Damals wie heute geht es dem „Team Welcome“ darum, geflüchtete Menschen guten Willens – der Schwerpunkt liegt auf Familien – zu unterstützen, hier anzukommen. „Es fällt keinem Menschen leicht, seine Heimat zu verlassen“, so Ingrid Scholz, „daher ist es uns ein Anliegen, erst einmal ,Welcome!‘ zu sagen und dann zu schauen, wie wir helfen können“.
Das „Team Welcome“ sei Ansprechpartner in vielen Belangen und versuche, aufkommende Fragen zu klären oder den Kontakt zu entsprechenden Stellen zu vermitteln, die unterstützen können. „Caritas, Integrationsstellen, Jobberatung et cetera – wir haben uns mit den Jahren gut vernetzt mit verschiedenen Stellen in Mönchengladbach und Neuss“, berichtet Scholz, die außerdem mächtig stolz auf ihr Team ist: „Ich finde es toll, dass bei dem Wust an Fragen, Papieren und Anträgen, durch die wir uns arbeiten, nach wie vor so viele Menschen bereit sind zu helfen. Ich habe Hochachtung vor meinem Team.“
Damals startetet das bis heute stattfindende „Café Welcome“, bei dem es neben der Möglichkeit zur Begegnung auch um den Austausch von Informationen rund um Sprachkurse, berufliche Perspektiven und mehr geht. Doch da hört das Engagement noch nicht auf. Das Angebot des „Team Welcome“ hat sich mit der Zeit, vor allem aber auch aus der Erfahrung heraus, entwickelt. Zu Beginn, als insbesondere Flüchtlinge aus dem arabischen Raum nach Deutschland kamen, kristallisierte sich beispielsweise schnell der Bedarf nach Sprachkursen für Frauen heraus.
Heuer gibt es zum Beispiel regelmäßig Nachhilfe für Schüler und immer mittwochs das Sprachcafé, das ab dem 6. August von 10 bis 12 Uhr wieder im Marienheim startet. Dort kommen Menschen zusammen, um die deutsche Sprache in praktischen Lebenssituationen einzuüben, was sehr gut ankomme. Obendrein stellte das Team schon mehrere Ausflüge in den Ferien, Fahrradaktionen und mehr auf die Beine, was auch nur dank vieler Spenden möglich war (und ist).
Bei dem großen Wunsch, möglichst vielen Menschen zu helfen, war es Ingrid Scholz von Anfang an wichtig, das Team nicht aus den zu verlieren: „Keiner soll sich überfordern. Alle Fragen und Belange anzugehen, ist gar nicht machbar im Ehrenamt.“ Daher galt es, Grenzen zu setzen, damit die Freude an der Arbeit, sich zu vernetzen, nicht verloren gehe. „Weniger ist mehr, um sich nicht auszupowern“, erklärt die Pastoralreferentin, „jeder soll sich aussuchen können, was er machen möchte und was er schafft. Wir machen lieber kleine, überschaubare Projekte, aber dafür mit vollem Einsatz.“
Ingrid Scholz strahlt, wenn sie über die Arbeit mit ihrem Team berichtet: „Alle sind sehr offen, sehen Dinge auch mal kritisch und setzen sich einfach für mehr Gerechtigkeit hier in Jüchen ein. Das gibt auch ein Stück Hoffnung, dass es den Menschen hier nicht egal ist, was in der Welt passiert. Das berührt mich und treibt mich an.“
Natürlich gebe es in der Flüchtlingsarbeit auch immer wieder Rückschläge, verrät die Pastoralreferentin. Wenn beispielsweise Familien, die sich hier ein Leben aufgebaut hätten, abgeschoben würden oder Menschen, die bemüht seien, sich zu integrieren, aufgrund starrer Gesetze und Regelungen Steine in den Weg gelegt würden. Doch eine riesengroße Motivation für das „Team Welcome“ seien die vielen „Glückspunkte“, wie Scholz sie nennt. Wenn Menschen so gut integriert seien, dass sie sich hier ein Leben fernab der Heimat aufbauen können, Schulabschlüsse schaffen, Ausbildungen starten, in Arbeit kommen. Manch einer, der vom „Team Welcome“ mit offenen Armen empfangen und unterstützt wurde, sei nun sogar selbst aktiv und helfe anderen Flüchtlingen. „Das hat etwas Hoffnungsvolles, dass solche Verbindungen zwischen den unterschiedlichsten Kulturen entstehen können. Wir können viel voneinander lernen“, freut sich Ingrid Scholz.
Das zehnjährige Jubiläum soll dementsprechend gebührend gefeiert werden und so wird am Dienstag, 12. August, zu einem ganz besonderen „Café Welcome“ geladen. Von 16 bis 18 Uhr treffen sich Geflüchtete aller Nationen, Wegbegleiter der vergangenen zehn Jahre sowie Unterstützer im Marienheim, Alleestraße 3, um sich auszutauschen, Informationen zu verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten zu erhalten und einfach ein paar schöne Stunden miteinander zu verbringen. „Um 17 Uhr wird es auch eine Überraschung geben“, verrät Ingrid Scholz schon jetzt und lädt herzlich zum Jubiläums-Begegnungscafé ein.
Zehn Jahre „Welcome“ in Jüchen – jede Menge tolle Begegnungen, viele Erfolgsgeschichten, aber auch mancher Rückschlag gehören dazu. Wenn Ingrid Scholz an die Zukunft denkt, hat sie nur einen Wunsch: „Ich wünsche mir, dass die geflüchteten Menschen gut in Deutschland angekommen sind – mit Beruf, Schule und Wohnung. Und dass sie gerne hier mitleben und mitgestalten.“