Der Sommer zeigte sich in den vergangenen Tagen leider nicht von seiner besten Seite. Doch das tat dem Spaß keinen Abbruch, wie sich beim Besuch des Top-Kuriers beim Gierather Bauspielplatz zeigte. Während der Himmel seine Schleusen öffnete, spielten und bastelten die 60 teilnehmenden Kids im Jugendheim an der Schulstraße. Denn auch wenn das Bauen von Hütten immer das Highlight ist, gehört zur Ferienaktion so viel mehr.
„In diesem Jahr greifen wir das Thema ,Hobby Horsing‘ auf und basteln mit den Kids Steckenpferde“, erzählt Andreas Bendt vom Kreisjugendamt, das den Bauspielplatz in Gierath organisiert. Neben klassischen Pferden gab es sogar einige Einhörner und Drachen, mit denen die Kinder, nachdem sich die Sonne endlich wieder zeigte, durch einen Parcours auf dem Außengelände „ritten“.
Da schaute auch Bürgermeister Harald Zillikens, der am Dienstag in Gierath vorbeischaute, ganz genau hin. Für ihn sei „Hobby Horsing“ nichts, verriet er schmunzelnd, sich handwerklich zu betätigen, liege ihm aber umso mehr. So schnappte er sich kurzerhand Handschuhe und Hammer und packte bei einem Bauwerk mit an. Denn die Paletten – gut 200 Stück waren es insgesamt – für ihre Zwecke vorzubereiten, ist gar nicht immer so leicht, weiß Andreas Bendt: „Trotzdem hatten wir hier richtig schnell die ersten Hütten mit Dach stehen, das ist selten.“
Verwunderlich ist das jedoch nicht. Richtige kleine Baumeister waren wieder dabei, wie beispielsweise die neunjährige Jule. „Ich war im vergangenen Jahr schon beim Bauspielplatz in Hochneukirch und baue oft mit Papa Sachen“, erzählt sie. Ihr eigens mitgebrachter Akkuschrauber kam dann aber doch nicht zum Einsatz. Die Geschwister Ida (8) und Jan (11), die mit Jule in einer Bauspielplatz-Gruppe waren, greifen ebenfalls gerne ihrem Papa und ihrem Opa unter die Arme, wenn es darum geht, etwas zu bauen oder zu reparieren. Alle drei strahlen: „Das macht richtig Spaß hier!“
Für Andreas Bendt ist es immer wieder schön, zu sehen, wie sehr sich die Kids auf den Bauspielplatz freuen. Besonders toll sei es, dass mittlerweile einige, die früher selbst an der Ferienaktion teilgenommen hätten, nun das Helferteam unterstützen würden. So zum Beispiel Finja (15): „Es wirklich super. Auch wenn es natürlich anders ist, sich um bestimmte Aufgaben zu kümmern, statt überall unterwegs zu sein wie damals als Kind. Aber ich habe tolle Teammitglieder, die einen auch unterstützen.“ 16 Teamer sorgten in dieser Woche dafür, dass alles rund lief. Mit dabei war ab Mittwoch auch Sarah Kürsch, Jugendleiterin der Evangelischen Kirchengemeinde Jüchen, die mit den Kindern unter anderem bastelte. Über die Kooperation freute sich Andreas Bendt besonders.
Im Schmölderpark in Hochneukirch herrschte ebenfalls wieder beste Stimmung beim Bauspielplatz, der seit 2016 vom Jugendcafé Bamm ausgerichtet wird. Am Dienstagvormittag wurde zwar aufgrund des schlechten Wetters ein Baustopp eingelegt und in der Peter-Bamm-Halle gespielt und gebastelt; doch dafür gingen die 130 Kids am nächsten Tag umso motivierter ans Werk.
„Es sind schon ein paar Tränchen geflossen“, berichtet Juliane vom Helferteam über den Regentag, „wir mussten ein bisschen improvisieren, aber das haben wir als Team sehr gut hinbekommen und wir konnten die Kinder superschnell wieder auffangen.“ Die Ehrenamtlerin, die zum ersten Mal beim Bauspielplatz im Einsatz war, freut sich sehr, dass sie und ihre Teamkollegen den Kids ein paar schöne Tage bescheren konnten. Sie selbst weiß aus ihrer Kindheit, wie prägend solche Ferienaktionen sein können: „Ich erinnere mich bis heute gerne an eine ähnliche Ferienaktion zurück, die ich in Bayern besucht habe. Man durfte das erste Mal Verantwortung übernehmen, sich ausleben. Es ist total schön, wenn wir vielleicht auch für die Kinder hier Erinnerungen schaffen, die ein ganzes Leben halten.“
Dass das gelingt, daran bleibt kein Zweifel. So war beispielsweise Elion (11) vom letztjährigen Bauspielplatz so beeindruckt, dass er sich direkt eigenes Werkzeug wünschte. Mit seinem Werkzeuggürtel und -koffer mit Hammer, Bits und Co. war er dann auch in dieser Woche am Start. „Der Bauspielplatz hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich gerne wiederkommen wollte“, strahlt er. Mit seinem Team hat er ein kleines Haus mit Balkon gebaut, das am Ende der Woche noch ein Borussia-Logo zieren sollte.
Ganz begeistert bei der Sache war ebenfalls die elfjährige Emma. Wie sie verrät, habe sie ihren Eltern zu Hause schon bei kleineren Sachen handwerklich geholfen. Aber so etwas Großes wie ein Haus aus Paletten habe sie noch nicht gebaut. „Am meisten Spaß macht mir das Bohren“, erzählt sie, bevor sie wieder zu ihren Mitstreiterinnen zurückkehrt, um die „Dachterrasse“ zu befestigen. Die wurde später natürlich auch vom Statiker-Team der Ehrenamtler abgenommen – denn Sicherheit wird groß geschrieben.
Egal, wo man hinschaute, die Stimmung war gewohnt ausgelassen – bei den Teilnehmern wie bei den Ehrenamtlern. Dieses Miteinander mache den Bauspielplatz zu etwas Besonderem, wie Teamer Justus berichtet. Er engagiert sich bereits seit 2020 bei der Ferienaktion, die den Startschuss für seine Ehrenamtskarriere gab. „Es macht einerseits total viel Spaß, die Kinder beim Bauen zu begleiten“, erzählt er, „andererseits gibt es jedes Jahr ein super Team, in dem man sich einfach wohlfühlt. Und das gemütliche Beisammensein der Teamer am Abend ist auch immer Freizeit für einen selber.“ Dem kann Cerise Beermann, Leiterin des Bamm, nur zustimmen, die von den 30 Ehrenamtlern als „Herzstück der Aktion“ spricht: „Ohne sie würde das alles hier nicht funktionieren. Wir sind total dankbar für die Zeit, die sie uns, vor allem aber den Kindern schenken.“
Am Freitag feierten dann alle – in Gierath sowie in Hochneukirch – gemeinsam mit den Eltern den Abschluss von wieder einmal gelungenen Bauspielplätzen.