Wevelinghovener Schützenfest Bei deutschem Punk-Rock kam sich das königliche Paar näher

Wevelinghoven · Das Königspaar Katrin und Miguel Coro Garcia ist seit frühester Jugend fest mit der katholischen Kirchengemeinde in Wevelinghoven verbunden. Beide sind immer noch sehr aktiv.

Katrin und Miguel Coro Garcia sehen mit Freude „ihrem“ großen Schützenfest entgegen.

Foto: BSV.

Katrin Coro Garcia organisiert mit einem Team den offenen Treff im Jugendraum des Pfarrzentrums. Außerdem kümmert sie sich um die etwa 30 Messdiener der Gemeinde. Gatte Miguel ist immer zur Stelle, wenn handwerkliche Fähigkeiten gefragt sind. Außerdem gehört er seit sieben Jahren dem Kirchenvorstand an und ist Mitglied im Förderverein „Pfarrverein kath. Gemeinde“.

Dieses Engagement hat sich auf ihre Kinder Klara (17) Milia (14) und Julian (12) ausgewirkt. Alle drei sind Messdiener, Klara ist inzwischen Oberleiterin der Messdiener und Katechetin, ihre Schwester Milia Leiterin einer Messdienergruppe.

Mit dem rheinischen Lebensgefühl im Herzen und der Tradition fest im Blick gründeten im Frühjahr 2016 zehn Freunde aus Wevelinghoven den Scheibenschützenzug „Jot drop“ – ein Name, der nicht besser passen könnte. Denn „jot drop“, also „gut drauf“, sind die Mitglieder dieses besonderen Zugs immer, wenn sie zusammenkommen. Was als Idee einiger Brauchtumsfreunde begann, ist heute eine eingeschweißte Gemeinschaft, die weit mehr ist als ein Schützenzug – sie ist ein Stück gelebte Heimat und Familie. Dennis Schlößer führt als Oberleutnant den Zug an, unterstützt von Pasquale Sciara als Leutnant. Als Spieß sorgt Michael Bongartz für Ordnung, Steffen Klee verwaltet als Kassierer die Finanzen und Dieter Rothausen hält als Schriftführer alles schriftlich fest. Doch Titel sind nur ein Teil des Ganzen – viel wichtiger ist den „Jot drop“-Mitgliedern das, was sie im Innersten verbindet: Freundschaft, Zusammenhalt und das Herzblut für das Brauchtum. „Für uns steht die Gemeinschaft im Vordergrund – in guten wie in schlechten Zeiten“, betont Gründungsmitglied Christian Beede.

Foto: BSV.

Schützenkönig Miguel Coro Garcia ist zwar in Wevelinghoven geboren, aber seine Eltern sind, wie viele ihrer Landsleute, Anfang der 60er Jahre von Nordspanien nach Grevenbroich gezogen, um hier zu arbeiten.

Kennen gelernt hat sich das royale Paar hier in Grevenbroich; geheiratet wurde dann in Spanien. Anschließend ließen sie sich in Wevelinghoven nieder.

Die königlichen Kinder Milia, Klara und Julian freuen sich mit ihren Eltern auf große Fest. Fotos: BSV. (2); DR. (x)

Foto: KV./Reschke

Dabei ist der „König“ auf der Römerstraße groß geworden. Nach dem Abschluss der Hauptschule machte er eine Ausbildung zum Maurer. Mit viel Fleiß und Weiterbildung brachte er es zum Polier. Für „Reuter“ ist er viel unterwegs und beaufsichtigt Baustellen weit über Nordrhein-Westfalen hinaus. Da freut er sich sehr, wenn er, nach getaner Arbeit, zurück zu seinem gemütlichen Heim am Hemmerdener Weg fahren kann.

Königin Katrin Coro Garcia stammt aus einer alten Wevelinghovener Familie. Ihr Bruder betreibt an der Krummstraße den einzigen Bauernhof mit Tierhaltung im Ort. Sie machte nach dem Schulabschluss eine Ausbildung am Grevenbroicher „St. Elisabeth“-Krankenhaus zur Krankenschwester, wo sie immer noch arbeitet. Da ihre Abteilung, die Geriatrie, nicht geschlossen wird, kann sie weiter dort arbeiten.

