Ralf Cremers: Statt „Scheinlösung“ eine ehrliche Alternative Statt sattem Grün nun Sprünge auf hartem Asphalt und Beton?

Kapellen · Es hätte so was wie das „Sommermärchen“ werden können, die von Kapellener und anderen Kids in monatelanger Fleißarbeit erstellte (inoffizielle) Mountainbike-Anlage am Rande des dortigen Neubaugebietes. Doch leider gilt das zum Teil deutlich umgestaltete Gelände als „naturschutzrechtliche Ausgleichsfläche“. Und damit ist der Traum der Kids geplatzt. In Wahlkampfzeiten aber bedeutet das Diskussionen ...

Die Kids vom Klatschmohnweg in Kapellen müssen die selbst gebaute Mountainbike-Anlage im Ausgleichsgrün verlassen. Stattdessen soll es einen „Pumptrack“ auf dem Schulhof geben. Statt Grün und sandigem Boden nun also Asphalt und Beton?

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Der Erft-Kurier hatte über die Biker-Kids und deren Eltern mehrfach berichtet, die sich für diesen „Dirt-Park“ eingesetzt hatten: Die Jungen (und auch Mädchen) hatten fleißig gebuddelt, um Sprungschanzen mit unterschiedlichen Herausforderungen zu kreieren. Seit Herbst vergangenen Jahres waren eine Handvoll Jungs, die die gleiche Klasse des Pascal-Gymnasiums besuchen, federführend aktiv, sprachen mit Nachbarn, mit Vertretern der Stadtbetriebe, mit Politikern.

Die Eltern standen hinter ihnen: Sie lobten Einsatz und Begeisterung, honorierten die Umsicht. Und wieder kam der Hinweis: Hier wird den Kindern in dieser Altersstufe doch sonst nichts geboten ...

Dann jetzt die Mitteilung aus dem Rathaus: „Die Verwaltung wird in den kommenden Wochen gemeinsam mit den Stadtbetrieben die Installation eines mobilen Pumptracks in Kapellen vorbereiten. Damit reagiert die Stadt auf die Errichtung einer nicht genehmigten Mountainbike-Strecke auf einer ökologischen Ausgleichsfläche nahe dem Neubaugebiet Kapellen durch Jugendliche“, schreibt Stadtsprecher Lukas Maaßen.

Der Verwaltungsrat der Stadtbetriebe habe sich mit der Situation beschäftigt und rechtliche Prüfungen veranlasst. Diese ergaben, dass die Nutzung der naturschutzrechtlichen Ausgleichsfläche für sportliche Aktivitäten nicht zulässig ist.

Maaßen streng: „Die dort errichtete Mountainbike-Strecke muss daher aus planungsrechtlichen Gründen zurückgebaut und die Fläche wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt werden. Die Stadtbetriebe werden die Erdaufschüttungen entfernen, Sprungschanzen abbauen und nachpflanzen, um die ökologische Funktion der Fläche wiederherzustellen.“

Gleichzeitig soll mit dem mobilen Pumptrack ein alternatives, bewegungsorientiertes Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche geschaffen werden.

Die neue Anlage entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Schulhofs der Grundschule Kapellen an der Schubertstraße. Die Fertigstellung der neuen Pumptrack-Anlage ist – abhängig von den Lieferzeiten – für Ende September geplant.

Maaßen verspricht: „Die neue Anlage auf dem früheren Schulhof erfüllt die planungsrechtlichen Voraussetzungen und wird so konzipiert, dass sie die geltenden Lärmschutzvorgaben einhält. Der Standort liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplans K 37, der Sportnutzungen ausdrücklich zulässt.“ Ein entsprechendes Nutzungskonzept mit Öffnungszeiten und Verhaltensregeln werde aktuell erarbeitet.

„Wir wollen Bewegung fördern, ohne unsere heimische Natur und Umwelt aus den Augen zu verlieren“, erklärt Bürgermeister Klaus Krützen. „Der mobile Pumptrack ist ein gutes Beispiel dafür, wie berechtigte Interessen von Jugendlichen und Anforderungen an den Umweltschutz miteinander in Einklang gebracht werden können.“

„Die vorbereitenden Maßnahmen für den Rückbau der Ausgleichsfläche sowie die Planung und Umsetzung des neuen Pumptrack-Standorts erfolgen ab sofort“, schließt Lukas Maaßen seine Ausführungen.

Ralf Cremers.

Foto: CDU

Prompt kommt Widerspruch von der örtlichen CDU: „Die Freude und Eigeninitiative von Kindern, die in einer naturnahen Ausgleichsfläche eine BMX-Strecke selbst gestaltet haben, wird von der Stadtverwaltung jäh beendet. Anstatt das Engagement der jungen Sportler zu unterstützen, sollen sie nun auf einen alten Schulhof verlagert werden. Dort ist eine BMX-Strecke aus Betonelementen auf einer Asphaltfläche geplant – eine Lösung, die nur zähneknirschend akzeptabel ist. Doch das Hauptproblem liegt woanders: Die Sicherheit der Nutzung ist nicht gewährleistet“, meldet sich Ratsherr Ralf Cremers (kleines Foto oben) zu Wort. Die Schulhoffläche, auf der die neue Strecke entstehen soll, sei als Bauland vorgesehen. Das bedeutet, dass die Jugendlichen nach einer gewissen Zeit wieder weichen müssen.

„Es liegt die Vermutung nahe, dass diese Verlagerung lediglich eine Übergangslösung ist, um die Kinder nach der anstehenden Wahl ganz ohne eine Fläche dastehen zu lassen. Dieses Vorgehen wirkt konzeptlos und lässt die jungen BMX-Fahrer im Ungewissen über ihre Zukunft“, gibt CDU-Stadtrat Ralf Cremers zu Protokoll.

Die ursprüngliche, von den Kindern selbst gebaute Strecke, befindet sich, wie geschildert, in einer Ausgleichsfläche. „Die Stadtverwaltung begründet die Räumung damit, dass die Nutzung dieser Fläche nicht zulässig sei. Wir glauben jedoch, dass es alternative Wege gäbe. Es wäre wahrscheinlich möglich, die benötigte Ausgleichsfläche an anderer Stelle zu schaffen, um den Kindern ihren Platz zu sichern. Dies würde die beeindruckende Eigeninitiative der Kinder wertschätzen und eine nachhaltige Lösung bieten“, überlegt der CDU-Politiker.

Für ihn ist dies „eine vertane Chance, das Engagement der jungen Grevenbroicher zu fördern und einen naturnahen Sportplatz zu erhalten. Wir fordern die Stadtverwaltung auf, die Entscheidung zu überdenken und eine langfristig tragfähige Lösung zu finden, die den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird und ihre Eigeninitiative belohnt.“