Landrats-Kandidaten im Interview: Hans-Jürgen Petrauschke (CDU)„Wenn es nach mir ginge, hätten wir viel weniger Regeln. Nicht nur im Verkehr.“

Einstiegsfrage in das Landrats-Kandidaten-Interview mit Amtsinhaber Hans-Jürgen Petrauschke: Wäre es nicht sinnvoll für politische Wahlämter (von der Kanzlerin bis zum Landrat) eine Beschränkung auf zwei Wahlperioden festzuschreiben? Ja, das könne man machen, dann müsse aber die Wahlzeit verlängert werden, lautet da seine prompte Antwort.

 Hans-Jürgen Petrauschke will auch in den nächsten fünf Jahren das Steuer nicht aus der Hand geben. Immer nah bei seinen Bürgern und natürlich auch bei den Schützen: CDU-Mann Petrauschke.Konzentriert und gut vernetzt: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke in einet Aufnahme des Rhein-Kreises Neuss.

Hans-Jürgen Petrauschke will auch in den nächsten fünf Jahren das Steuer nicht aus der Hand geben. Immer nah bei seinen Bürgern und natürlich auch bei den Schützen: CDU-Mann Petrauschke.Konzentriert und gut vernetzt: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke in einet Aufnahme des Rhein-Kreises Neuss.

Grevenbroich/Neuss. „Zweimal fünf Jahre ist zu kurz. In fünf Jahren bekommt man kaum was geregelt“, argumentiert Hans-Jürgen Petrauschke. Und er verweist auf andere Bundesländer, in denen die entsprechenden Wahlperioden acht oder zehn Jahre dauern. Das seien Zeiträume, in denen man „was machen könne“.

Hans-Jürgen Petrauschke, der jetzt seine dritte Wahlperiode anstrebt, ist dementsprechend voller Tatendrang und hat jede Menge Ziele: In Sachen Kohleausstieg will er den „Wandel so begehen, dass am Ende ausreichend neue Arbeitsplätze bereit gestellt werden können“. In Sachen Digitalisierung fordert er die 5G-Technik: „Das wäre für das ,Rheinische Revier’ ein Wettbewerbsvorteil vor allen anderen.“

Schulen und Unternehmen will er an die Glasfaser bringen; in einem zweiten Schritt sollten dann alle „unterversorgten Gebiete“ an die Glasfaser-Versorgung angeschlossen werden. Die Digitalisierung sei eine Aufgabe, „da muss man ständig dran arbeiten.“

In Sachen Klimawandel verweist Petrauschke auf zahlreiche Kreisprojekte (vom Waldvermehrungsprogramm bis zum bienenfreundlichen Vorgarten); hier wünscht er sich aber noch eine bessere Koordination und zusätzliche Initiativen. Trotzdem ist er überzeugt: „Um die Schöpfung zu bewahren, tun wir schon eine ganze Menge.“

Dazu gehört für den amtierenden Landrat auch die Abfallwirtschaft, die für ihn eine möglichst hundertprozentige Kreislaufwirtschaft werden soll. Je mehr wiederverwertet werde, um so weniger Müll falle letztendlich an, beschreibt er eine einfache Gleichung.

Gibt es denn auch Dinge, in denen Hans-Jürgen Petrauschke in seinen ersten beiden Wahlperioden als Landrat sich als gescheitert fühlt? „Manches dauert mir viel zu lange“, seufzt er. Oft habe es schon einige Zeit gedauert, bis die anstehenden Probleme geregelt werden konnten. Als Beispiel nennt er die Fusion der Krankenhäuser, die er sich schneller gewünscht hätte. ...und jetzt müsse dafür gesorgt werden, dass die Bürger diese Fusion auch als wirklichen Vorteil für sich erkennen würden.

Das Landrat-Sein macht Hans-Jürgen Petrauschke (immer noch) viel Freude: „Es gibt natürlich Dinge der Routine, die dann langweilig werden. Es kommen aber auch immer wieder neue Themen auf, die Spaß machen. Das ist schon spannend.“

Wichtig ist ihm dabei, dass er sich auf seine Verwaltung, seine Mitarbeiter verlassen könne. Das habe sich gerade jetzt wieder in der Corona-Krise erwiesen. „Wir haben eine Kreisverwaltung, die sehr gut funktioniert“, macht er deutlich. Und er fügt an: „Mit mir kann man immer reden. Aber wenn etwas entschieden ist, ist es entschieden.“ Ansonsten könne die Arbeit nicht laufen.

Nachdenklich schiebt er nach: Privat und als Chef der Kreisverwaltung sei er als sparsam bekannt. Und dazu stehe er auch: „Als öffentliche Hand sind wir auch Diener der Steuerzahler. Die Bürger bezahlen uns dafür, dass wir ihnen Dienstleistungen erbringen“, so der Landrat wörtlich. Mit großer Hand Geld unters Volk bringen, könne deshalb niemals sein Ansatz sein.

Und noch eine Aussage mag überraschen: „Wenn es nach mir ginge, hätten wir viel weniger Regeln. Nicht nur im Verkehr.“ Dort gebe es zum Beispiel so viele Schilder, dass die Hälfte gar nicht mehr zur Kenntnis genommen würde.

Weniger Schilder, weniger Regeln, dafür aber ein Mehr an Rücksichtnahme und Mitdenken – das würde das Zusammenleben deutlich einfacher machen.

Gerhard Müller

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort