Warum eine Distel die Schotteneinst vor den Normannen rettete

Eine Distel zu erkennen, fällt kaum jemandem schwer. Auch wenn es viele Distelarten gibt, so haben sie doch alle das gleiche, unverwechselbare Merkmal. Denn vor ihren stachligen Blättern haben Menschen und auch die meisten Tiere Respekt.

  Während die Distel bei uns ein schlechtes Image hat, wird sie in anderen Kulturen geehrt und in Wappen und Orden abgebildet.

Während die Distel bei uns ein schlechtes Image hat, wird sie in anderen Kulturen geehrt und in Wappen und Orden abgebildet.

Jüchen. Während es bei der Ackerkratzdistel nur die stacheligen Blätter sind, verstärkt die gewöhnliche Kratzdistel den Eigenschutz noch durch einen stachelbewehrten Stängel. Im ersten Jahr ist von der gekeimten Ackerkratzdistel zunächst nur eine Blattrosette zu erkennen. Erst im zweiten Jahr wächst die Pflanze bis zu einer Höhe von 1,5 Meter und bildet Blüten. Die unteren Blätter sind stachelig, die obersten sind unbewehrt.

Der Erfolg der Distel und die oft großen Bestände sind aber nicht nur durch den wirksamen Fraßschutz zu erklären. Wie einige andere vorgestellte Pflanzen der Serie „Natur entdecken mit dem BUND“ besitzen auch die Disteln noch andere, wichtige Erfolgseigenschaften.

Disteln können auch an trockenen Standorten wachsen. Hilfreich dafür ist eine Pfahlwurzel, die bei den Disteln sogar mehrere Meter in den Boden reichen kann.

Zur Verbreitung nutzen diese durchsetzungsstarken Pflanzen nicht nur schnell reifende Samen, sondern sie vermehren sich zusätzlich über Wurzelausläufer, wie es auch das bereits vorgestellte Weidenröschen macht.

Wie gut diese Vermehrung klappt, haben schon viele Gärtner erfahren, wenn aus kleineren, abgetrennten und im Boden verbliebenen Wurzelausläufern wieder neue Pflanzen treiben.

Da eine Bekämpfung der Disteln auch im Ackerbau nicht immer erfolgreich ist, kann die Distel in der Landwirtschaft nicht mit einem hohen Beliebtheitsfaktor punkten.

Ganz anders fällt die Bewertung der Tiere aus. Distelblüten stehen bei den Insekten hoch im Kurs. Die Ackerkratzdistel lockt mit einem zarten Honigduft. Ihr Nektar und ihr Pollen wird von Schmetterlingen, Bienen, Hummeln, Käfern und Fliegen gerne angenommen.

Die Vorliebe für die Disteln hat beim Distelfalter zu seinem Namen geführt.

Auch die Samen sind als energiereiche Nahrung begehrt. Beim Stieglitz oder Distelfink sind sie so beliebt, dass auch hier die Distel im Namen verankert ist.

Auch wenn die Disteln uns zunächst auf Abstand halten, lohnt sich ein genauerer Blick. Wie der im jüngsten Beitrag beschriebene Rainfarn gehört auch die Distel zu denjenigen Korbblütlern, die nur Röhrenblüten haben.

Die endständige, korbförmige Distelblüte besteht aus annähernd 100 einzelnen, rosa bis violetten Röhrenblüten. Ihre Kelchblätter sind zu einem fedrigen Haarkranz umgebildet. Wie die Löwenzahnsamen können auch die Distelsamen als „Schirmchenflieger“ mit diesen Härchen kilometerweit durch Wind und Sturm verbreitet werden.

Doch auch der Mensch weiß um die wertvollen Inhaltsstoffe. So wird aus den ölhaltigen Samen Distelöl gepresst. Verwendet wird hier allerdings überwiegend die Färberdistel. Junge Wurzeln und junge Blätter der

Kratzdistel können als Gemüse gegessen werden, die Blütenblätter in Salaten und Smoothies verarbeitet werden. Der Blütenboden der Kratzdisteln ist wie bei den nah verwandten Artischocken essbar, nur ist die

Zubereitung etwas aufwendiger.

Im botanischen Gattungsname „Cirsium“ ist das griechische Wort für Krampfadern enthalten, weil Disteln früher gegen Krampfadern eingesetzt wurden. Auch bei einigen anderen

Erkrankungen kommen sie zur Anwendung.

Weil die Inhaltsstoffe in höheren Konzentrationen enthalten sind, werden zum Beispiel für Leberleiden eher Mariendisteln verwendet.

Trotz der verbreiteten Ablehnung haben es einige Distelarten wegen ihrer hübschen Blüten doch noch in die Gärten geschafft. So werden heute verschiedenste Ziersorten in vielen Stauden-Gärtnereien angeboten.

Während die Distel bei uns ein schlechtes Image hat, wird sie in anderen Kulturen geehrt und in Wappen und Orden abgebildet. Als Nationalpflanze ist sie sogar im Schottischen Wappen und im so genannten „Distelorden“ enthalten.

Ob es dabei nur um die Symbolik von Wehrhaftigkeit ging, oder ob die Distel schlafende, schottische Krieger vor einem Angriff der Nordmänner gerettet hatte, weil einer der Nordmänner auf eine Distel trat, und die Schotten durch den lauten Schmerzensschrei gewarnt wurden, ist nicht mehr überprüfbar.

Der BUND wünscht allen Naturfreunden viel Spaß beim vorsichtigen Annähern!

-tkG.

Meistgelesen
Hatte er Rot?
Hatte er Rot?
Verkehrsunfall mit tödlich verletztem FußgängerHatte er Rot?
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort