchener kennen mittlerweile den Otzenrather Stamm – nicht nur durch aufsteigenden Rauch über der Lagerfeuerstätte, sondern auch weil der Stamm in den vergangenen Jahren im Stadtgebiet an Aktionen wie „Jüchen bunt“, „Familientag“ oder Stadtfesten teilgenommen hat.
Auch mit Blick auf die Gründungsgeschichte zeigt sich die Popularität des Stammes. Im Jahre 1930 gründeten Johannes Hurtz und Josef Rütten den Pfadfinderstamm Otzenrath unter dem Namen „Marienritter“, der zunächst nur aus fünf Mitgliedern bestand. Es dauerte jedoch nicht lange, bis weitere Mitglieder dazustießen und der neuen Gruppe den Namen „Rabenwolke“ gaben, deren Gruppenzeichen die silbergraue Ringlilie und der Rabenkopf waren. Ihr Motto lautete: „Zäh und ausdauernd wollen wir sein und mutig unserem Banner folgen!“ Dieses Banner ist auch heute noch im Stammesbesitz und hat die Nazi-Zeit überdauert.
Im Jahre 1932 zählte der Stamm bereits 120 Mitglieder gemeinsam mit den alten Dörfern Holz und Garzweiler. Während des Dritten Reiches wurde die Pfadfinderei in Deutschland verboten. In aller Stille führten einige Otzenrather Pfadfinder ihre Arbeit weiter und wurden im Jahre 1936 angeklagt, da sie zu einer staatsfeindlichen Organisation gehören würden und ihre Tracht die öffentliche Sicherheit störe. Nur der Courage des damaligen Otzenrather Polizisten war es zu verdanken, dass die Pfadfinder nicht bestraft wurden.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges, in dem auch viele Pfadfinder ihr Leben ließen, machten 1946 mehrere junge Männer einen Neuanfang, wodurch der heutige Stamm sein Bestehen weiter aufbauen konnte.
Die Pfadfinder Otzenrath sind dankbar, auf eine so lange Bestehensgeschichte zurückblicken zu können und möchten dieses Ereignis gerne am 30. August um 16 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst und anschließender Feier auf dem Zeltplatz an der Jahnstraße begehen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, das 95. Jubiläum mit den Pfadfindern gemeinsam zu feiern bei einem geselligen Abend mit guten Gesprächen, Begegnungen und einem gemütlichen Beisammensein. „In entspannter Atmosphäre möchten wir mit Ihnen auf unsere Geschichte zurückblicken und gemeinsam in die Zukunft schauen“, laden die Pfadfinder ein.