Pendler in Not Ärger um Streichung der Bahnline RE8

Jüchen · Schock für alle Bahnfahrer: Ohne große Ankündigung hat die Deutsche Bahn die Linie RE8 für fünf Wochen eingestellt. Zwischen Grevenbroich und Köln/Koblenz – also mit Zwischenstopp in Jüchen und Hochneukirch – geht nichts mehr. Fast alle Fahrten sind ohne Schienenersatzverkehr gestrichen. Der Grund für die unfassbare Maßnahme: Personalmangel bei der Bahn.

 Am Montag standen die Fahrgäste am Bahnhof und wunderten sich, dass die Bahn nicht kam. Über den Ausfall bis zum 17. September wurden sie nicht ausreichend informiert.

Am Montag standen die Fahrgäste am Bahnhof und wunderten sich, dass die Bahn nicht kam. Über den Ausfall bis zum 17. September wurden sie nicht ausreichend informiert.

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Julia Schäfer

Im Rathaus der Stadt Jüchen herrscht absolutes Unverständnis für die unangekündigte Maßnahme. „Die Stadt Jüchen ist von der Maßnahme überrascht worden. Wir bedauern das es zu Zugausfällen kommt. Besonders für Schüler und Berufspendler ist dies eine wichtige Verbindung“, heißt es in einem Statement aus der Verwaltung. Bürgermeister Harald Zillikens ärgert sich darüber, dass die Stadt im Vorfeld nicht informiert wurde: „Wir werden die Bahn aktiv anschreiben und die schnellstmögliche Wiederherstellung der Verbindung fordern.“ Denn bis zum 18. September soll laut Bahn die Sperrung andauern – viel zu lange.

Und auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke setzt sich dafür ein, dass sich die Situation bessern wird. „Gerade jetzt, direkt nach den Sommerferien, ist das ein Tiefschlag für tausende Berufspendler und Schüler. Das ist eine Unverschämtheit“, so Petrauschke nach einem Gespräch mit Werner Lübberink, dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen. „Ich kann und will einfach nicht nachvollziehen, dass die Bahn nicht einmal in der Lage ist, den RE8 zumindest während der Spitzenzeiten fahren zu lassen. Da zeigt sich doch ein eklatantes Organisationsversagen“, zürnt Petrauschke.

Dieses Organisationsversagen führe zwangsläufig zu überfüllten Waggons auf den anderen Linien, „und das ist das Letzte, was wir in Corona-Zeiten brauchen“.

Ebenso wie Bürgermeister Zillikens zeigt sich auch der Landrat entsetzt darüber, dass Städte und Kreis nicht über den Ausfall informiert wurden. Fahrgäste, die sich fragend am Montag beim Kreis meldeten und um Infos baten, mussten vertröstet werden, da schlicht und einfach keine Informationspolitik herrschte.

Lübberink räumte nach dem Gespräch in einem längeren Brief an Petrauschke ein, dass der Ausfall „für unsere Fahrgäste sehr unbefriedigend“ sei und skizzierte die Langfristmaßnahmen, mit denen die Bahn derartigen Missständen künftig begegnen möchte. Eine Task Force beschäftige sich demnach mit der Überprüfung der Schichtmodelle, Schulungsmaßnahmen bei den Disponenten in den Leitstellen, dem neuen Ausbildungsberuf „Kaufleute für Verkehrsservice, Disposition“ und anderen Vorhaben. „Trotz der aktuell angespannten Situation sind wir zuversichtlich, dass wir mit der aufgesetzten Task Force sowie mit den oben aufgezeigten Maßnahmen den richtigen Weg eingeschlagen haben“, so der Konzernbevollmächtigte.

Stadt und Rhein-Kreis Neuss wollen sich weiter dafür einsetzen, dass die Fahrgäste möglichst schnell wieder in der Bahn sitzen können, um ihr Ziel zu erreichen. Denn ihre einzige Alternative sei aktuell nach Grevenbroich zu kommen und mit der RB 27 zu fahren... Kaum machbar und zumutbar für die Pendler. Julia Schäfer

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