Eigentlich würde jetzt gefeiert... Seit fast 500 Jahren darf in Hemmerden geböllert werden

Hemmerden · Auch das Schützenfest in Hemmerden wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Der Verstorbenen und Gefallenen wird nach einer gemeinsamen Messfeier dennoch gedacht. Dazu wurde eine mobile Teststation organisiert, denn man geht davon aus, dass sich im Rahmen der derzeitigen Regeln auch die Züge treffen, dies geschehe dann „ungehindert und ohne Angst“, so Rippegather.

 Die so genannten „Katzeköpp“ müssen von Fachpersonal gewartet und in Betrieb gesetzt werden.

Die so genannten „Katzeköpp“ müssen von Fachpersonal gewartet und in Betrieb gesetzt werden.

Foto: Bruderschaft

„Für die Jubilare ist der Ausfall natürlich besonders schade“, bedauert Vorsitzender Markus Deuß, „aber als Bruderschaftler tragen wir Verantwortung für unsere Mitmenschen, die Absage ist daher ohne Alternative.“

Geehrt hätte man in diesem Jahr für 60+1-jährige Mitgliedschaft Hans Förster, Hubert Granderath, Dieter Steinwartz und Hans Schrammen, für 50+1jährige Vereinszugehörigkeit Karl-Heinz Aretz, Hans Winand Coenen, Josef Compes, Herbert Drube, Josef Faßbender, Johannes Helmut Leineweber, Wolfgang Nass, Andreas Schiffer, Peter Wiefels, Paul Winkelmann sowie als diesjährigem Goldjubilar Heinz Wingerath.

Die Schützen, die in den Coronajahren ihr 40-jähriges feiern konnten, sind Norbert Kewitsch, Josef Koch, Klaus Krämer, Udo Kuhn, Norbert Pötzsch, Peter Ritz, Peter van Reimersdahl, Manfred Schumacher, Karl-Heinz Zubrod, Heinz-Josef Dicken, Joachim Friedl, Jürgen Klamroth, Martin Radau, Hermann Schumacher, Manfred Swart, Frank Taras und Matthias Terhardt. Der Doppeljahrgang an Silberjubilaren besteht aus Daniel Joller, Gerwin Schlegel, Torsten Urban, Michael Bannenberg, Stefan Drube, Klaus Helbig, Helga Hillenbrandt, Michal Hoffmann, Horst Liß und Ingo Reiners. Das Königspaar André Mausberg und Lisa Peters sowie das Kronprinzenpaar Sebastian und Melanie Herten werden pünktlich um 6 Uhr morgens durch Böllerschüsse geweckt — eine jahrhundertealte Tradition mit einzigartigen Sonderrechten im Stadtgebiet von Grevenbroich.

 Königspaar und Kronprinzen aus Hemmerden.

Königspaar und Kronprinzen aus Hemmerden.

Foto: Bruderschaft

Woher stammt diese Tradition? Böllerschießen ist eine Tradition, bei der an besonderen Festen und Ereignissen mit speziellen Böllergeräten und Schwarzpulver mindestens ein Knall erzeugt wird. Die Schützen nennt man Böller- oder Prangerschützen. 

Das Böllerschießen findet an besonderen Festtagen statt, „um böse Geister zu vertreiben und die anstehende Zeit mit guten Vorzeichen zu beginnen“. Zum anderen wird teilweise auch bei Schützenfesten und bei Beerdigungen von Kriegsveteranen und langjährigen Vereinsmitgliedern in Schützen- und Veteranenvereinen geschossen, sowie Ehrensalut für hohe Gäste bei Veranstaltungen.

 22 dieser „Katzenköpp“ hat die Bruderschaft im Einsatz.

22 dieser „Katzenköpp“ hat die Bruderschaft im Einsatz.

Foto: Bruderschaft

 Die Geschichte des Böllerschießens lässt sich bis in das 14./15. Jahrhundert zurückverfolgen, wenngleich belegte Chroniken rar sind. Es ist aufgezeichnet, dass in Hemmerden bereits seit 1564 zum Schützenfest und an Fronleichnam geböllert wurde. Die Bruderschaft besaß damals schon eine große Anzahl an Böllern, den heute noch so genannten „Katzeköpp“.

Bereits im Jahre 1874 wurde dem Jägerzug „Germania“ vom Vorstand nahegelegt, die Verantwortung für das Böllern in die Zuggemeinschaft fest zu übernehmen, wo sie auch bis heute noch liegt. Nachdem viele Jahre lang Aloys Seekircher die Verantwortung trug, liegt sie nun schon seit einigen Jahren in den bewährten Händen von Jürgen Wolf, Paul Düren und Uwe Mertens.

Da beim Böllern echtes Schwarzpulver verwendet wird, sind die Sicherheitsmaßnahmen und behördlichen Auflagen, was die Lagerung und die Verwendung des Sprengstoffes angeht, entsprechend hoch.

So haben die ausführenden Personen die Schieß- und Sprengmeisterprüfung ablegen müssen, um überhaupt offiziell böllern zu dürfen.

Auch die aktuell 22 vorhandenen „Katzeköpp“, die ein Gesamtgewicht von weit über 700 Kilogramm auf die Waage bringen, müssen regelmäßig aufwändig und kostenintensiv von einem Spezial-Unternehmen überprüft werden.

(-ekG.)
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