Der Bus 090 aus Kamphausen in Richtung „In der Bausch“ fährt an Schultagen – wenn er denn pünktlich ist, dazu später mehr – um 7.36 Uhr von der Haltestelle „Abzweigung Mürmeln“. Für Kids aus der Umgebung, die die Gemeinschaftsgrundschule In den Weiden besuchen, ist nur dieser eine Option. Und auf dem Kirschenweg, der unweigerlich von den Mürmelner Grundschülern dorthin zurückgelegt werden muss, zeigt sich schon das erste Problem: „Der Hauptteil der Strecke ist unbeleuchtet und ohne Gehweg“, erklärt Benedikt Knuppertz, „in der dunklen Jahreszeit sieht man dort Fußgänger nur sehr schlecht. Einen sicheren Platz, um Fahrzeugen aus dem Weg zu gehen, gibt es dort an vielen Stellen nicht. Dies ist in unserem Fall der Hauptgrund, warum wir für unsere Tochter den Bus nicht in Betracht ziehen.“ Obendrein würden Lkw wie Pkw mit hoher Geschwindigkeit an besagter Haltestelle vorbeifahren. Querungshilfe? Fehlanzeige.
Für Sonja Schiffer und andere Eltern stand jedoch fest, dass sie ihren Kindern – mit ein wenig Übung – zutrauen möchten, diesen Weg zu bewältigen. „Ich finde es wichtig für die Entwicklung, dass sie ihren Schulweg alleine meistern können“, betont Schiffer. Drei Zweitklässer, zwei aus Mürmeln und einer aus Kelzenberg, machten also den Anfang. Weitere Kinder, mittlerweile haben sich auch Erstklässler angeschlossen, folgten. Da es keine direkte Haltestelle an der GGS In den Weiden gibt, müssen die Kids auch zur Schule noch einen Fußweg zurücklegen. Als sicherste Option empfinden die Eltern die Haltestelle „In der Aue“. Diese liege zwar relativ spät, aber sorge mit einem Zebrastreifen als Querungshilfe und der ruhigeren Amselstraße für ein besseres Gefühl als beispielsweise die Haltestelle „Rathaus“.
Doch bald zeigte sich ein weitaus größeres Problem: die Pünktlichkeit des Busses. Oft komme der Bus erst zehn Minuten nach der eigentlichen Abfahrtzeit. „Die Linie 090 startet laut Plan um 7.36 Uhr ausreichend früh in Kelzenberg an der Kita, ist aber leider fast nie pünktlich. Die Kinder erscheinen nach einem Fußmarsch von der Haltestelle ,In der Aue‘ bis zur Schule leider fast regelmäßig etwas zu spät zum Unterricht“, erklärt Dirk Klaßen, dessen Kind davon betroffen ist. Und Sonja Schiffer ergänzt: „Die Schule ist glücklicherweise sehr relaxt.“ Doch natürlich sei es keine angenehme Situation für die Schüler, zu spät zu kommen. Ein früherer Start mit derselben Linie um 7.09 Uhr würde eine unbeaufsichtigte Zeit auf dem Schulhof bedeuten, ist also keine Option.
Eltern aus Mürmeln und Kelzenberg haben sich aufgrund dieser Probleme mehrfach an die Stadt und auch den Busbetreiber gewand. Bisher aber ohne Erfolg, wie sie berichten. „Ein sicherer Weg nach Kelzenberg und ein reiner Schulbus, der zeitig und nah der Schule hält, würde die Option des Busses deutlich attraktiver machen“, erklärt Benedikt Knuppertz, dass eben auch Alternativen für die „Elterntaxen“ geschaffen werden müssen, „die Schule bittet immer wieder, Kinder nicht zur Schule zu bringen, die Stadt erschwert diese Eigenständigkeit der Kinder jedoch mit dieser Buslösung zumindest für die Kinder aus Mürmeln.“
Doch was sagt die Stadt Jüchen eigentlich aktuell zu der Situation? Sind vielleicht sogar schon Maßnahmen in Planung? Wie ein Sprecher der Stadt betont, sei „die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler auf ihrem Schulweg sowie die Pünktlichkeit des öffentlichen Nahverkehrs auch für die Stadtverwaltung von zentraler Bedeutung“. Die Verwaltung sei sich der Herausforderungen auf dem Schulweg für die Grundschüler aus Mürmeln bewusst und in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Straßen NRW, der für die B59 zuständig ist, und dem Kreis, der Aufgabenträger der Buslinie 090 ist, wurden verschiedene Möglichkeiten diskutiert.
