Klaus Lüttgens „People get ready“-Tour Bahn, Berge, Wasser ... und jede Menge Mücken

Grevenbroich · Klaus Lüttgen ist jetzt schon ein paar Wochen im Norden Amerikas unterwegs – mit seinem Rad. Aber auch mit einer ganz speziellen Bahn. Und auch zu Fuß, weil er sein Rad (samt Ei-Anhänger) schieben musste.

Hat sich voll und ganz an sein „Fahrrad-Nomadentum“ gewöhnt: Klaus Lüttgen.

Foto: www.rocktheroads.com

Mit einem deutlichen Ruckeln setzt sich der „Silberling“ um kurz nach 9 Uhr in Bewegung und rollt langsam aus dem Bahnhof Sudbury heraus. Außer mir sind nicht viele Passagiere mit an Bord des ,Tripping Train 185‘, wie die Diesellok aus den 1950er auch genannt wird – und so habe ich die freie Wahl auf dem gemütlichen Gestühl der solide gebauten Lok“, schreibt uns Klaus Lüttgen von seiner großen Nordamerika-Tour.

Und weiter. „Na, jedenfalls hatten es die Ingenieure der ,Budd Company’ in Philadelphia wirklich gut gemeint, als sie den Zug planten. Sie haben eine Diesellok mit zwei Waggons konstruiert, die auch heute noch die Passagiere auf der Strecke Sudbury bis White River sicher durch die Wälder Ontarios zu Orten wie Azilda, Chelmsford, Larchwood, Levack Cartier und Benny transportiert.“

Lüttgen im „Tripping Train“..

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Der „Tripping Train“ ist ein ganz besonderer Zug, denn er bringt neben Passagieren auch deren Kanus und anderes sperriges Gepäck an den Zielort der Menschen. So hält der Zug auf Wunsch mitten in der Pampa an und entlässt Kanuten an einem See oder an einer einsamen Hütte mitten im Wald.

Lüttgen: „Ich kann mich gar nicht satt sehen an all der herrlichen Natur und so wird die mindestens achtstündige Fahrt durch die endlosen Wälder, die häufig von unzähligen Seen und Sümpfen durchbrochen ist, für mich zu einem einzigartigen Naturschauspiel. Dann,wieder mal hält der Zug mitten im Wald. Draußen stehen mindestens zehn Leute samt einer Menge Gepäck Es sind Jäger und Angler, die raus aus dem Dschungel und zurück in die Zivilisation wollen. Mit einer Verspätung von mehr als einer Stunde, über die sich hier niemand aufregt, hält der Zug schließlich in White River, der Endstation des ,Tripping Train‘.“

Am Lake Superior.

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.Allesamt sind nun mit dem Entladen der Fracht beschäftigt und alle helfen sich gegenseitig. Auch Lüttgen, dem Radfahrer aus Old Germany mit dem seltsamen Gefährt, eilen sofort helfende Hände entgegen – damit bloß nichts schief geht und die Fahrt mit dem Ei nun weitergehen kann ...

„Am folgenden Tag könnten die Wetterbedingungen besser nicht sein, denn als ich meinen Tross aus dem schäbigen Motel in White River schiebe, erwarten mich strahlender Sonnenschein und ein sehr hilfreicher Tailwind. So komme ich sehr gut voran und erreiche trotz einer kurzen Irrfahrt durch den Busch die Stadt Marathon nach 106 Kilometern.“

Dafür jedoch zahlt er aber in den darauf folgenden Tagen seinen Tribut und muss wegen der jetzt massiv auftauchen Steigungen immer wieder vom Rad runter und sein Gefährt die Berge hochschieben.

„Dafür wiederum sind die Ausblicke auf den Lake Superior, einem der größten Wasser-Ressourcen unserer Erde, schlichtweg grandios. Abends dann,suche ich mir einen Platz im Busch – manchmal an den Gleisen einer stillgelegten Bahnstrecke und manchmal am Strand direkt am Lake Superior.´Längst habe ich mich mit dem Leben eines Randnomaden arrangiert – klar wäre mir ein Bett viel lieber und vor allem auch besser für meinen Rücken – doch sind die Preise für ein Motel oft horrend und der Gegenwert meistens sehr schlecht!“

Wo immer er mit seinem bunten Ei auftaucht, erntet er interessierte Blicke. Am Supermarkt wird er häufig angesprochen und gibt den Menschen bereitwillig Auskunft über sein Projekt und darüber „wie ich auf diese Idee mit dem Ei gekommen bin. Autos fahren hupend an mir vorbei und selbst coole Harley-Fahrer, von denen es hier nur so wimmelt, heben locker das Händchen oder zeigen mir den Daumen hoch.

Kari hat das sauberste Quellwasser der Welt.

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Nach mittlerweile 4.257 Kilometer inklusive der 480 Kilometer mit dem „Tripping Train“ – „vorzeitig ein Resümee für mein Projekt zu machen, dass möchte ich nicht. Jedoch gestalten sich meine Bemühungen, zum Beispiel eine Botschaft der ,First Nation’ zu erhalten als nicht einfach - obwohl fünf Botschaften sind es ja bereits und zwei davon jeweils von den Miqmag First Nation“.

Und er berichtet weiter: „Ich bin heute einer Einladung von Kari gefolgt. Kari ist gebürtiger Finne und als zehnjähriger Junge mit den Eltern nach Kanada gekommen. Er lebt etwas abseits von Thunder Bay mitten im Wald und zeigt mir etwas ganz besonderes. Kari hat nämlich das Glück und fand auf seinem Gelände eine Süßwasser-Quelle von nachweislich einzigartig hoher Qualität. Dann führt er mich zu seiner Quelle Ich habe von diesem Wasser heute einiges getrunken und ich bin zutiefst beeindruckt, wie lecker,absolut reines Wasser schmecken kann. Ganz ehrlich:Nie zuvor habe ich Wasser von solcher Reinheit getrunken!

Nach einer äusserst spannenden Begegnung mit Kari und seiner einzigartigen Süsswasser-Quelle in der Nähe von Thunder Bay befindet sich Klaus Lüttgen nun wieder „on the Road again“ in Richtung Rainy River .

Auf dem weiteren Weg musste Klaus Lüttgen angesichts der dauerhaften Steigung oft schieben.

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„Die Entscheidung ist gefallen: ich werde dort über die Grenze in die USA einreisen, um parallel zur Canadischen Grenze zu fahren. Wahrscheinlich werde ich Irgendwanne in denn Prärien eine längere Strecke mit dem Zug nehmen. Wann dies soweit ist, gebe ich dann noch bekannt.“

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(-kl./-gpm.)
Sorgenfalten
Klaus Lüttgens „People get ready“-Tour Sorgenfalten