IHK-Gründerreport 2021 Corona-Krise sorgt im Kreis für ein Minus von vier Prozent

Grevenbroich · „Für Gründer sind die Rahmenbedingungen derzeit alles andere als ideal.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Zahlen. „Die Pandemie und damit verbundene Infektionsschutzmaßnahmen haben einigen Branchen schwer zu schaffen gemacht.“

 Gründer Bernd J. Schulze und Koch Yann Blenert (beide hinten) begrüßten IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (rechts) und IHK-Existenzgründungsberater Pascal Görigk zu Vorstellung des neuen Gründerreports in den Räumen des „dazuMahl“.

Gründer Bernd J. Schulze und Koch Yann Blenert (beide hinten) begrüßten IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (rechts) und IHK-Existenzgründungsberater Pascal Görigk zu Vorstellung des neuen Gründerreports in den Räumen des „dazuMahl“.

Foto: IHK

Der Corona-Krise und den damit verbundenen Beschränkungen zum Trotz hat sich Bernd J. Schulze für eine Selbstständigkeit in der Gastronomie entschieden. Zuvor war er 30 Jahre lang als Sales Manager im IT-Bereich international tätig. „Es war Zeit für etwas anderes. Ich wollte mein Arbeits-, wie mein Privatleben selbstbestimmter gestalten“, sagt der Hobby-Musiker und Vater eines erwachsenen Sohnes.

Im September vergangenen Jahres eröffnete er in Neuss in den Räumen der ehemaligen Gaststätte „Zur Erholung“ das Lokal „dazuMahl“. Die Tragfähigkeit seines Geschäftsmodells wurde dem gelernten Einzelhandelskaufmann, der zuvor schon Erfahrungen in der Gastronomie sammeln konnte, durch eine positive Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein bestätigt.

„Ich hatte aufgrund meines früheren beruflichen Lebens Erfahrungen mit Businessplänen, aber darauf seine eigene, neue Existenz aufzubauen und einen gastronomischen Betrieb aufzumachen, ist eine andere Hausnummer“, berichtet Schulze. „Die Bürokratie und Komplexität wird gern unterschätzt, und hier war die IHK eine echte und praxisnahe Hilfe.“

So wie Schulze haben sich im vergangenen Jahr 3.206 Menschen im Rhein-Kreis selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 2.699 Unternehmer ihren Betrieb aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es 3.340 Gründungen und 2.949 Aufgaben. Damit verzeichnet der Rhein-Kreis ein Minus von 4,01 Prozent bei den Gründungen und ein Minus von 8,48 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo ist demnach die Zahl der Unternehmen im Rhein-Kreis 2020 um 507 Betriebe gestiegen.

Das sind die wesentlichen Kennziffern des Gründerreports 2021, den die IHK auf der Datenbasis des Landes erarbeitet hat.

„Für Gründer sind die Rahmenbedingungen derzeit alles andere als ideal.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Zahlen. „Die Pandemie und damit verbundene Infektionsschutzmaßnahmen haben einigen Branchen schwer zu schaffen gemacht.“ Die Beschränkungen haben dazu geführt, dass die Konsumnachfrage und damit die Kapazitätsauslastungen aufgrund der ausgebliebenen Auftragseingänge zurückgegangen sind.

Nicht nur die akute wirtschaftliche Situation, sondern auch die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie sowie möglicherweise damit einhergehende Restriktionen haben das Gründungsgeschehen ausgebremst.

Das zeigt sich auch an den Zahlen für Nordrhein-Westfalen. Während 2019 noch 122.320 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2020 nur 116.576 – ein Rückgang um 4,70 Prozent. Die Zahl der Betriebsaufgabenim Land nahm ebenfalls ab: 2019 wurden noch 110.908 registriert, im Jahr darauf waren es 91.736.

Der Trend machte auch vor dem IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein nicht halt: Die Unternehmensgründungen lagen 2020 mit 8.403 im Vergleich zu 9.436 Gründungen um 10,95 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auf der anderen Seite sind die Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk 2020 um 18,88 Prozent gesunken – von 9.380 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2019 auf 7.609 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2020. Im Saldo ist demnach die Zahl der Unternehmen um 794 gestiegen. Die Gründungsdynamik des Jahres 2019 – erstmals seit 2013 wurde wieder ein leichter Anstieg verzeichnet – hat durch die Corona-Krise 2020 enorm an Schwung verloren.

Auch der Gründer von „dazuMahl“ hat die Folgen der Pandemie zu spüren bekommen. Die Beschränkungen des Lockdowns und das Umsteigen auf einen Lieferservice nur vier Wochen nach der Öffnung, ließen nach einem erfolgreichen Start die Umsätze einbrechen. „Staatliche Hilfen kamen spät und nicht in dem Umfang, wie sie etablierte Unternehmen erhielten“, so Schulze.

Dennoch blickt er nun optimistisch in die Zukunft. „Seit dem 28. Mai haben wir nun wieder geöffnet, und unsere Gäste kommen wieder“, berichtet der Unternehmer. „Der Zuspruch und auch die Unterstützung unserer Gäste war auch während des Lockdowns da. Dafür sind wir sehr dankbar, und das macht uns Mut für den Neustart.“ Gemeinsam mit dem Koch Yann Blenert und zwei Servicekräften bietet Schulze Steaks, Schnitzel, Gambas, Burger, Pasta, Salate und Pfannkuchen an. Das Lokal verfügt über knapp 40 Plätze im Innen- und 25 im Außenbereich sowie über einen kleinen Saal für bis zu 15 Personen.

Engagierte Gründer wie Bernd Jörg Schulze seien gerade jetzt besonders wichtig, so IHK-Hauptgeschäftsführer Steinmetz. „Wir müssen eine Gründerkultur fördern, die Unternehmertum und Kreativität ermöglicht.“ Jungunternehmer bräuchten Rahmenbedingungen, die es ihnen erlauben, sich voll und ganz auf Kunden und Produkte zu konzentrieren. „Sie sollten weder Zeit noch Energie damit verschwenden müssen, bürokratische Hürden zu überwinden“, fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Aber auch die angehenden Unternehmer selbst müssen ihren Teil zum Erfolg beitragen. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden. Wir stehen den Gründern dabei gerne mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt IHK-Experte Pascal Görigk und appelliert an alle Gründer, das umfangreiche Beratungsangebot der IHK zu nutzen.

Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern stehen die Berater Bert Mangels (02151/635-335, Mail: bert.mangels@mittlerer-niederrhein.ihk.de) und Pascal Görigk (02161/241-120, Mail: pascal.goerigk@mittlerer-niederrhein.ihk.de) zur Verfügung. Der Gründerreport steht als PDF-Datei im Internet unter www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/25179 zum Download bereit.

(-ekG.)
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