Naturschutzberater Rolf Thiemann mahnt: Schützt die Habitatbäume!

Kaster · Alte Bäume mit loser Rinde, Risse und Höhlen sind „Habitatbäume“, betont Bedburgs Naturschutzberater Rolf Thiemann: „Wieder muss ich auf einen weitverbreiteten Missstand hinweisen“, ärgert er sich.

In den Baumhöhlen waren Fledermaus und Specht.

Foto: Theimann

Immer wieder werden im privaten Wald und Garten Bäume, ohne Untersuchung auf baumbewohnende Tierarten, gefällt.

Thiemann wörtlich: „Bei machen Baumfällern ist die Überraschung groß, wenn nach dem Fällen zum Beispiel ein Eichhörnchenkobel mit Junge am Boden liegt oder plötzlich Fledermäuse aus Höhlen, Spalten oder unter der abgeplatzten Rinde herausfliegen. Das darf und muss nicht sein!“

Ein echter Habitatbaum.

Foto: Theimann

Es ist zum Beispiel laut Bundesnaturschutzgesetz festgesetzt, das vom 1. Mai bis 30. September das Baumfällen, Heckenentfernen, auf Stock setzen und Brut und Lebensstätten von wild lebenden Tieren zu zerstören, verboten ist.

Auch durch eine Baumschutzsatzung, die fast jede Stadt hat, sind Fällarbeiten zu beantragen und bedürfen eine Genehmigung.

Das Beantragen und die Genehmigung betrifft auch so genannte „Gefahrenbäume“, die eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben und auch für Gebäude darstellen und beseitigt werden müssen.

In den Baumhöhlen waren Fledermaus und Specht.

Foto: Theimann

„Eine Begutachtung vor dem Fällen ist durch einen Sachkundigen zwingend notwendig. Es beruhigt nicht nur den Auftraggeber, sondern rettet auch vielen Tieren das Leben. Es gibt immer einen Weg, der den Baumfällern und den Tieren gerecht wird“, so der Naturschutzberater weiter.

So genannte „Habitatbäume“ würden mittlerweile im Staatsforst und in der forstlichen Waldbewirtschaftung als sehr wertvoll und erhaltungswürdig eingestuft. „Da darf kein Habitatbaum gefällt oder gar entnommen werden.“

Dieser Baum wurde gefällt im Wald an der ehemaligen Zuckerfabrik.

Foto: Theimann

Man habe nämlich erkannt, das alte Bäume, die nicht zu bewirtschaften sind, sehr wichtig für das gesamte ökologische Gefüge Wald sind. Totholz kann im Wald liegen, aber auch als Baumstamm noch etliche Jahre stehen bis die Zersetzung einschreitet.

Totholz wird heutzutage sich selber überlassen. Flechten, Pilze, Schnecken, Käfer und Mikroorganismen bilden dann ein so genanntes „Mikrohabitat“ und der tot Baum ist somit ein wichtiger Nährstofflieferant.

Ein besonderes Habitat im Baum ist zum Beispiel ein „Dendrotelm“, eine mit Regenwasser gefüllte Baumhöhle, die nicht nur Wassertränke für Tiere ist, sondern auch Kleinstlebensraum für Wasserinsekten.

Rolf Thiemann: „Mein Bitte an alle: Wenn Sie mitbekommen, das Bäume oder Hecken entfernt werden, fragen Sie einfach nach dem Grund. Jeder hat das Recht, bei Fäll- und Rodungsarbeiten zu erfragen, warum das gemacht wird, oder kann im Zweifelsfall die zuständigen Behörden zu informieren.

Seine Bitte ist: „Achten Sie auf alte Bäume und Grünstrukturen in unserer Landschaft.“

(-ejG.)