Der Rhein-Kreis feiert Geburtstag Mit dem Rad den Rhein-Kreis erkunden

Grevenbroich · Eine der schönsten Arten, den Rhein-Kreis zu entdecken, ist eine Tour mit dem Rad. Heribert Adamsky, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) im Rhein-Kreis, hat eine Route zusammengestellt, die durch Neuss, Kaarst, Grevenbroich, Jüchen und Rommerskirchen führt. Also: ab aufs Rad und die Heimat erkunden! Hier berschreibt Herbert Adamsky, wo’s langgeht:

Knotenpunkt 1 an der Grimlinghauser Brücke: Hier geht‘s los.

Foto: HA / ADFC

„Radfahren nach Knotenpunkten ist ein Navigationssystem, das ursprünglich aus Belgisch-Limburg entwickelt wurde. An allen wichtigen Verzweigungen im Radwegenetz stehen Schilder mit einer Knotenpunktnummer. Zwischenwegweiser zeigen Ihnen, wohin es zum nächsten Knotenpunkt geht. Um an Ihr Ziel zu gelangen, merken sich eine Reihe von Knotenpunktnummern, die Sie dorthin führen. An den Knotenpunkten helfen Ihnen Infotafeln mit Übersichtskarten bei der Orientierung. Und natürlich gibt es auch die konventionellen Wegweisertafeln mit Nahziel und Fernziel und Kilometerangaben. Dieses genial einfache und intuitiv verständlich System ist heute auch bei uns im Rheinland Standard. Wer gerne elektronisch navigiert, dem bietet der ADFC auf der beliebten Plattform Komoot zahlreiche Anregungen. Auch die im Folgenden beschriebene Rundroute ist dabei. Sie finden dort nicht nur den Verlauf der Strecke, sondern auch Hinweise auf Sehenswürdigkeiten im Verlauf.

Wir haben für Sie eine kleine Rundreise zusammengestellt, die über insgesamt 70 Kilometer durch Neuss, Rommerskirchen, Grevenbroich, Jüchen und Kaarst zurück nach Neuss führt. Zu lang? Keine Sorge! Sie brauchen die 70 Kilometer ja nicht am Stück zu fahren. Radeln Sie einfach an einem Tag den südlichen Ast von der Erftmündung in Neuss über Rommerskirchen bis zum Stadtpark in Grevenbroich. Und an einem anderen Tag den Nordast von der Grevenbroicher City über Aldenhoven, Schloss Dyck, BraunsMühle und Nordkanal nach Neuss fahren. Für den Rückweg bietet sich die Bahnlinie RB39 reichlich Platz für Fahrradmitnahme. Im Folgenden haben ich Ihnen die Route in noch kleinere Etappen unterteilt – quasi in appetitliche Häppchen.

Die rund 70 Kilometer lange Radtour kann auch gemütlich in Etappen gefahren werden.

Foto: HA / ADFC

Etappe 1: Erftmündung und Strategischer Bahndamm bis Rommerskirchen

Der Knotenpunkt 1 befindet sich auf der Straße Grimlinghauser Brücke nicht weit vom Deichtor. 18 Kilometer sind es bis Grevenbroich, doch wir fahren erst mal bis kurz vor Hombroich. Der Weg dorthin führt über Knotenpunkt 73 und von diesem weiter über die Knotenpunkte 71 und 72 zum Knotenpunkt 93 in Helpenstein. Wir folgen weiter der Wegweisung Richtung Hombroich. Sie führt uns über die Erft, dann links auf einen Saumpfad an der Erft entlang, bis wir nach wenigen hundert Metern auf eine weitere hölzerne Brücke stoßen. Hier verlassen wir die Wegweisung, lassen Hombroich rechts liegen und fahren links über die Erftbrücke. Es folgen 13 Kilometer immer geradeaus auf einem alten Bahndamm, der nie in Betrieb ging und uns heute wie ein linearer Wald vor der Sonne geschützt durch die von Feldern und Kraftwerken geprägte Landschaft des Rhein-Kreis Neuss fahren lässt. Infotafeln erläutern Sehenswürdigkeiten und historische Stätten im Umfeld des Bahndamms. Dem aufmerksamen Auge entgehen auch nicht die meditativ anmutenden quaderförmigen Skulpturen des Künstlers Ulrich Rückriem, die alle paar Kilometer wie riesige Grenzsteine den Verlauf des Bahndamms markieren. Die Fahrt über den historischen Bahndamm endet am Rommerskirchener Bahnhof, wo man in einer Bäckerei Stärkung und in der Radstation Luft für die Reifen finden kann.

