Es geht ums „Wasser für die Zukunft“. Und natürlich auch ums Geld dafür. Das Gillbach-Gutachten: Lacht sich am Ende nur das RWE ins Fäustchen?

Rommerskirchen · Gutachten bergen ein Risiko: Was ist, wenn am Ende nicht das Erhoffte, sondern vielleicht das Gegenteil steht? Dann bekommt man die sprichwörtliche „Büchse der Pandora“ nicht mehr geschlossen. In diesem Fall könnte es das Ende des Gillbachs bedeuten, so wie man ihn aus den vergangenen Jahrzehnten her kennt ...

Wie lange bleibt der Gillbach noch so lauschig-romantisch? Wird er in Zukunft nur noch nach Starkregen Wasser führen? Was bedeutet das für die gesamte Gillbachaue? Fragen, die jetzt ein Gutachten beantworten soll. .

Foto: Horst Engel/SMeu.

Durch den Braunkohleabbau verlor der Gillbach bereits vor Jahrzehnten sein natürliches Quellgebiet, den Bethlehemer Wald, und wird derzeit hauptsächlich aus Kühlwasser des Kraftwerks Niederaußem gespeist.

Im Zuge des Ausstiegs aus der Braunkohleförderung wird diese Wasserzufuhr absehbar eingestellt und der Gillbach droht nach aktuellem Stand teilweise trocken zu fallen.

Das soll natürlich verhindert werden. Denn: „Wie schon weit vor dem Abbau der Braunkohle so handelt es sich beim Einzugsgebiet des Gillbaches auch heute um eine schützenswerte Natur- und Kulturlandschaft. Der Bach selbst, aber auch seine unmittelbare Umgebung bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen kostbaren Lebensraum und schafft für den Menschen gleichermaßen Orte zur Erholung in der Natur. Aus unserer Sicht muss daher eine schnelle Folgelösung zur Bespannung des gesamten Gillbachlaufs gefunden werden“, heißt es in einem Antrag, den CDU, SPD, „Grüne“, FDP und UWG gemeinschaftlich auf Kreisebene eingebracht haben.

Es diskutierten Hans-Christian Markert („Grüne“) und ...

Foto: Kurierverlag/Thomas Broich

Der Erft-Verband und das RWE vertreten allerdings die Auffassung, der Gillbach habe in seinem historischen Verlauf im Ober- und Mittellauf, im Abschnitt zwischen Auenheim (bei Niederaußem) und Widdeshoven, nicht ganzjährig Wasser geführt. Er sei ursprünglich vielmehr ein „ephemeres Gewässer“, das nur in der Folge von Starkregenereignissen Wasser geführt habe.

... Rainer Thiel (SPD; Foto) sowie Johann-Andreas Werhahn (CDU)

Foto: SPD

Die Politiker der fünf Fraktionen sehen dies allerdings anders: „Die Durchsicht zahlreicher kommunaler Archivdokumente zur historischen Beschaffenheit und Bedeutung des Gillbachs ergibt ein anderes Bild.“ Daraus wird ersichtlich, dass der Gillbach auch im Bereich des Ober- und Mittellaufs eine historisch wertvolle Funktion für die Gemeindeentwicklung und die Trink- und Nutzwasserversorgung eingenommen habe.

Sie fordern ein Gutachten zur historischen Beschaffenheit des Gillbachs, das sowohl hydrogeologische als auch historische Belege, wie Archivdokumente, berücksichten soll.

Auf einen ersten Blick wird in den Archiven allerdings von beidem berichtet – vom sprudelnden Gillbach und von trocken gefallenen Bereichen und Phasen. Der Ausgang des Gutachtens erscheint also offen. Und einige der Politiker, so der Rommerskirchener Bürgermeister, befürchten, dass am Ende ein „Eigentor“ steht.

Denn eins steht fest: „Das RWE hat kein großes Interesse, sich in die Pflicht nehmen zu lassen“, machte Hans-Christian Markert jetzt im Kreis-Ausschuss für die „Grünen“ deutlich.

Während Dirk Rosellen (FDP) die Forderung unterstrich, dass das RWE den Zustand vor dem Kohleabbau wieder herstellen müsse (Rainer Thiel (SPD): „Der Gillbach hatte zwei Quellen und beide wurden abgebaggert.“), zeigte sich Johann-Andreas Werhahn (CDU) eher zurückhaltend: „Die Einstellung: ,Ich habe eine tolle Idee, ein anderer soll aber zahlen’, finde ich uncool.“ Wer Ideen einbringe, der solle auch gleich sagen, wie viel Euro er bereit sei zu investieren.

In diesem Sinne eine Lösung bei der Hand hatte Rainer Thiel. Seine SPD fordert, dass das RWE ein modernes Gaskraftwerk aus der Kraftwerksstrategie des Bundes realisiert, sodass weiterhin Kühlwasser in den Gillbach eingeleitet werden kann.

Einen ganz anderen, humorvollen Ansatz brachte Bertram Graf von Nesselrode ein: Könne man nicht einfach an der Kreuzung der Rheinwassertransportleitung mit dem Gillbach ein Loch oder einen Stutzen anbringen und das Problem so aus der Welt bringen?