Nach großem Schlag gegen Kindesmissbrauch Fünf Tatverdächtige stehen vor Gericht

Jüchen/Mönchengladbach · Knapp ein Jahr ist es her, dass Ermittlern ein großer Schlag gegen Kindesmissbrauch gelungen ist: Nach einem deutschlandweiten Großeinsatz konnten sechs führende Hintermänner der abgeschalteten Darknet-Plattform „Alice in Wonderland“, auf der Bilder und Videos mit Missbrauchstaten an Mädchen verbreitet wurden, festgenommen werden. Fünf Tatverdächtige, darunter ein Jüchener, müssen sich seit vergangener Woche nun vor dem Landgericht Mönchengladbach verantworten.

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2020 hatten die Ermittlungen der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) und der Polizei Duisburg gegen die Darknet-Plattform begonnen. Schon seit 2019 sei diese ein Forum für Pädophilie gewesen und habe zu den langlebigsten Plattformen dieser Art gehört.

Bereits in einem ersten Verfahren konnten Einzeltäter der Darknet-Plattform identifiziert und einer Strafe zugeführt werden, erklärte Kriminalhauptkommissar Kai-Arne Gailer, Leiter der Ermittlungskommission, nach dem erfolgreichen Großeinsatz im vergangenen Jahr. Auf diesen Ermittlungserfolgen baute dann das zweite Verfahren seit 2023 auf, wodurch schließlich die deutsche Hälfte der Führungsriege verhaftet werden konnte. Bei dieser handele es sich um zwei Administratoren, zwei globale Moderatoren, einen Moderator und einen User mit entsprechenden Vorkenntnissen sowie einen User mit herausragender Stellung im Forum, so Gailer.

Fünf der Tatverdächtigen, darunter ein 56-jähriger Jüchener, wird nun seit dem 2. Oktober am Landgericht Mönchengladbach der Prozess gemacht. Ihnen wird, in unterschiedlichem Maß, unter anderem der Besitz kinder- und jugendpornografischer Inhalte vorgeworfen sowie solche Inhalte bandenmäßig öffentlich zugänglich gemacht zu haben – und das weltweit. Um sich die Größenordnung annähernd vorstellen zu können: Die Ermittler konnten im vergangenen Jahr eine unglaubliche Menge an Beweismitteln mit insgesamt 1.517 Asservaten (darunter Laptops, Rechner, Handys) und 94 Umzugskartons unter anderem mit Videokassetten und DVDs sicherstellen. Allein auf einem Rechner von einem der damals verhafteten Männer seien 13,5 Terabyte Daten auszuwerten gewesen. Bei einem Foto mit einer durchschnittlichen Dateigröße von 4 MB entspricht dies etwa 3,4 Millionen Fotos.

Als Administratoren und Moderatoren sollen die fünf Angeklagten maßgeblich für den Erhalt der Plattform „Alice in Wonderland“ und damit der Vernetzung Pädokrimineller zuständig gewesen sein, so der Vorwurf. Zu ihren Aufgaben solle dabei nicht nur gehört haben, das Forum technisch am Laufen zu halten, sondern auch eine mögliche Strafverfolgung zu erschweren, indem die Identitäten von Usern auf Fotos oder Videos verborgen wurden.

Wie ein Sprecher des Landgerichts Mönchengladbach auf Anfrage des Top-Kuriers erklärt, sei das schwerste angeklagte Delikt das Verbreiten beziehungsweise der Besitz kinderpornografischer Inhalte als Mitglieder einer Bande. Im Falle einer Verurteilung würde hierfür eine Mindestfreiheitsstrafe von zwei Jahren (bis maximal 15 Jahren) drohen. Für den Prozess sind insgesamt elf Verhandlungstage bis Mitte November angesetzt.