Zum einen wurde die Idee einer Bedarfshaltestelle entlang der Linie 090 an der Kölner Straße im Bereich der Kreuzung „In den Weiden“ aufgeworfen: „Eine solche Haltestelle könnte potenziell eine zeitliche Entlastung des Schulwegs darstellen. Sollte sich die Haltestelle bewähren, müsste jedoch über eine feste Implementierung der Haltestelle im Netzplan nachgedacht werden und ein, in beiden Fahrtrichtungen, barrierefreier Ausbau vorgenommen werden. Dies würde, je nach Ausführung, mit Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich verbunden sein.“
Bezüglich des Kirschenwegs, dem es aktuell an einem durchgehenden Bürgersteig und ausreichender Beleuchtung mangelt, heißt es: „Eine mögliche Verbesserung der Beleuchtung des Kirschenwegs wurde geprüft. Hierbei wurde eine Kalkulation erstellt, die für eine Beleuchtung der etwa 280 Meter langen Strecke mit acht Masten einen nahezu sechsstelligen Betrag erforderlich macht.“
Ein möglicher Ausbau des Gehwegs stelle die Verantwortlichen vor zusätzlichen Schwierigkeiten, „da entlang des Weges nicht genügend kommunale Fläche zur Verfügung steht, um einen Gehweg ohne umfangreiche Grundstücksankäufe oder Grundstücksverhandlungen zu schaffen“. Sollte sich die Notwendigkeit eines Gehwegs konkretisieren, würde dies zusätzlich mit einem erheblichen Aufwand und weiteren Kosten verbunden sein, da ein Grunderwerb erforderlich wäre. Die Stadt prüft derzeit, ob und in welchem Umfang diese Maßnahme unter Berücksichtigung der finanziellen und baulichen Gegebenheiten realisiert werden könnte.
Ein paar Maßnahmen, neben der regelmäßigen Bitte um Geschwindigkeitskontrollen an den Rhein-Kreis Neuss sowie die Kreispolizeibehörde, seien vonseiten der Stadt Jüchen bereits umgestzt worden. Zum einen wurde der Gehweg im Kreuzungsbereich Kirschenweg/Im Kamp erweitert, wodurch die Straße Im Kamp seither in beide Richtungen gut einzusehen sei. Ebenso wurde die Sichtlinie am Stoppschild versetzt, um die Sicht zu verbessern, und die Bushaltestelle „Abzweigung Mürmeln“ wurde mit Grenzmarkierungen optisch verdeutlicht.
Obendrein sei der Fahrplan der Linie 090 bereits zum Schuljahr 2024/205 angepasst worden. Die Abfahrt des zweiten Busses wurde um fünf Minuten vorgezogen, sodass dieser nun um 7.25 Uhr ab Kamphausen fährt. An der Bushaltestelle „Abzweigung Mürmeln“ soll der Bus dann wie erwähnt planmäßig um 7.36 Uhr abfahren, was – Fußweg von der Haltestelle mit einerechnet – eine Ankunft von 7.55 Uhr an der Grundschule bedeuten würde. „Eine weitere Vorverlegung der Startzeit ist aufgrund der bestehenden Linienführung und des Gesamtfahrplans im regulären Linienverkehr leider nicht möglich“, erklärt die Stadt.
Scheint also, als würde sich die Situation für die Grundschüler wohl nicht so bald ändern.