Etappe 2: Von Rommerskirchen bis Grevenbroich

Am Bahnhof Rommerskirchen steigen wir wieder in die Knotenpunkt-Navigation ein. Ein Wegweiser zeigt uns, wie wir nach Grevenbroich kommen. Wir ignorieren den direkten Weg, der zwar kurz ist, aber über etliche Kilometer an einer öden Bundesstraße entlang führt. Stattdessen folgen wir den Knotenpunkten, die uns vorbei an riesigen Kraftwerken und bewaldeten Abraumhalden, über ein Stück Energiepfad und durch den Bend (Erftaue) in die Grevenbroicher City führt. Wenn wir die Knotenpunkte in der richtigen Reihenfolge abfahren, können wir den Weg nicht verfehlen: 73 – 72 – 75 – 32 – 30 – 29 – 25 – 6 – 1. Tatsächlich wiederholt sich hier in Grevenbroich die Knotenpunktnummer 1, die wir schon von der Erftmündung bei Grimlinghausen her kennen. Die symbolträchtige Nummer Eins markiert sowohl die beiden Zentren der Kreisverwaltung als auch die touristischen Höhepunkte des Erftradwegs in unserem Kreis – die Mündung in den Rhein in Neuss und den Stadtpark in Grevenbroich. Hier gibt einiges zu entdecken, zum Beispiel im Museum der Niederrheinischen Seele in der Villa Erckens. Im Park finden wir Skulpturen, die im Zuge der Landesgartenschau 1995 aufgestellt wurden.

Etappe 3: Von Grevenbroich bis Schloss Dyck

Eine hölzerne Brücke über die Erft führt auf den Strategischen Bahndamm.

Foto: HA / ADFC

Unser nächstes Ziel, das Ensemble aus Schloss Dyck und dem Nikolauskloster, finden wir ebenfalls bequem über das Knotenpunktsystem. Wir fahren zurück zum Knotenpunkt 6 und folgen den Knoten 20 – 21 – 22 – 4 bis zur Nummer 3 direkt gegenüber von Schloss Dyck. Unterwegs müssen wir zwischen Orken und Gierath leider ein Stück öde Landstraße fahren, immerhin mit Radweg. Doch dafür werden wir auf dem Weg Richtung Aldenhoven am Jüchener Bach entlang mit idyllischer Landschaft reichlich entschädigt. Am Schloss Dyck angekommen, besichtigen wir entweder die Anlage mit dem schönen Park, oder wir genießen im Garten des nahe gelegenen Nikolausklosters die Sonne bei Kaffee und Kuchen.

Etappe 4: Von Damm bis BraunsMühle

Unsere nächste Etappe führt uns vom Knotenpunkt 9 (der nächste Knoten hinter der Nummer 4) durch Damm über kleinere Straßen und Wirtschaftswege Richtung Büttgen. Wir passieren die Kompostierungsanlage hinter Hemmerden und fahren durch weite Äcker mit beeindruckenden Windrädern ins kleine Lüttenglehn und weiter Richtung Rittergut Birkhof. Wir fahren um den Golfplatz herum nach Büttgen und dann ein Stück an der Landstraße entlang bis zur BraunsMühle. Die Knotenpunktfolge von Damm bis zum Etappenziel Braunsmühle ist 9 – 10 – 11 – 65 – 61 – 60 – 42 – 41. Achtung: Zwischen den Knotenpunkten 42 und 41 die unscheinbare Ausfahrt BraunsMühle nicht verpassen! Sie führt unter der Landstraße hindurch direkt zur Mühle. Das Mühlencafé hat am ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Etappe 5: Von Brauns-Mühle bis Erftmündung

Auf dem Bahndamm – hier bei Anstel – gibt es Rückriem-Skulpturen zu entdecken.

Foto: HA / ADFC

Von der BraunsMühle aus fahren wir weiter an der Landstraße nach Neuss bis zum Knotenpunkt 41. Hier verlassen wir die lärmende Autostraße und folgen der Bauerbahn nach links Richtung Knotenpunkt 40 hinter dem ruhig gelegenen Neusser Stadtteil Morgensternsheide. Ab dort genießen wir den Schatten der Bäume auf der Fietsallee am Nordkanal, die uns um die Neusser Innenstadt herum fast gänzlich autofrei bis zur Erftmündung in Neuss-Grimlinghausen leitet. Es geht praktisch immer geradeaus am Wasser entlang. Die Folge der Knotenpunkte ist: 40 – 39 – 34 – 33 – 30 – 1. Unterwegs können wir am Epanchoir an der Selikumer Straße den Nordkanal als beeindruckendes Ingenieurbauwerk aus napoleonischer Zeit bewundern.

Abschluss und Ausblick

Als Abschluss der Tour empfiehlt sich der Besuch der „Lauschpause” an der Erftmündung. Man findet den Ort, indem man vor der Erftbrücke den schmalen Weg nach links auf die Halbinsel zwischen Erft und Sporthafen fährt. Die Lauschpause ist ein Projekt des LVR anlässlich der Wiedereröffnung des Erftradwegs nach der Flutkatastrophe bei Erftstadt. Man findet dort umfangreiche Informationen zur Erft und einen QR-Code zu einem Hörspiel, das Geschichtliches zur Erft erzählt und zu einer weiteren, längeren Tour bis zur Erftquelle in der Eifel animieren soll.

Zwei Tipps zum Schluss: Die hier beschriebene Tour kombiniert Routen, die auch beim Niederrheinischen Raderlebnistag am ersten Sonntag im Juli angeboten werden. Und sie lässt sich sehr gut ins Stadtradeln integrieren, das im Jahr 2025 im Rhein-Kreis Neuss noch bis zum 5. Juni andauert.

Weitere Infos und Touren gibt es unter rhein-kreis-neuss.adfc.de.