1. Grevenbroich

Wo Maria und Josef „übersommert“ haben …: „Denn Gott ist das Licht …“

Wo Maria und Josef „übersommert“ haben … : „Denn Gott ist das Licht …“

Zum Heiligen Abend ist sie das Hauptaugenmerk überhaupt. Doch wie läuft denn überhaupt die Vorbereitungsphase der Krippe ab? Sieht sie wirklich in jeder Kirche gleich aus? Und was passiert eigentlich mit der Krippe, wenn die Weihnachtszeit vorbei ist?

Wird Jesus vor der Einlagerung gewaschen und wie wird der Stall abgebaut? Das "Grevenbroich-Magazin" hat vier Krippen in der Stadt besucht.

Die Krippe in Elsen:

"Wir haben das Tabu der deutschen Krippe gebrochen", erzählt Christian Fuhrmann, Küster an "St. Stephanus" in Elsen und meint später: "Maria und Josef kamen in eine Stadt ohne Tannenbäume und Sterne, wir zeigen die harte Realität." Also eine andere Art der traditionsreichen Krippe mit dem himmlischen Betlehem. "Wir hatten immer dieselbe Krippe, da haben wir uns überlegt einfach mal eine neue zu bauen."

Heuer wird sie das dritte Mal in der Kirche zu sehen sein. Wie lange die erste Krippe schon in "St. Stephanus" Jahr für Jahr aufgebaut wurde, weiß Fuhrmann nicht. "Ich bin erst seit 2011 Küster hier", meint er. "Die Figuren sind aber immer noch dieselben", weiß er, "jetzt gibt es aber zum Beispiel keinen Stall. Der vorherige war zu klein für die Figuren."

Im Hintergrund der Krippe wird wieder ein Gemälde stehen, das von heimischen Künstlern gemalt wurde. Davor wird die Landschaft aufgebaut, wie sie in Betlehem gewesen ist — mit viel Grün. Wird die Krippe wieder abgebaut, verschwindet das Gemälde hinter dem Altar. "Es ist zu groß für unsere Türrahmen", meint Fuhrmann, "deshalb wird es weder im Keller noch auf dem Speicher gelagert."

Da, wo beispielsweise der Rest der Krippe aufbewahrt wird. Begibt man sich also in die Sakristei, führt eine Wendeltreppe in einen sehr aufgeräumten Raum der Kirche. Ein riesiger Holzschrank wartet auf der einen Seite, eine Kommode auf der anderen. Und gegenüber von den offenen Türe: ein paar Gewänder des Pfarrers.

"Wir beginnen mit dem Aufbau zwei Wochen vor Weihnachten", so Christian Fuhrmann. Bis zum 6. Januar bleibt die Krippe dann stehen, die heiligen drei Könige stoßen erst an diesem Tag dazu. Dabei dreht Fuhrmann den Schlüssel im Schloss um. Die Türe springt auf, doch der Schrank ist gar nicht wirklich voll. Nur ein paar Figuren, mal mit, mal ohne Kopf, sind zu sehen.

  • Günter Pesch (links) und sein Helferteam
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  • Heinz Wirtz schaute persönlich vorbei, um
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  • Königspaar Heinz und Sandra Nützel mit
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Denn ehe die Figuren zur Krippe aufgestellt werden, wäscht und bügelt der Küster die Kleidung der Hirte und Könige. "Auch das Tuch von Maria wird frisch gemacht, damit es nicht zerknittert aus dem Schrank um sie gebunden wird", verrät er, "Jesus trägt nur Windeln."

Dazu biegt und formt Fuhrmann die Figuren. "Die können sogar sitzen", meint er und führt es mit Maria vor ­— natürlich mit dem weißen Tuch, auch wenn es jetzt vielleicht noch ein paar knickfalten aufweist.

Und ein weiteres Merkmal der neuen Krippe? "Jedes Jahr wird eine Eigenschaft ausgedrückt, die in diesem Jahr besonders wertvoll ist", sagt Fuhrmann, "in diesem Jahr wird es wahrscheinlich die Barmherzigkeit sein." Und, wenn der 6. Januar vorbei ist, landet alles wieder auf dem Speicher und im Keller, zumindest bis zum nächsten Weihnachten. Und wer weiß, vielleicht sieht die Krippe im nächsten Jahr schon wieder etwas anders aus — dafür ist Küster Fuhrmann offen.

Die Krippe in Kapellen:

Müsste man die Krippen in der Kapellener Friedenskapelle in einem Wort beschreiben, wäre das mit Sicherheit das Wort: einzigartig. Denn seit 1989 wird jährlich eine neue Krippe gebaut. Erst von den "Flotte Boschte", mittlerweile mit der Unterstützung der Jungschützen "St. Johannes".

Betritt man den Garten der Familie Pesch, fallen vor allem die vielen Krippen auf, die dort ausgestellt sind. "Ich bewahre alles auf und versuche die Räumlichkeit immer zu erweitern", verrät Günter Pesch. Hier wird gewerkelt und geschmückt, der Jungschützenzug ist dabei sehr fleißig. "Ab März bauen wir die Fackeln für unseren Zug und ab August die Krippe", erklärt Enkel Christian Pesch. Dabei wird einfach gewerkelt. Die Krippe entwickelt sich dann von Stück zu Stück. "Sieht man auf dem Sperrgut ein Brett stehen, dann nehmen wir das mit", so Günter Pesch.

Als 1988 die Grundsteinlegung der Friedenskapelle stattfand, begann wenig später auch die Wende in Deutschland. Mit dem Bau der ersten Krippe begann auch das neue Hobby des Schützenzuges. Mit einem Ritual: "Wir bauen immer viel Licht ein, denn Gott ist das Licht", erklärt der 69-Jährige.

