Werte bleiben auf der Strecke Die Online-Angebote ersetzen Vereine nicht

Jüchen · Heinz Kiefer, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, ist grundsätzlich positiv gestimmt: „Wir werden den Weg aus der Corona-Krise meistern.“ Aber er sieht eine Gefahr: „Online-Angebote sind eben auch nicht für jeden da. Und unsere Vereine leisten eigentlich viel mehr, als ,nur’ ein Sport-Angebot zu bieten. Denn wir vermitteln auch wichtige Werte.“

 So bunt wie beim Kinderturnen sieht es hoffentlich bald wieder in den Jüchener Turnhallen aus.

So bunt wie beim Kinderturnen sieht es hoffentlich bald wieder in den Jüchener Turnhallen aus.

Foto: Stadtsportverband aber über eine Datenbank/NN

Und genau diese Werte bleiben gerade auf der Strecke. Denn das Gefühl, ein Team zu sein, über sich hinaus zu wachsen, sich etwas zuzutrauen und an sich zu glauben, kann eben nicht in dem Maße online angeboten werden, wie es die Vereine in ihrer täglichen Arbeit leisten würden. „Nicht absehbar sind die physischen als auch psychischen Folgen der Sporteinschränkungen durch Corona… Das alles ist im Moment kontraproduktiv für die Zukunft der Vereine. Die Vereine können nicht richtig planen. Trotz positiven Gedanken und einem im Sport üblichen Grundoptimismus ist ein gewisser Frust zu spüren. Ganz wichtig ist, dass bald wieder Normalbetrieb möglich wird. Denn die Vereine leben von ihren Mitgliedern und von sozialen Kontakten“, so der Vorsitzende.

Beginnend bei der Förderung der Grundmotorik der Kleinsten, der Ausbildung der sportartspezifischen Kenntnisse in den jeweiligen Fachsportarten über die Gesunderhaltung durch Bewegung bis hin zu den sozialen und bewegungserhaltenden Sportangeboten für Senioren: Durch fehlendes Training können die antrainierten Leistungen und der durch Training gehaltene Gesundheitsstatus nicht gehalten oder gar verbessert werden, das gilt nicht nur für den Spitzensport: „Je länger dieser Zustand anhält, desto schwieriger wird es für den Sport, dort anzuknüpfen, wo er mal stand.“

Dazu komme das Online-Angebot, das in Kiefers Augen eine Notlösung ist, denn es können nicht alle erreicht werden: „Nicht alle Menschen haben die Finanzmittel für eine gute digitale Infrastruktur. Nicht alle können mit dem digitalen Material umgehen. Digitaler Sport schließt heute noch Menschen aus und fördert in Teilen der Gesellschaft die Einsamkeit. Das gilt gleichermaßen für Familien wie auch für ältere Vereinsmitglieder. Online-Sport ist deshalb absolut kein Ersatz für ,sportliche Präsenztreffen’. Aus meiner Sicht ist aber digitales Sport-Miteinander als zeitbeschränkte Maßnahme in einem Breitensportverein zukünftig nicht völlig auszuschließen.“

Ein schwieriges Thema. Das weiß auch Kiefer, der zur Vereinstreue auch in den schwierigen Zeiten appelliert und davon ausgeht, dass wieder bessere Zeiten auf uns warten: „Das Miteinander ist eben eine wesentliche Komponente der Vereinsangebote. Ich weiß zum Beispiel, dass im Seniorensport manchmal nicht mal die Bewegung im Vordergrund steht, sondern die Gemeinschaft.“

Abschließend ist Kiefer dankbar, für alle Ehrenamtler, die sich im Jüchener Sport engagieren und kreativ auf die Pandemie reagieren: „Die Vereine gehen auf die Umstände einfallsreich mit guten Aktionen ein. Es werden laufend Gedanken für neue Ideen entwickelt, um die Mitglieder zu bewegen. Und unsere Hoffnung bleibt: Bald sind wir wieder zusammen und können an unserer Gemeinschaft anknüpfen.“

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