Das Pascal-Gymnasium ist jetzt eine Informatik-Modellschule für das Land Ein sprechendes Samurai-Schwert weist Weg in die moderne Berufswelt

Grevenbroich · Das würde jeden Schulleiter freuen: Seit dieser Woche steht fest, dass das Pascal-Gymnasium nordrhein-westfälische Informatik-Modellschule wird. Ein Name, der hinter diesem Erfolg steht: Dr. Christian Ratzer. Der Physik- und Chemie-Lehrer steht für die Digitalisierung der Schule, aber auch für Projekte wie „Roberta“, „Maker Space“ und zahlreiche „Spielereien“ mit den 3D-Druckern, die 2018 Einzug ins „Pascal“ hielten.

Schulleiter Gerhard Bodewein und Dr. Christian Ratzer in der „Tüftlerstube“ des Pascal-Gymnasiums.

Schulleiter Gerhard Bodewein und Dr. Christian Ratzer in der „Tüftlerstube“ des Pascal-Gymnasiums.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Dabei ist der Begriff „Spielerei“ gar nicht böse gemeint. Denn die Bandbreite der Schüler-Projekte ist durchaus groß: „Vor Weihnachten kann es auch schon mal sein, dass ein Harry-Potter-Stab gedruckt wird“, lacht der Informatik-Lehrer.

Andere drucken Bauteile für bewegliche Roboter, die dann noch so programmiert werden, dass sie bei Begegnungen Blumen austauschen. Oder es geht um Bauteile für eine computergesteuerte Uhr. Oder auch ein Knaller: Eine Schülerin werkelt an einem Samurai-Schwert, das leuchtet und Töne absondert. Sie braucht es für ihre Cosplay-Einsätze.

Der pädagogische Hintergrund: Zunächst müssen die „Baupläne“ per CAD am Computer entwickelt werden. Im zweiten Schritt werden dann die 3D-Bauteile mit technischer Hardware zusammengebracht. „Sie müssen dann schrauben, löten und lackieren. Etwas, was ihnen zu Hause auch nicht mehr zugänglich ist“, so Dr. Ratzer.

Erklär-Videos lassen sich hier nahezu professionell produzieren. Für den Unterricht reichen aber auch die Aufnahmen mit dem i-Pad, das jedem Schüler ab Klasse 7 zur Verfügung steht.

Erklär-Videos lassen sich hier nahezu professionell produzieren. Für den Unterricht reichen aber auch die Aufnahmen mit dem i-Pad, das jedem Schüler ab Klasse 7 zur Verfügung steht.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Das Ziel der „Tüftler-Werkstatt“ ist klar: Die Schüler sollen fit gemacht werden für Studium und Berufswelt. Übrigens wurden die 3D-Drucker über Spenden angeschafft. Und eine CNN-Fräse (mit ihr können Werkstücke aus Holz-, Alu- oder auch weichen Kunststoffblöcken geschnitten werden) konnte über die Stadt aus dem „Digital-Pakt“ des Landes finanziert werden.

Das gedruckte Vorderteil der Hightech-Uhr.

Das gedruckte Vorderteil der Hightech-Uhr.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Der allererste 3D-Drucker, der nun ausgedient hat, wird von anderen Schüler-Tüftlern upgecycelt: Die Druckplatte soll zum Schachbrett werden. Der Druckkopf wird durch einen Magneten ersetzt, sodass sich eine besondere Art von Schach-Computer ergibt.

Die wunderbare Welt der neuen Technologien. Doch damit ist das Tätigkeitsfeld von Dr. Ratzer noch nicht ausreichend beschrieben. Sein Job ist auch die Digitalisierung der Schule. Schon vor Corona war das Pascal-Gymnasium Pilotschule in Sachen i-Pads. Als dann die Pandemie kam und alle Schulen von jetzt auf gleich Distanzunterricht anbieten mussten, war am „Pascal“ der Grundstock bereits vorhanden. „Wirsind sehr weich gefallen“, strahlt Schulleiter Gerhard Bodewein.

Heute hat jedes Kind ab der siebten Klasse sein Leih-i-Pad. „Die Schüler gehen sehr behutsam mit den Tablets um“, weiß Dr. Ratzer. Und Chef Bodewein ergänzt: „Die Schüler führen die Wertigkeit für die Technik mit sich.“ Übrigens ist auf allen i-Pads der Youtube-Kanal vorsichtshalber gesperrt. Ablenkungen im Unterricht sollen vermieden werden.

Aktuell wird am „digitalen Klassenbuch“ geplant. Und im regelmäßigen „Digi-Café“ werden die Lehrer hausintern geschult. „Auch Kollegen, die zwei Jahren vor der Pensionierung stehen, zeigen hier volles Interesse“, lobt der Chef-Informatiker.

„Die pädagogischen Tage werden genutzt, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben“, zeigt sich auch Bodewein zufrieden. Schließlich werden auch Schüler und Eltern in Sachen Medienkompetenz geschult. Immerhin zeigen sich die sogenannten „sozialen Medien“ und auch „WhatsApp“ mitunter als Gefahr. Hier wurden auch „Medien-Scouts“ ausgebildet. Noch einmal der Schulleiter: „Zur Digitalisierung gehört auch, klar zu machen, was brauchen wir nun einmal nicht.“

Und was nun ist die Aufgabe als neue Modellschule? In den Klassen fünf und sechs ist Informatik über die Nachmittagsbetreuung und durch die „Pascal-Stunde“ implementiert. Dann taucht dieses Fach ab der neunten Klasse in der Differenzierung wieder auf und kann in der Oberstufe zum Leistungskurs werden.

Die Lücke dazwischen soll in Zukunft landesweit geschlossen werden. Wie, das wird ab dem Schuljahr 2023/24 am Pascal getestet.

(Gerhard P. Müller)
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