Ansonsten ist der Bau der Krippe auch ein bisschen dem Zufall überlassen. "Bringt uns jemand etwas vorbei, nehmen wir das mit auf", meint er, "dieses Jahr kam schon jemand mit Muscheln. Die werden den Weg darstellen." Aber auch Engel der Ministerpräsidenten oder russische und israelische Figuren wurden schon in der Krippe aufgestellt. Dabei ist Pesch selbst aber schon ein Missgeschick passiert. "Wir haben uns einmal beim Aufbauen schon vermessen", lacht er, "dann mussten wir die zurechtflicken, damit sie in die Kapelle passt."

Die Krippe in Neurath:

"Ich merke, dass ich für das Jesus-Kind noch eine Kiste bauen muss", überlegt Margarete Willim, Mitglied im Kirchenvorstand. Im vergangenen Jahr wurden die 100 Jahre alten Holzfiguren der Krippe das erste Mal restauriert. "Jetzt dürfen wir sie nur noch mit Handschuhen anfassen, weil die Finger sonst mit den Jahren Spuren hinterlassen", erklärt sie. Vorher "übersommerten" die Figuren nur in Stoff eingewickelt, jetzt hat die Neuratherin eigens Kisten angefertigt, um sie noch mehr zu schützen.

Kurz vor der Adventszeit wird die Krippe dann links vom Altar aufgebaut. "Das war schon immer so", gibt sie an, "auf der anderen Seite steht das Taufbecken, das kann nicht verschoben werden." Seit etwa vier Jahren wird die Krippe aus festen Elementen zusammengebaut. Bisher immer vom Schützenverein.

Bis zum Aufbau der Krippe werden die Bauelemente seit einiger Zeit bei einem Landwirten gelagert. "Dort sind sie leider den Witterungsbedingungen ausgesetzt, sodass wir dauerhaft einen anderen Lagerplatz im Umkreis der Kirche suchen", sagt Willim. Auch das Moos für die Grünflächen vor der Krippe würden schon über Jahre gelagert werden. Nur die Strohballen werden jedes Jahr neu zusammengesammelt werden. Dann müsse vor allem Vorsicht mit der Feuerstelle gegeben sein. "Wir haben zwar eine Lampe, die das Lagerfeuer darstellt. Aber auch da müssen wir aufpassen, dass sie nicht so nah am Stroh steht", erklärt Willim.

Und dann, wenn die Krippe binnen zwei bis drei Stunden fertig aufgebaut ist, werden die Figuren an die richtige Stelle gebracht. "Wir haben einmal Schafe gespendet bekommen, die sind aber viel zu klein", überlegt Willim und hält mit einem Tuch eines der Schafe in der Hand. Das Jesus-Kind wirkt daneben wie ein Gigant, fast als wäre das Schaf ein Kuscheltier. "Einen Ochsen oder einen Esel gibt es bei uns leider nicht", so Willim, "es ist schwer ähnliche Tiere zu bekommen. Wenn wir welche gespendet bekommen würden, dann müsste das von der Größe passen." Passend zu den Figuren müssten diese allerdings enorme Viecher sein.

Die Krippe in der Südstadt:

Aufbruch, Hoffnung, Licht und Leben: Das sind die vier Andachten im Advent an der "St. Joseph" in der Südstadt. "Wir beginnen mit Josef bei der Andacht ,Aufbruch‘ und enden mit Jesus bei der Andacht zum Leben", erklärt Andrea Pollert vom Krippenteam, "und wenn Josef einmal da ist, dann bleibt der auch."

So setzt sich die Krippe Schritt für Schritt bis zum Heiligen Abend dann zusammen. Dabei sieht die Krippe jedes Jahr anders aus, auch die Figuren sind nicht immer dieselben. "Da gab es schon die klassischen Figuren, aber auch Torffiguren oder Schaufensterpuppen. Das bleibt jeder Gruppe selber überlassen", meint Pollert.

Jeder Gruppe quasi, die sich dazu bereit erklärt die Krippe darzustellen. In diesem Jahr besteht das Team aus vier Personen. Andrea Pollert und Christian Zenzes sind ein Teil davon. Doch nähere Details wollen die beiden nicht verraten. "Die Details sollen die Leute dann selber sehen", findet Zenzes. Es werde eine Überraschung sein, ob extra noch Grün für die Landschaft gesammelt werde, welche Figuren das Team verwendet und auch wie die "Stall-Bedingung" gelöst werde.

"Der Stall wurde vor einigen Jahren vernichtet", erzählt Pollert und fügt später hinzu, "warum er vernichtet wurde weiß ich nicht. Vermutlich weil die Krippe zu alt gewesen ist." Das Alter sehe man auch den Figuren an. "Die wurden vor Jahrzehnten in den 60ern angeschaffen", weiß Zenzes und Andrea Pollert ergänzt, "Die ein oder andrer Figur hat einen Defekt. Beim Schaf fehlt beispielsweise das Bein." Nur zu den Andachten und Weihnachten würden die Figuren klassische sein.

"Dazu bauen wir noch andere Ideen drum herum", meint Pollert und Christian Zenzes fügt hinzu: "Es wird dazu einen Bonus geben, den es vorher noch nicht gegeben hat." Ansonsten sei es keine normale Krippe, sondern etwas moderner. "Es wird eine Mischung aus Gegensatz und Tradition", schmunzelt Pollert, "die genaue Planung dafür steht noch nicht fest."

Hier geht es zur Bilderstrecke: Die Krippen in Grevenbroich