Fester Wille und die richtigen Starthelfer … dann kann Integration gelingen!

Grevenbroich · Um im Leben voranzukommen, braucht man Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und Resilienz. Diese Eigenschaften haben es den beiden Flüchtlingen Ahmed Al-Shammari aus dem Irak und Guang Xu aus China ermöglicht, sich hier gut zu integrieren. Sie haben beide einen festen Job und eine eigene Wohnung. Bis dahin war es allerdings ein langer und sehr steiniger Weg.

 Ahmed und Hayder Al-Shammari flüchteten aus dem Irak, Guang Xu aus China.

Ahmed und Hayder Al-Shammari flüchteten aus dem Irak, Guang Xu aus China.

Foto: KV/DR.

Auf diesem Weg wurden sie von Cäcilia Schwab und Kim Herrmann begleitet. Die beiden Frauen gehören dem Verein „Starthelfer“ an, der sich derzeit, aus gegebenem Anlass, hauptsächlich um ukrainische Flüchtlinge kümmert. Ahmed und Guang sind ihren Helfern sehr dankbar für die Unterstützung, sonst wäre alles noch viel schwieriger gewesen.

Ahmed Al-Shammari kam mit seinem damals zweieinhalbjährigen Sohn Hayder Ende 2015 aus der Erstaufnahme in Dortmund nach Grevenbroich. Damals war die Stadt von den plötzlich hereinströmenden Flüchtlingen noch ziemlich überfordert. Ahmed und Hayder mussten erstmal mit vielen anderen Schicksalsgenossen in der „Alten Feuerwache“ kampieren. Essen gab es im „Alten Schloss“. Dann konnte er in eine Wohngemeinschaft mit drei Familien ins Wabenhaus am „Hammerwerk“ ziehen. Der Sohn kam in Orken in den Kindergarten. Derzeit besucht Hayder die Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule.

Durch die große Nachfrage nach Deutsch-Kursen, sei es sehr schwer gewesen, einen Platz zu bekommen, erinnert sich Ahmed. „Ich habe erst mal privat versucht, deutsch zu lernen. Da ich Englisch spreche, half ich auch oft als Übersetzer aus. So lernte ich viele Leute kennen und erfuhr von einem Angebot der ,Hydro‘ für Flüchtlinge.“

Fester Wille und die richtigen Starthelfer: … dann kann Integration gelingen​
Foto: KV/DR.

Das Unternehmen bot eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik in Kombination mit einem Sprachkurs an. „Ich war sofort begeistert“, erzählt Ahmed, „denn in meiner Heimat hatte ich Elektro-Technik studiert.“ Aber der Knackpunkt bei der Bewerbung sei die Bedingung gewesen, einen Abschluss in dem „Deutschkurs A1“ vorzuweisen. Dieser vermittelt die Grundkenntnisse der deutschen Sprache. „Diesen Abschluss hatte ich leider nicht, also habe ich mich durchgeschwindelt, um in die Ausbildung aufgenommen zu werden.“

Er schätzt sich selbst als sehr lernfähig ein. Das scheint zu stimmen, denn zusammen mit einem Freund schnitt er als bester der Gruppe ab. So konnte er schon nach zweieinhalb Jahren die Prüfung erfolgreich ablegen. Sein Deutsch ist mittlerweile sehr gut. Er hat endlich eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, eine feste Arbeitsstelle bei „Speira“ und mit seinem Sohn eine eigene Wohnung in Allrath. „Ich habe mich durchgebissen und jetzt läuft es rund. Ich hoffe auf eine gute Zukunft für mich und meinen Sohn.“

Guang Xu aus China hatte noch schlechtere Startbedingungen. Sie ist evangelische Christin und da die Ausübung von Religion in China verboten ist, traf sie sich heimlich mit anderen Gläubigen in deren Wohnungen zum gemeinsamen Gottesdienst. Vor einem Urlaub in Deutschland, den sie für sich und ihre beiden Kinder gebucht hatte, wurde sie von anderen Christen gewarnt, dass die Polizei ihre Gruppe enttarnt hatte und sie mit dem Gefängnis rechnen müsse. Deshalb stellte sie für sich und ihre Kinder einen Asylantrag in Deutschland. Das war 2016.

Weil Deutschland China als sicheres Land eingestuft hat, bekam sie nur eine befristete Duldung. Das hieß, sie durfte an keinem Sprachkurs teilnehmen. „So habe ich mir auf ,Youtube‘ und durch Bücher die Anfangskenntnisse der deutschen Sprache selbst beigebracht und konnte einen A1-Abschluss machen“, erinnert sich Guang an die schwere Anfangszeit. Sie wohnte erst in einer Unterkunft in Neukirchen und dann in einem Container an der Gillbachstraße.

In China war sie als Erzieherin tätig gewesen und so schaffte sie es, eine Stelle als Kinderbetreuerin im Sportstudio „Unique“ zu bekommen. Mit dem verdienten Geld bezahlte sie selbst den Sprachkurs für die Stufe B1. Seit Januar hat sie eine feste Stelle als Schulbegleiterin für Kinder mit Beeinträchtigungen in der Mosaik-Schule in Hemmerden.

Geholfen hat ihr dabei ihre Unterstützerin Kim Herrmann: „Eigentlich hätte Guang für diese Arbeit einen Sprachabschluss B2 haben müssen, aber die Schule hat ihr eine Chance gegeben. Jetzt sind alle sehr zufrieden mit ihrer Arbeit und froh, dass sie da ist.“ Wegen ihrer festen Stelle hat sie erstmal eine Aufenthaltsgenehmigung.

Vor einem Jahr suchte sich Guang Xu selbst eine Wohnung an der Arndtstraße. Ihre Tochter (13) besucht das Pascal-Gymnasium und der erwachsene Sohn ist nach Düsseldorf gezogen. Er lässt sich dort zum Einzelhandelskaufmann ausbilden. Etwas macht der tapferen Frau aus China aber sehr zu schaffen: Sie würde so gerne ihre Mutter wieder sehen, aber nach China kann sie nicht zurück. Außerdem kann sie sich keiner chinesischen Gemeinschaft anschließen, da sie nicht weiß, wie regierungstreu die hier legal arbeitenden Chinesen sind. … und in den Augen der dortigen Regierung ist sie eine Straftäterin.

Da hat es Ahmed Al-Shammari leichter. Seine näheren Verwandten haben alle den Irak verlassen und einige von ihnen leben im Rhein-Kreis. So hat er familiären Anschluss und auch irakische Freunde.