Feuerwehren im Kreis gehen neue Wege: Betreuung von Kindern in Notfällen

Grevenbroich/Jüchen · „Feuerwehrmann tröstet Mädchen auf dem Bordstein“ – so lautete eine Schlagzeile im Oktober 2021, dessen Bild um die Welt ging: Nach einem schweren Autounfall retten die Einsatzkräfte der Feuerwehr ein kleines Mädchen aus dem Autowrack. Auf dem Foto, dass die Feuerwehr veröffentlichte, sind im Hintergrund Feuerwehrfahrzeuge zu sehen. Doch die Geschichte des Fotos spielt auf einem Bordstein im Vordergrund.

 Von links: Angelika Ludwig, Rabea Müller und Stefan Meuter .

Von links: Angelika Ludwig, Rabea Müller und Stefan Meuter .

Foto: FW GV

Zu sehen ist ein Feuerwehrmann, der mit dem kleinen Mädchen am Boden sitzt. Mit seiner Taschenlampe leuchtet er auf ein Buch oder eine Zeitschrift, während das Mädchen neben ihm kauert.

Wie der Berichterstattung zu diesem Einsatz zu entnehmen ist, haben die Einsatzkräfte in der Stadt Billings (USA) stets Taschen mit Büchern dabei, um Kindern in Unfallsituationen wie dieser ein wenig Sicherheit zu geben.

„Im Rhein-Kreis verfügen wir über das fundierte und perfekte System der Notfallseelsorge. Doch als erste ,Betreuende‘ für beteiligte Kinder, kommen hier unsere Einsatzkräfte der Feuerwehren ins Spiel. Vielfach sind bereits Teddybären auf den Fahrzeugen zu finden. Jedoch nicht kreisweit und nicht konzeptionell. Diese Lücke hat der Verband der Feuerwehren im Rhein-Kreis nun geschlossen.“, resümiert Stefan Meuter, der Vorsitzende des Verbandes.

 Der Inhalt des „Held:innenrucksacks“.

Der Inhalt des „Held:innenrucksacks“.

Foto: FW GV

„Gemeinsam mit Professorin Rabea Müller, Professur für Kunsttherapie an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft und Gründerin des Atelier und der Akademie „artig“ in Köln, und Angelika Ludwig von der Notfallseelsorge haben wir die Idee und Konzeption unseres ,Held:innen-Rucksacks‘ für die Feuerwehren im Rhein-Kreis entwickelt.“

Gefahren- und Schadenslagen können bei der besonders vulnerablen Gruppe der Kinder zu erheblichen Ängsten, Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühlen führen. Vergleichbare Vorerfahrungen und geeignete Bewältigungsstrategien fehlen. Welche Folgen ihnen aus einer solchen Situation erwachsen, hängt nicht nur von den Belastungen durch das eigentliche Notfallgeschehen ab, sondern auch von dem Verhalten der Personen, die sich mit den betroffenen Kindern befassen. Dies sind in den meisten Fällen zunächst die Einsatzkräfte der Feuerwehren und der Rettungsdienste.

Damit Einsatzkräfte Kinder unverzüglich bis zum Eintreffen von psychologisch geschulten Kräften der Notfallseelsorge bestmöglich unterstützen können, wurde ein „Held:innenrucksack“ zur praktischen Soforthilfe für KiTa- und Grundschulkinder entwickelt. Neben der konstanten Präsenz der Helfenden zur Vermittlung von Sicherheit und Geborgenheit können Kuscheltiere und aktivierende künstlerische Materialien von Nutzen sein, um Betroffene in ihrem Selbstwirksamkeitserleben zu stärken. Diese sind nun im Rucksack zu finden.

Der „Held:innenrucksack“ unterstützt somit Einsatzkräfte, angemessenen in Kontakt mit Kindern in Notfällen zu treten. Er erlaubt Aktivität und kindgerechte Ablenkung und Beruhigung mit dem Ziel, die kindliche Reaktion zu normalisieren, weitere Hilfebedarfe zu identifizieren und die Bewältigung des Erlebten zu unterstützen.

Das Ziel, die Feuerwehren im Rhein-Kreis mit „Held:innenrucksäcken“ auszustatten, die Kinder in besonderen Lebenslagen zu Gute kommen, wurde mit der Übergabe an die Vertreter der Feuerwehren erreicht. Zum Einsatz und Nutzen wurden die Vertreter der Feuerwehren entsprechend über den Inhalt, deren Anwendung und Wirkung in einer Schulung sensibilisiert.

Finanziert wurde die Aktion durch eine Spende der Sparkassenstiftung und dem Verband der Feuerwehren im Rhein-Kreis. Die Teddybären der Notfallseelsorge spendeten die „Spielleute Firlefanz“, die auf Märkten mittelalterliche Musik präsentieren und damit Spendengelder für die Notfallseelsorge Neuss generieren.

(-ekG.)
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