1. Grevenbroich

Das Schloss-Stadion hat viele Baustellen

Trainer und Funktionäre enttäuscht: : „Es hat im Rathaus keiner Interesse an Leistungssport“

Das Schloss-Stadion könnte ein echter Edelstein sein, ist es doch im gesamten Rhein-Kreis das einzige mit einer überdachten Tribüne. ... könnte, denn die Realität sieht anders aus: Die Laufbahn hat speziell vor der Stehtribüne ein echtes Berg- und Tal-Profil. Die Laufmatte für die Hürdensportler weist Risse und Löcher auf. Und der Hybridrasen führt in Herbst und Winter dazu, dass die Fußballer wegrutschen wie ein Hund, der auf Parkett schnell starten will...

Eigentlich ist TK-Leichtathletik-Trainer Wilfried Faßbender in seinem 52. Vereinsjahr wieder oben auf: Seine U16-Sprintstaffel mit Lilli Schlößer, Greta Schmidt, Isabel Seibert und Jette Zottmann zählt zu den drei schnellsten in Deutschland. Die Mädels messen sich mit denen aus Rostock und Dresden. In dieser Saison wollen sie Medaillen einfahren.

Aber: „Es hat im Rathaus keiner Interesse an Leistungssport“, poltert Faßbender, „Hauptsache es wächst kein Unkraut auf der Bahn. Ob hier Leute trainieren, die im Sommer deutscher Meister werden wollen, ist doch egal.“ Und er schiebt nach: „Eine Stadt unserer Größe, die nicht über eine Kunststoffbahn verfügt, gibt es in der gesamten Republik nicht mehr.“

 ... Wilfried Faßbender auf der löchrigen Laufmatte.
... Wilfried Faßbender auf der löchrigen Laufmatte. Foto: KV/Gerhard P. Müller

Die erfolgreichen Mädels (... und da folgen noch mehr Super-Talente) trainieren fünfmal die Woche, fahren dafür mit Faßbender nach Düsseldorf. Oder Jüchen. Die Läuferinnen machen diesen Mehraufwand noch mit, „aber wie lange, ist die Frage. Es gibt andere Vereine, die wie die Geier auf dem Dach sitzen“, so das Trainer-Urgestein.

Friedel Geuenich vom TuS Grevenbroich drückt die gleiche Sorge: Von Oktober bis Ende Februar war der Hybrid-Rasen für das Training der Fußballer gesperrt. Die Übungsstunden mussten auf andere Plätze im Stadtgebiet verlagert werden.

 Die erfolgreiche TK-Staffel mit Schlößer, Schmidt, Seibert, Zottmann.
Die erfolgreiche TK-Staffel mit Schlößer, Schmidt, Seibert, Zottmann. Foto: TK

Eine Auslagerung mit klaren Folgen für den TuS: Das Sozialgefüge zwischen den Teams brach auseinander. Kicker fühlten sich auf einmal in Orken oder Elsen wohl. Und bei den Verhandlungen für die nächste Saison sei dies die Hauptfrage gewesen, betont Geuenich. Abhilfe habe die Stadt erst für 2025 versprochen: „Wenn ich an den nächsten Winter denke, habe ich jetzt schon Kopfschmerzen“, seufzt Friedel Geuenich.

Beide schauen ein wenig neidvoll nach Neurath, wo für 3,2 Millionen eine neue Sportanlage entstehe. Bissiger Kommentar einer Läuferin: „Die Sportler dafür müssen die sich erst noch suchen.“ 

Gerhard P. Müller

(Gerhard P. Müller)