Jetzt die Lehren ziehen

Wevelinghoven · Am 29. Oktober beginnt vor dem Landgericht in Mönchengladbach der Prozess gegen den Vater (47) aus Wevelinghoven. Es geht um den zweiten Fall der Kindesmisshandlung, der in diesem Jahr für Aufregung gesorgt hatte. Neben der Anklage wirft der Fall aber noch weitere Fragen auf.

 : Jetzt die Lehren ziehen
Foto: privat

Wevelinghoven. In der Anklageschrift wird geschildert, wie der Vater den Jungen über den Teppichboden gezogen, ihn gebissen, mit einem Staubsaugerrohr geschlagen und stark geschüttelt haben soll. Später soll der Junge dann mit dem Stuhl umgefallen und auf den Boden geknallt sein. Der Junge musste wegen Gehirnblutungen notoperiert werden.

Klar, dass da die Frage „Hätte das verhindert werden können?“ kommt. Bekannt ist, dass vier Jugendämter (Kaarst, Grevenbroich, Mönchengladbach und Rhein-Kreis) sowie die Ausländerbehörde involviert waren. Und ebenso wie auf dem berüchtigtem Campingplatz in Lügde scheint es da zu „Reibungsverlusten“ gekommen zu sein.

Der Düsseldorfer Landtag will nach Lügde aktiv werden. Landtags-Abgeordnete Heike Troles (CDU) verweist auf ein umfassendes „Impulspapier zur Prävention, zum Schutz vor und Hilfe bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder“, das in den zuständigen Ausschüssen beraten wird. Dort soll unter anderem geregelt werden, wie sich Jugendämter besser untereinander abstimmen können.

Noch einen deutlichen Schritt weiter geht Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Er fragt, ob es sinnvoll sei, wenn „Akten ständig hin- und hergetragen würden“.

Immerhin komme es regelmäßig vor, dass von einem Jugendamt betreute Familien in eine andere Stadt ziehen würden. Und dann gebe es viele Gründe, warum es bei der „Übergabe“ zu „Verlusten“ kommen könne.

Seine Forderung: Größere räumliche Einheiten würden solche „Übergaben“ vermeiden. So wie im kommenden Jahr die Adoptionsvermittlung beim Kreis zentralisiert wird, könnte er sich vorstellen, auch den sensiblen Bereich der Betreuung gefährdeter Familien und Kinder zentral zu organisieren. „Nicht zuletzt auch deshalb, weil es hier einen erheblichen Fachkräftemangel gibt“, so der Landrat gegenüber der Redaktion des Erft-Kurier.

Gerhard Müller

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