Kennen gelernt haben sich die beiden schon als Jugendliche bei den Freizeitaktionen der Kirche. Er war aktiv im Disco-Team des Jugendtreffs. „Unsere Disco-Abende waren sehr bekannt und beliebt. Wir spielten hauptsächlich deutschen Punk-Rock.“ Bis aus der losen Freundschaft eine Liebe fürs Leben wurde, hat es aber ein paar Jahre gedauert.

Das königliche Paar neben dem nachgebauten Getreidespeicher („Oreo“), der für die Heimat Asturien so typisch ist.

Foto: KV./Reschke

Der Bruder seiner späteren Frau sei sein bester Kumpel gewesen. Über diesen Freundeskreis sei er zum Schützenwesen animiert worden. 2005 trat er bei den Grenadieren ein. 2016 wechselte er dann zu den Scheibenschützen. „Mir gefällt am Schützenwesen der große Zusammenhalt“, erzählt der Schützenkönig begeistert. „Die Züge sind ja altersmäßig sehr gemischt, aber Jung und Alt unterstützen sich und das gemeinsame Feiern funktioniert ohne Probleme.“

2006 konnte Katrin Coro das Haus ihrer Großeltern am Hemmerdener Weg übernehmen. Da waren sie schon ein Paar. Gemeinsam haben sie das Haus in monatelanger Arbeit umgebaut und zu ihrem neuen Heim gemacht. Die Heirat erfolgte 2007. Drei Kinder vervollständigen mittlerweile ihre Familie.

Klara folgt dem Vorbild ihrer Mutter. Sie ist in der generalistischen Ausbildung zur Krankenschwester. Milia hat große Pläne. Wenn sie ihr Abitur am Erasmus Gymnasium geschafft hat, möchte sie Tierärztin werden. Ihr Traum ist es, in Nordspanien auf den Bauernhöfen als Tierärztin für Großvieh zu arbeiten.

Julian ist der Sportler in der Familie. Er betreibt Leichtathletik im TK Grevenbroich und spielt Fußball beim BV Wevelinghoven.

Auch wenn sie über ihre Königinnen-Kleider noch nichts verraten will, während des großen Erft-Kurier-Intervies holte Katrin Coro Garcia noch einmal ihr Krönungskleid hervor. Sie mag den schulterfreien Carmen-Look mit viel Glitzer: „Wenn ich schon Königin bin, dann will ich das auch auskosten. Ich will aus meiner Alltagrolle raus und mich dann wie eine Königin fühlen."

Foto: KV./Reschke

Miguel Coro Garcia besucht auch regelmäßig seine Verwandten in Spanien. Seine Eltern sind wie viele aus dieser Generation im Rentenalter in ihre Heimat zurück gegangen.

Da 90 Prozent der damals eingewanderten Spanier aus dem Ort „Cangas de Onis“ in Asturien stammten, bildeten sie hier in Grevenbroich eine feste Gemeinschaft. Sie gründeten den „Spanischen Elternverein“, in dem Miguel Coro Gracia zehn Jahre aktiv war.

Die Verbundenheit zu seinen Wurzeln kann man auch im Vorgarten sehen. Dort steht ein ein Meter mal ein Meter großes Modell von einem Getreidespeicher, im spanischen „Oreo“ genannt. „Diese Speicher sind typisch für Asturien. Sie stehen an jedem Bauernhof“, erklärt Miguel Coro Garcia.

Nun steht das Fest bevor und soll auch Gutes im Ort bewirken. Eine Collage mit den markantesten Orten in Wevelinghoven wurde gemalt und vervielfältigt. Diese Drucke stehen zum Verkauf und das Original wird versteigert. Außerdem hat Katrin Coro ihre Leidenschaft fürs Töpfern genutzt und das Wappen von Wevelinghoven getöpfert. Auch das wird verkauft. Die Erlöse kommen dem „Haus der Lebenshilfe“ zugute.

Das ist aber noch nicht alles. Das Königspaar verfolgt einen großen Plan: „Wir hätten gerne unter dem Dach der Kirchengemeinde ein Jugendhaus für Jugendliche ab 14. Für diese Altersgruppe gibt es zu wenig Angebote. Wir haben Pläne und Kostenvoranschläge, aber da müssen die Stadt als Träger und die Kirche als Hausherr eingebunden werden. Das ist noch ein langer Weg.“

(Dagmar Reschke)